Sagen aus dem Rheinland
mächtige Rauchwolken aus seiner schön geschnitzten Pfeife aufsteigen. Mit einem Male stand, wie aus dem Boden gewachsen, ein wildfremder Kerl vor ihm, der einen weiten Mantel trug und einen Klumpfuß hatte. Wie der Förster in das feuerrote Gesicht mit den grellen Augen sah, wurde es ihm unheimlich, und verstohlen faßte er nach dem Schaft seiner Flinte, die er schußbereit über der Schulter trug. Und als ihn dann der Kerl fragte, was er tue, sagte er ganz seelenruhig: »Oh, nichts Besonderes; ich rauche meinen Tabak.« Da bat der Fremde: »Darf ich auch einen Zug aus dieser schönen Pfeife tun?« Bereitwillig kam der Förster der Bitte des Zudringlichen nach, hielt ihm aber statt der Pfeife den Flintenlauf an den Mund und forderte ihn auf, tüchtig zu ziehen. Kaum tat der Fremde den ersten Zug, da griff der Förster blitzschnell ans Flintenschloß und drückte los. Doch ruhig, als sei nichts geschehen, spuckte der Teufel, denn er war es, die Kugel aus und sagte: »Ei, zum Donner, du rauchst ein starkes Kraut.« Mit einem Schlage war darauf der Böse verschwunden. Der Förster aber merkte an dem abscheulichen Schwefelgeruch, wen er vor sich gehabt hatte.
Der Teufelssand
Der Satan wollte sich rächen für den Streich, der ihm gespielt worden war, flog darum nach dem Gestade der See und lud eine große Düne gleich einem Mehlsack auf den Rücken; mit der Last machte er sich alsbald wieder nach Aachen, um die Stadt gänzlich zu verschütten und unter dem Sand zu begraben. So war er schon über die Maas gekommen und stand endlich nicht mehr weit von der Stadt im Soerstal; da trieb ihm ein plötzlicher Wind so viel Sand in die Augen, daß er die Gegend nicht recht erkennen konnte. Eben kam ein altes Weib daher, das hatte Schlubben (Schlappschuhe) an. Das fragte er, wo er denn eigentlich wäre und wie weit er noch bis Aachen hätte. Die Alte schaute ihm einmal ins Gesicht und erkannte ihn gleich wieder, denn sie hatte ihn früher oft beim Bau des Münsters gesehen; auch erriet sie schnell seine Absicht, als sie den Sandberg auf seinen Schultern sah, und sie sprach schlau: »Ach, da seid ihr ja ganz vom Wege abgekommen, lieber Herr. Schaut nur auf mein Fußzeug; ich habe die Schuhe in Aachen neu angezogen, und jetzt sind die Sohlen mir von der lange Reise bis hierher schon ganz zerrissen.«
Da fluchte der Teufel einen greulichen Fluch und schrie zornig: »Ich bin der Schlepperei müde; für jetzt mag mir das Betrügernest entgehen, ich werde mich doch noch an ihm zu rächen wissen.« Und mit den Worten warf er den Sandberg nieder auf die Erde und fuhr ab, wobei er einen übernatürlichen Gestank hinterließ.
Den Sandhaufen kann man noch sehen; er ist durch den gewaltigen Stoß, den er bekam, als der Teufel ihn hinwarf, in der Mitte gespalten und bildet so eigentlich zwei Berge, von denen einer der Lousberg heißt, wie das alte Weib dem Teufel selbst zu loos (lose, schlau) war.
Der Teufelsschornstein
Bei Saarhölzbach lebte einmal ein Schmied, der war so stark, daß er seinen Amboß mit Leichtigkeit bis über den Kopf heben konnte. Er war ein rauher Geselle, fluchte den ganzen Tag und glaubte weder an Gott noch an den Teufel.
Eines Tages stand er in seiner Werkstatt und machte Hufeisen. Als er das erste fertig hatte und beiseite schob, sprang es mitten durch. Zornig nahm er ein zweites unter den Hammer, doch auch dieses zersprang. Da packte er fluchend ein neues Stück Eisen mit der Zange und sprach: »Wenn das nun auch zerspringt, dann soll mich gleichfalls der Teufel holen! « Wütend hämmerte er drauf los, daß die Funken bis an die Wände stoben. Wie nun auch das dritte Hufeisen klirrend in zwei Stücke zerbrach, da kam schon der Teufel durch den Rauchfang und redete den Überraschten an: »Ich habe deinen Wunsch gehört und bin gekommen, ihn zu erfüllen. Folge mir! «
Da wurde es dem Schmied angst und bange; er dachte darüber nach, wie er dem Teufel entrinnen könne, und sagte endlich: »Mein Wort will ich halten, doch sollst du mir vorher zeigen, wie groß deine Macht ist. « Der Teufel war's zufrieden, und nachdem die beiden abgemacht hatten, sich um Mitternacht auf dem Berge gegenüber Saarhölzbach zu treffen, verschwand der Böse wieder durch den Rauchfang.
Als es Nacht geworden war, nahm der Schmied seinen schweren Zuschlaghammer unter den Arm, fuhr mit einem Nachen über die Saar, stieg den Berg hinan und stellte sich in einen hohlen Baum, Um den Teufel zu erwarten. Plötzlich tat sich am Abhange
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