Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sagen aus dem Rheinland

Sagen aus dem Rheinland

Titel: Sagen aus dem Rheinland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
Vom Netzwerk:
des Berges die Erde auf, und der Fürst der Unterwelt kam, in eine Rauchwolke gehüllt, aus der Öffnung hervor. Er hob schnuppernd die Nase und kam dann geradeswegs auf den hohlen Baum zu. Der Schmied gab ihm nun auf, zwischen 12 und 1 Uhr sämtliche Marksteine des Trierer Landes auf einen Haufen zusammenzutragen, und sie dann zwischen 1 und 2 Uhr wieder zurückzuschaffen, einen jeden an seine Stelle. Der Teufel war einverstanden; er pfiff auf den Fingern, und sogleich kam eine ganze Schar bocksfüßiger Gesellen herbeigestürmt. Die gingen, als es im nahen Mettlach zwölf Uhr schlug, mit ihrem Meister ans Werk. Bald regnete es Marksteine, und noch vor Ablauf einer Stunde war die halbe Arbeit getan; die Steine lagen, haushoch aufgetürmt, beisammen. Nur einer lag etwas abseits; ein Teufel hatte ihn fallen lassen, als ob er ihm zu heiß sei. Als der Schmied ihn genauer betrachtete, sah er, daß er mit einem Kreuz gezeichnet war. Er zerschlug ihn heimlich mit dem Hammer zu Staub und streute diesen in den nahen Bach.
    Beim Schlage eins begann die höllische Schar die Steine wieder fortzuschaffen, und schon vor der ausbedungenen Zeit konnte der Meister berichten, daß die Abmachung erfüllt sei. Der Schmied aber machte ihn darauf aufmerksam, daß noch ein Stein fehle. Als die Teufel merkten, was geschehen war, drangen sie wütend auf den Mann in der Lederschürze ein. Der aber packte den Hammer und schlug den Anstürmenden gewaltig auf die Köpfe, daß sie klirrten. Doch allmählich erlahmten seine Kräfte, und er wäre sicher verloren gewesen, wenn es nicht im Augenblick der höchsten Gefahr vom Mettlacher Kirchturm zwei geschlagen hätte. Da fuhren die Teufel durch die Öffnung am Bergabhang wieder in die Tiefe.
    Als der Schmied sich erholt hatte, ging er langsam nach Hause. Schon am andern Morgen warf er Hammer und Amboß in die Saar und trat eine Fahrt nach dem heiligen Lande an. Der Felsen aber, unter dem die Höllenbewohner aus- und eingefahren waren, heißt noch heute der Teufelsschornstein.

Der Teufelstein
    Da liegt im Weselerwald zwischen Drevenack und Marienthal, dem Dorf, in dem das alte Kloster am grünen Isselufer lag, mitten in einer Wiese ein mächtiger Steinblock, von dem niemand weiß, wie er dahingekommen ist. Von einem Felsen kann er nicht hinabgerollt sein, weil es dort in der niederrheinischen Ebene keine Felsen gibt. Und wenn die Gelehrten heute sagen, daß er in Zeiten, als dies weite Land noch Meer war, mit einem Eisberg angespült sei, so haben aber doch die Urgroßväter der Bauern, die dort noch heute wohnen, nichts gewußt von so gelehrten Dingen, von nordischem Granit, woraus der Stein besteht, und auch von einer Zeit vor mehr als hunderttausend Jahren nichts. Als sei er aus der Luft herabgefallen, so lag er immer da, Jahrzehnt schon um Jahrzehnt, breit und dick und fast so hoch wie eine Weihnachtstanne, so daß die Knechte sich vor Sonnenschein und Regen hinter ihm verstecken konnten. Wie aus der Luft herabgefallen – doch wie kann das sein? Vom Himmel? Aus den Wolken? Von den Sternen? Es war noch nie, so daß sie's wußten, solch ein Felsblock aus der Luft gekommen -und es konnte da nur eine einzige Lösung geben, da nur einer solche Kräfte haben konnte und auch den bösen Sinn, diesen Stein hoch durch die Luft zu werfen: Der Teufel selber kann es nur gewesen sein. Und so erzählten sie:
    In jener Zeit, als auch diesem Lande das Evangelium vorn Christ gepredigt wurde, als in Marienthal fromme Männer das Kloster bauten und in Drevenack die Kirche immer höher stieg, daß der Turm schon weither vom Walde zu sehen war, da habe der Teufel seinen bösen Streich ausführen wollen. Den Nixen in der Issel war es fast gelungen, den Bau des Klosters zu verhindern. Sie trieben das Wasser des kleinen Flüßchens hoch über die neuen Fundamente; die Mönche aber ließen sich keine Mühe mehr verdrießen: Sie bauten neu, einige Meter höher, den Hügel aufwärts, da wo nun heute noch das Kirchlein steht und wo noch der Kreuzgang und die alten Zellen immer noch an jene längst vergangene Zeit erinnern.
    Das aber war dem Teufel denn nun doch zu viel. Hoch oben auf den Testerbergen jenseits der Lippe habe ihn die Satanswut erfaßt, so daß er jenen Fels, den Teufelsstein, gegriffen habe, um ihn weit – (mit donnerstarkem Brausen sei er durch die Luft geflogen) – ja, nun weiß man nicht, um ihn gegen das Kloster oder die neue Drevenacker Kirche, die er beide von seinem hohen Sitze habe sehen können,

Weitere Kostenlose Bücher