Sagen aus Bayern
Würzburg acht Tage im Kloster sich aufgehalten, um der Jagdlust zu genießen, und daß sie selbst am Feiertage die Jagd nicht ausgesetzt hätten, weshalb sie wohl auch nach ihrem Tode die Geisterjagd abhalten müßten.
Die Glücksrute
Die Glücksrute, von der hier gesprochen wird, bringt kein Glück und ist auch keine Rute, sondern ein dicker Stock, der auf Befehl seines Eigentümers einen, er mag nah oder fern sein, ohne Zutun einer Menschenhand windelweich drischt. Um zu einem solchen Stocke zu gelangen, muß man in der heiligen Christnacht in den Wald gehen, und dort um zwölf Uhr unter Hersagung gewisser Sprüche eine junge Eiche abschneiden; man darf aber auf dem Hin- und Herwege nicht beschrien werden und auch kein Wort sprechen, sonst ist der Stock unkräftig und es kann einem auch sonst ein großes Unglück widerfahren. Gelingt's und gewinnt einer durch den Frevel einen kräftigen Stock, so mag ein rachsüchtiges Gemüth das wohl für ein Glück ansehen, ob's aber seiner Seele Gewinn bringt, mag der am besten wissen, der dem Stocke den Segen gibt.
Der Hanskort von Edelbach im Kahlgrunde hatte eben auch ein rachsüchtiges Gemüth; er konnte es nie vergessen, wenn ihn jemand beleidigt hatte, und wenn die Beleidigung auch nur eingebildet war. Einst hatte sein Vetter von ihm eine kleine Summe Geldes, die er jenem schuldig sein sollte, gefordert; Hanskort leugnete mit Recht oder Unrecht die Schuld, mußte sie aber, als der Vetter vor Gericht klagbar ward, bezahlen. Das wurmte den Hanskort, daß er nicht schlafen konnte. Es ging gerade auf Weihnachten und Hanskort hatte auch von der Glücksrute gehört und wußte, wie man ihrer habhaft werde; er nahm sich vor, sich eine zu schneiden und dann auf dem Rücken seines Vetters einen Versuch damit zu machen. Als der heil. Christabend gekommen war und Mitternacht nahte, begab sich Hanskort auf den Weg in den nahen Wald. An dem Eingange in denselben traf er auf einen stattlichen Jäger, der zwei große Hunde mit sich führte. Der Jäger sprach: »Gut' Zeit, Hanskort! Wo hinaus so spät?« Hanskort stutzte, als er sich mit seinem Namen anreden hörte, denn es war mondhell und der Jäger stand in vollem Lichte, aber Hanskort kannte ihn nicht; dennoch erwiderte er den Gruß und murmelte etwas von einer unverschieblichen Reise, worauf er seinen Weg fortsetzte. Als er in der stillen Winternacht die Glocken von Ernstkirchen zur Mette läuten hörte, schritt er zum Werk; bald hatte er den Stock in den Händen. Er kehrte sich um und wollte den Rückweg antreten – da stand hinter ihm der Jäger, aber nicht zum freundlichen Gruße, sondern mit gräulichem Gesicht; er ergriff den Hanskort am Kragen, fuhr mit ihm hoch in die Luft, drehte ihm den Hals um und warf ihn zur Erde, daß kein Knochen ganz blieb.
An der Stätte, wo dieses geschehen, wächst heute noch kein Halmen Gras.
Die Gretlmühl
Herzog Ott, Ludwigs von Bayern jüngster Sohn, verkaufte Mark Brandenburg an Kaiser Karl IV, um 200.000 Gülden, räumte das Land und zog nach Bayern. Da verzehrte er sein Gut mit einer schönen Müllerin, namens Margret, und wohnte im Schloß Wolfstein, unterhalb Landshut. Dieselbige Mühl wird noch die Gretlmühl genannt, und der Fürst Otto der Finner, darum, weil er also ein solches Land verkauft. Man sagt: Karl hab ihn im Kauf überlistet und die Stricke an den Glocken im Land nicht bezahlt.
Die Hexe von Menzing
Ein Bursche ging einmal zur Nachtszeit zum Kammerfenster seiner Geliebten, die im Dorfe Menzing an der Würm wohnte. Als er sich dem Hause näherte, sah er das Zimmer der Dirne hell erleuchtet, und als er neugierig hineinblickte, gewahrte er, wie das Mädchen einen Bund Stroh zusammenrichtete, und denselben mit allerlei Bändern und Flitterwerk zierte. Nach einigem Zögern klopfte der Bursche an das Fenster und fragte die Dirne, was sie denn mache. Diese gab zur Antwort: Ich fahre aus; wenn du mit mir reisen willst, so kannst du dich zu mir setzen; rede aber kein Wort, sonst bist du unglücklich. Der Bursche war neugierig, zu wissen, was seine Geliebte treibe, stieg hinein und setzte sich auf den Bund Stroh mit dem Versprechen, zu schweigen. Das Mädchen nahm eine Büchse aus der Tasche ihres Kleides, bestrich sich und dem Geliebten mit einer Salbe die Nase und begann darauf die Reise. Diese ging durch den Kamin hinaus und dann durch die Luft fort und fort in weit entfernte Gegenden. Da fuhren sie einmal ganz nahe an einem Weinkeller vorüber, wo man eben mit Lichtern
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