Sagen aus Bayern
beschäftigt war. Da der Zug etwas niedrig ging, glaubte der Bursche, die Leute, die dem Strohbunde so nahe kamen, möchten ihn anzünden, und in der Angst schrie er auf. Augenblicklich lag er auf dem Boden, während die Dirne mit dem Strohbunde seinen Blicken entschwand und ihre Luftreise unbekümmert um ihn fortsetzte. Der Keller, bei welchem er auf den Boden gelangte, lag bei Wien. Zufällig war der Kellermeister ein alter Bekannter von ihm, den er früher in München hatte kennen lernen. Mit dessen Hilfe gelang es ihm, seine Reise in die Heimat zu bewerkstelligen. Als er wieder nach Menzing kam, traf er seine Geliebte auf dem Felde bei der Arbeit. Die Vorwürfe, die er ihr machte, rührten sie nicht, sondern sie sprach bloß: »Ich habe dir gesagt, du sollst schweigen; hättest geschwiegen, so hättest du mit mir auf den Blocksberg zum Tanz fahren können. Ich war dort recht lustig und bin in vierzehn Tagen schon wieder zu Hause gewesen, während du einen schönen Umweg hast nehmen müssen.«
Die hohe Wart
Die hohe Wart ist eine mäßig große Waldung, fast in der Mitte zwischen den Ortschaften Oberbessenbach, Hessenthal, Neudorf, Völkersbrunn, Leidersbach, Ebersbach und Soden gelegen, und gehört etwa zur Hälfte der Stadt Aschaffenburg, zur anderen Hälfte mehreren Gemeinden des Vorspessarts.
In diesem Walde hauste von jeher allerlei Spuk. Die Waldmeister, welche das Gemeindegut veruntreuten, die Bierrichter, welche falsche Steine setzten, die Holzdiebe, die gewissenlosen Holzarker, wandern in der hohen Wart; insbesondere treiben die Vierrichter ihr Wesen um den sogenannten Drelmärker, den Grenzstein, welcher die hohe Wart von der Gemarkung Volkersbrunn und dem gräflich ingelheimischen Walde scheidet.
Ein Mann von Hessenthal ging einst in der Nacht von Obernburg nach Hause. Als er an das Hohenwarthäuschen kam, stand ein grauer Mann da, der ihm auf den Rücken sprang und sich bis an das erste Haus von Neudorf tragen ließ. Da sprang er ab und sagte: »Wenn du wieder in der Nacht am Hohenwarthäuschen vorübergehst, so mache hübsch ein Kreuz.«
Der Klosen-Jockel von Neudorf fuhr nachts mit seinen Ochsen die Lamstershöhle hinaus gegen die hohe Wart, wo sein Wagen mit Holz beladen stand; er wollte ihn nach Obernau führen. Als er dem Gründchen gleich war, erschollen Hundegebell, Schüsse und Jagdgeschrei, wie wenn eine Treibjagd abgehalten würde. Zugleich erhob sich ein solcher Wind, daß der Klosen-Jockel mitsamt seinen Ochsen aus dem Wege über das Feld hinweggeblasen wurde, bis an die sogenannte Kühruhe, die eine halbe Stunde vom Gründchen entfernt ist. Dort erst kam er wieder zu sich und setzte nun seinen Weg in die hohe Wart fort; das Jagdgetöse aber hörte er noch lange.
Der Hocken-Schmied von Hessenthal ging am hellen Tage von Kleinwallstadt durch die hohe Wart nach Hause. Als er an die Grenze zwischen der hohen Wart und der Hessenthaler Markung kam, sprang ihm ein Pferd ohne Kopf auf den Rücken und fuhr mit ihm bis zum Erlenbrunnen. Dort lag ein Tränktrog für das Vieh, woran sich der Mann fest anhielt und mit einer Hand Wasser über seinen Rücken auf das Pferd warf. Da sprang es ab und war verschwunden.
In der Nacht vor Pfingsten hüteten mehrere Neudorfer Bauern in dem Distrikte Häuschenschlag und zwar in einer jungen Kultur, wo das Vieh den größten Schaden anrichtete. Die Bauern hatten sich unter eine Buche gelegt, um zu schlafen, allein um Mitternacht erhob sich in den Ästen der Bäume ein fürchterlicher Lärm, als wenn alles kurz und klein gebrochen würde und herabstürzte und Menschen und Vieh erschlüge. Voller Angst eilten die FrevIer mit ihrem Vieh aus dem Walde.
Im Sohlschlage weideten einst zwei Bauern von Volkersbrunn nächtlicher Weile ihr Vieh. Da kam ein großes schwarzes Tier, ähnlich einem Hund, bei dessen Anblick das Vieh zu brüllen anfing und unaufhaltsam nach Völkersbrunn lief.
Ein städtischer Förster kam auf seiner Runde einst auch in den Distrikt Rothenabt. Da hörte er Holz mit dem Waldhammer schlagen. Er ging dem Laute nach, sah aber niemand, und nun hörte er bald vor, bald hinter sich schlagen, daß es ihm, obwohl er ein beherzter Mann, ganz unheimlich ward.
Und so gibt es noch eine Menge Geschichten, welche beweisen, daß es in der hohen Wart nichts weniger als geheuer ist.
Die Innbrücke in Rosenheim
In Pirach bei Vogtareuth war einmal ein Knecht, der weder an einen Himmel noch an eine Hölle glaubte. An einem Sonntagmorgen ging er nach
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