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Sagen aus Bayern

Sagen aus Bayern

Titel: Sagen aus Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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der Tag zu grauen anhub. Sie beteten inbrünstig ob der armen Dirne, die man so wider Gleich und Recht hinausgelassen, und dieses Frevels halber kam die Mehrsten ein Greuel an. Doch Reu und Leid wurd da zu spät gemacht, in drei Tagen verschied die Dirne in der hitzigen Krankheit, allzeit schüttelte es sie im Fieber bald vor Frost, bald vor Glut, das Erlebte erzählend fiebernd vor Angst.

Die Drudensteine
    Drudensteine nennt man in der Gegend von Kempten und Oberdorf in Schwaben einen kleinen, runden Stein mit einem Loch. Die Drudensteine gehören zur Kalkbildung; ihre Abrundung ist, wie bei allen Flußgeschieben, durch das Abreiben der Kanten und Ecken im strömenden Wasser erfolgt. In dem Loche, welches bei keinem Drudensteine fehlen darf, stak wahrscheinlich ein Belemnit, welchen das Volk Donnerkeil oder Teufelsfinger nennt. An die Drudensteine knüpft sich ein alter Aberglaube, welcher in der genannten Gegend noch nicht ganz erloschen ist: oft fühle man nachts im Bette, wenn man ganz wach sei, ein furchtbares Drücken; man nehme deutlich wahr, wie sich etwas dem Bette nähere, sich allmählich auf das Bett niederlasse und endlich auf dem im Bette liegenden mit solcher Last ruhe, daß dieser sich nicht mehr rühren und selbst nicht um Hilfe rufen könne. Oft komme es vor, daß kleine Kinder in der Wiege in einer Nacht am Leibe große Beulen bekommen, daß sie nicht schlafen und gedeihen können. Oft bemerke man morgens im Pferdestall, daß die Mähnen oder Schweife der Pferde so in Zöpfe verflochten sind, daß man sie kaum auseinanderbringen kann. Dieses alles machen die Druden und das Gegenmittel ist der Drudenstein. Wenn man durch das Loch dieses Steines ein Bändl oder einen Riemen zieht und ihn in der Stube oder an des Kindes Wiege oder im Pferdestall aufhängt, so kann die Drud nichts machen. Alte Hebammen haben solche Steine und leihen sie den Weibern, ihre Kinder zu schützen.

Die Flämmchen am Zollstock
    Nicht weit von Dattensoll, das früher Tatzenzoll hieß, auf dem Wege nach Hundsbach, steht ein Zollstock. An ihm führte der Weg der Getreidebauern vorüber, die auf die Schweinfurter Schranne fuhren. Da sie hier vom Fuldaischen ins Würzburgische kamen, mußten sie am Mautplatz die Tatze, ihren Zoll, bezahlen.
    Wenn die Nächte recht finster und schauerlich waren, besonders in den rauhen Nächten um die Jahreswende, aber auch zur Zeit der Sommer-Sonnenwende, erschreckten den verspäteten Heimkehrer hier am Zollstock zwei flackernde, bläuliche Flämmchen. Es waren die Seelen zweier Bösewichte, die an dieser Stelle einen von der Schranne heimkehrenden Bauern totgeschlagen und seine gespickte Geldkatze unter sich geteilt hatten. Aber die Gesellen kamen nicht weit. Ein Blitzstrahl setzte ihrem Verbrecherleben ein schnelles Ende. Noch heute gehen ihre Seelen am Mordplatz um und schrecken die Leute, die zu später Stunde am Zollstock vorüberkommen.

Die Geisterjagd im Neustadter Forst
    Die Klosterherren zu Neustadt versahen den Gottesdienst auf der Burg Rothenfels. Sie waren bei den gastlichen Amtleuten freundlich aufgenommen und es kam manches Mal der späte Abend herbei, bis sie die Burg verließen. Einst an einem Feiertage nach bereits eingebrochener Nacht schritt ein Klosterherr von Rothenfels am Maine hin gegen Neustadt. Da hörte er von Würzburg her lustigen Hörnerschall herüberklingen, der erst sehr entfernt war, aber schnell näher kam. Der Klosterherr lauschte festgebannt den wunderlieblichen Klängen und heller und heller ertönte es und herüber über den Main kam ein glänzender Zug, voraus reitende Jäger mit den klingenden Hörnern, dann stattliche geistliche Herren und Ritter hoch zu Roße mit dem Jagdspeer in der Faust, dann Karossen mit schönen Frauen, endlich ein großer Troß, berittene und unberittene, mit Jagdgeräten und den Bracken an der Leine. Der Zug schwebte, ohne Land oder Wasser zu berühren, an dem erschrockenen Klosterherrn vorüber und verlor sich in dem großen Klosterwalde.
    Im darauf folgenden Jahre traf sich's, daß der nämliche Klosterherr an demselben Feiertage wieder den Gottesdienst auf der Rothenfelser Burg abhielt. Auch dieses Mal ging er in der Nacht nach Neustadt. Und wieder hörte er den Hörnerklang, und wieder erschien der Jagdzug und verlor sich, wie das erste Mal im Neustadter Forst. Daheim im Kloster erzählte der Herr, was er zwei Male erlebt, und hörte, daß vor vielen Jahren eine Gesellschaft von hohen geistlichen Herren, Rittern und Frauen aus

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