Sagen aus Bayern
Rosenheim und empfing dort in der Klosterkirche die Hl. Kommunion, obwohl er zuvor nicht gebeichtet hatte. Danach ging er in ein Wirtshaus und zechte den ganzen übrigen Tag. Als es schon zu dämmern anfing, machte er sich erst auf den Heimweg. Als er über die Innbrücke gehen wollte, saßen auf den beiden Geländern je eine schwarze Katze, die ihn mit wildfunkelnden Augen anglotzten. Mit einem kräftigen Fluch wollte er sie hinunterschlagen. Sie sprangen jedoch auf ihn zu, fauchten ihn an und wichen ihm nicht mehr von den Fersen, bis er einen geweihten Rosenkranz herauszog und das Kreuzzeichen machte. Darauf verschwanden sie.
Die Jungfrau im Oselberg
Zwischen Dinkelsbühl und Hahnkamm stand auf dem Oselberg vor alten Zeiten ein Schloß, wo eine einige Jungfrau lebte, die ihrem Vater als Wittiber Haus hielt und den Schlüssel zu allen Gemächern in ihrer Gewalt gehabt. Endlich ist sie mit den Mauern verfallen und umgekommen, und das Geschrei kam aus, daß ihr Geist um das Gemäuer schwebe und nachts an den vier Quatembern in Gestalt einer Fräulein, die ein Schlüsselbund an der Seite trägt, erscheine. Dagegen sagen alte Bauern dieser Orte aus, von ihren Vätern gehört zu haben, diese Jungfer sei eines alten Heiden Tochter gewesen und in eine abscheuliche Schlange verwünscht worden; auch werde sie in Weise einer Schlange, mit Frauenhaupt und Brust, ein Gebund Schlüssel am Hals, zu jener Zeit gesehen.
Die Kirche des heiligen Leonhard in Kaufring
Das schöne Kirchlein, dem heiligen Leonhard geweiht, soll auf folgende Weise entstanden sein.
Eines Tages – es war in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts – schwamm auf den Wogen des reißenden Lechstromes ein hölzernes Bild des heiligen Leonhard herab. Der Fluß warf dieses Bild einige hundert Schritte oberhalb des Dorfes ans Land. Der Mann, welcher es fand, machte in einer alten Eiche, die neben einer klaren Quelle stand, eine Höhlung und stellte das Bild hinein. Als nach einiger Zeit der Mann sein Bild wieder besuchen wollte, war es verschwunden und wurde auf einer Wiese wiedergefunden, die etwas oberhalb der Quelle lag. Man brachte nun das Bild des heiligen Leonhard abermals in die hohle Eiche. Am andern Tage aber lag es an demselben Platze auf der Wiese. Dieses wiederholte sich öfters und führte das Volk zum Glauben, daß der heilige Leonhard hier sein Bild geehrt wissen wollte. Deshalb baute die Gemeinde Kaufring eine Kirche, und stellte das Bild des heiligen Leonhard in derselben auf. Gegenwärtig befindet sich das Bild oberhalb dem Eingange der Kirche, auf dem Choraltar steht ein schöner gearbeitetes. Dieses Kirchlein erwarb sich bald großen Reichtum so wie nämlich das Vertrauen der Gläubigen wuchs und der Besuch der Andächtigen sich vermehrte, die in frommem Glauben auch stets Hilfe in Viehseuchen gefunden haben. Man erzählt auch, daß zuweilen zur Nachtszeit die Kirche ganz erleuchtet gesehen worden, ohne daß man sich erklären konnte, was Ursache dieser Beleuchtung gewesen sein möge. Der vor einigen Jahren verstorbene Förster Rauch soll selbst einmal in der Kirche zur Nachtszeit Musik gehört haben.
Die 'lange Agnes' im Walde bei Furth
Im Wald zwischen dem Grenzstädtlein Furth und dem Markte Eschelkam quillt unfern des Fußpfades ein Brünnlein aus dem Boden, das beim Volk seit altersher verrufen ist. Niemand wagt es, nach dem Abendläuten ihm nahe zu kommen. Denn dort treibt seit undenklichen Zeiten die »Lange Agnes« ihr Unwesen. Wer eine Sünde begangen, namentlich aber ungerechtes Gut an sich gebracht hat, über den gewinnt das boshafte Gespenst Macht und den drangsaliert es in empfindlicher Weise.
Die Marter besteht darin, daß die »Lange Agnes« ihr Opfer in die Wasser des Brünnleins taucht und ihm dann den Kopf mit Bürste und Stahlkamm bearbeitet, daß Haut und Haare abgehen möchten.
Es wird erzählt, die »Lange Agnes« sei in ihrem Leben ein bitterböses, habgieriges Weib gewesen, von hochgestreckter, hagerer Gestalt, und habe sich so ganz und gar in die Sorgen um das Zeitliche versenkt, daß sie sogar den Tag des Herrn nicht heilig gehalten habe. Oft sah man sie an hohen Festtagen im Bach stehen und ihre Wäsche schwemmen. Von diesem sündhaften Tun konnte sie weder durch die Ermahnungen ihrer Angehörigen noch durch die Strafreden des Pfarrherrn abgebracht werden. Ihres verstockten Sinnes wegen wurde ihr nach dem Tode die Ruhe der Seligen versagt, und sie muß bis zum Tage des Gerichtes an jenem Brünnlein
Weitere Kostenlose Bücher