Sagen aus Bayern
in alten Zeiten ein gewalttätiger Ritter, der Schrecken der ganzen Gegend.
Zogen die Ulmer Kaufleute mit ihren Waren aus Welschland vorbei, so lauerte Kuno mit seinen wilden Gesellen im Gehölz, plünderte die Reisenden aus oder ließ sich das Weiterziehen mit blankem Gold bezahlen. Seine Untertanen bedrückte er auf alle erdenkliche Weise; kam ein Bettler an die Schloßpforte, so hetzte er seine zottigen Rüden auf ihn und sah mit Hohngelächter zu, wenn sie den Armen übel zurichteten. Das unrecht gewonnene Gut wurde dann in schwelgerischen Gelagen verpraßt, wobei die geraubten Weinfässer, wenn sie ihres feurigen Inhalts entleert waren, unter dem Gejauchze der Zechenden in den Burggraben hinabgerollt wurden.
Viele Jahre trieb der Ritter das wilde Raubhandwerk, fragte nicht nach Gott und nach den Menschen, und so kühne Abenteuer er auch unternahm, immer kehrte er siegreich von seinem Strauß heim, so daß es ringsum hieß : Ritter Kuno hat seine Seele dem Teufel verschrieben, deshalb richtet niemand etwas gegen ihn aus.
Plötzlich starb er jedoch um die Mitternachtsstunde, nachdem er von einem blutigen Raubzug heimgekehrt war. Seine Spießgesellen trugen den Leichnam in das oberste Gemach, von dessen Söller sonst Ritter Kuno nach vorüberziehenden Kaufleuten auszuspähen pflegte. Während die Gesellen dann im Erdgeschoß über der Teilung der angehäuften Schätze haderten und lärmten, erscholl plötzlich um die Zinnen der Burg das kreischende Gekrächze einer Schar Raben, die bald durch die geöffneten Fenster in das Totengemach hineinflogen und unter gräßlichem Geschrei das Antlitz des Verstorbenen mit wütenden Schnabelhieben zerfetzten.
Die Totenwächter vermochten die schwarzen Gesellen erst zu verscheuchen, nachdem das Gesicht des aufgebahrten Ritters gänzlich zerfleischt war. Die Zechenden im Hof ergriff kalter Graus; sie ahnten Gottes Strafgericht, verteilten die geraubten Güter teils unter die Armen, teils an Kirchen; das Raubnest aber überlieferten sie den Flammen, die die Burg bis auf die Grundmauern verzehrten.
Nur wenige Trümmer und der Name der Burg – Rabenschaichen – erinnern an den einstigen Glanz dieser Stätte.
Die drei Götzen
Bis zum Anfang unseres Jahrhunderts befand sich am Karlstor in München ein Torwarthaus samt der Zöllnerstube.
In dieser wurde ein steinerner unförmlich großer Kopf mit drei Gesichtern, einem schwarzen, roten und weißen gezeigt, den man die drei Götzen nannte. Auf demselben waren die Jahreszahlen 1105, 1109 und 1767 eingemeißelt. Der Sage nach soll in uralter Zeit an der Stelle, wo das Karlstor sich befindet, ein heidnischer Götzentempel gestanden und in demselben dieser Kopf verehrt worden sein.
Bei Abbruch der Wälle und des Torwarthäuschens verschwand dieser Kopf spurlos und wurde wahrscheinlich zertrümmert.
Die drei Späne
Es ist noch bei Menschen Gezeiten in einer Winternacht, da man bei der Gunkel im Gärtnerhaus in Lichtenberg schauerliche Begebenheiten, sonderbar von der Teufelskuchen erzählte, war eine Dirne, ein keckes Ding, so fürwitzig, mancherlei des Gehörten zu verspotten, und vermaß sich jetzt in der Finster allein in die Schlucht zu gehen. Wie nun die einen sich ob solch frevelhafter Herausforderung des Bösen kreuzten, sprachen die andern, die Dirne an Wort zu halten und zum Zeichen, daß sie dort gewesen, drei Spän aus einem alten Eibenbaum zu schneiden, morgen am Tag wollten sie dann nachsehen ob sie wirklich so getan. Das Mädel ließ sich nicht aufhalten und lief richtig hinaus. Bald kam sie zur Schlucht und fand auch den Baum. Hier schnitt sie rasch den ersten Span, aber ihr armes Herz nackelte schon fast, als es ihr war es knisterte wie ein Feuer um sie. Aber schneidig wie sie war, schnitt sie keck den zweiten Span, da fuhren aber ganz deutlich feurige Funken heraus, und wollt es ihr nun doch zaghaft werden; halb wahnsinnig vor Schreck und Wut erschnitt sie aber doch noch den dritten Span, schrie laut hin: es ist doch alles nur Teufelspuk und jagte in einer Furie nach Haus, um sie herum aber war alles ein wildes Feuer.
Es wird eine Gefahr haben, ob sie wieder kommt, sagte gerade die alte Ahnfrau, als die Dirne selber bleich wie der Tod wie eine Erscheinung in die Stuben stürzte und die drei Spän auf den Tisch hinwarf. Wer aber beschreibt das Entsetzen aller, als drei weißgebleichte Totenbeiner auf das Tischbrett rasselten, und die Dirne jählings zusammenfiel. In der Nacht traute sich keins mehr hinaus, bis
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