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Sagen aus dem Rheinland

Sagen aus dem Rheinland

Titel: Sagen aus dem Rheinland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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nutzlos. Doch lieber wollte er sterben, als in schimpfliche Gefangenschaft geraten. Rasch entschlossen stürzte er sich in kühnem Sprunge in den schauerlichen Abgrund. Wie durch ein Wunder kam er mit dem Leben davon.
    Schon am folgenden Tage gab der Graf von Are seine Einwilligung zur Vermählung der Liebenden. Die Stelle aber, von der aus der junge Saffenburger den tollkühnen Sprung gewagt hatte, heißt noch heute »Zum Rittersprung! «

Der Sänger Arnold
    Ein Wald, in dem der Kaiser Karl gern jagte, war der Burgel bei Arnoldsweiler; er ist so oft von Aachen dahin geritten, daß ein Feldweg durch die Lucherberger Mark zum Andenken daran noch heute Keseschpättche (Kalserspfädchen) genannt wird. Von diesem Burgel- oder Bürgelwald wird auch eine Schenkungsgeschichte erzählt, die sich auf einer Jagd Karls zugetragen hat.
    Es war zu der Zeit ein Sänger ins Land gekommen, der Legende nach aus Griechenland, er hieß aber Arnold. Da er ein Meister in seiner Kunst war, wurde er am Hofe wohl aufgenommen. Alles aber, was er mit Singen und Saitenspiel gewann, verteilte er unter die Armen und Waisen. Einst ging König Karl mit seinem Gefolge bei Ginnezwilre (Arnoldsweiler) auf die Jagd. Da lag ein großer Wald, Burgel genannt; die Leute aber, die ringsum wohnten, hatten kein Holz und litten große Not dadurch, wagten aber keines aus dem Walde zu holen, da er zum Königsgut gehörte. Da sann der fromme Arnold, wie er ihnen helfen könnte.
    Und eines Tages, als der König sich zu Tisch setzte, trat er zu ihm und erbat sich eine Gnade. Der König fragte, was es wäre, da sprach er.- »Ich bitte dich darum, daß du mir so viel von dem benachbarten Wald schenkst, als ich umreiten kann, während du an der Tafel sitztest. « Karl gewährte es ihm; der Sänger aber hatte schon vorher eine Anzahl der schnellsten Pferde rings um den Wald, den er zu erwerben gedachte, in gleichen Abständen aufgestellt, so daß er sofort, wenn ein Tier müde war, ein anderes besteigen konnte. So umritt er ein Waldstück zwei Meilen in die Länge und halb so breit; jedesmal aber, wenn er abstieg, zeichnete er eine hohe Eiche mit dem Schwert – die Marken sollen noch zu der Zeit, da diese Legende aufgezeichnet wurde (1637), zu sehen gewesen sein. Dann kehrte er voll Freude zurück, als Karl noch an der Tafel saß. Der König verwunderte sich über die Maßen, aber was er ihm zugesagt hatte, säumte er nicht zu erfüllen, zog einen Ring vom Finger und gab ihm mit diesem nach Königs Brauch vor aller Augen den Wald zu eigen. Der Sänger dankte ihm auf den Knien und flehte Gott um langes Leben und himmlischen Lohn für ihn an: »Wisse, Herr«, sprach er, »diese reiche Gabe wird dir für alle Zeit unvergessen sein, denn ich will sie dem Himmelsherrn darbringen für das Heil deiner und meiner Seele. «
    Und nachdem er den Wald so durch Übergabe des Ringes empfangen, verteilte er ihn an die umliegenden Dörfer, deren Namen hier angeführt seien, damit kein Fremder und von dieser Schenkung Ausgeschlossener sich deren etwas anmaße: Arnoldsweiler, Ellen, Oberzier, Niederzier, Lich, Ober- und Niederembt, Angelsdorf, Elsdorf, Paffendorf, Glesch, Heppendorf, Sindorf, Manheim, Kerpen, Blazheim, Golzheim, Buir, Morschenich, Merzenich.
    Auf seinen Wegen zum Bürgelwald soll der Kaiser auch über den Plan nachgedacht haben, eine große Stadt zu bauen, die von Aachen bis Düren reichte; soll es dann aber schweren Herzens der zu großen Kosten wegen aufgeben haben mit den Worten: »Ach weh, teuer! « Danach, so meinten die alten Leute früher dort, seien dann die Orte Aachen, Wehe und Düren benannt worden. Dagegen weiß man an vielen Orten des Landes um Aachen über die ganze Eifel und die Ardennen hin von einem Jagdschloß zu erzählen, das sich Karl da gebaut haben soll, so in Stolberg, Monschau, Karlshausen (im Kreise Bitburg) und Bertrad.

Der Schäfer am Pulvermaar
    In alter Zeit zogen alljährlich in den ersten Frühlingstagen die Bauern aus den Dörfern am Pulvermaar um den See und flehten betend und singend den Segen Gottes auf ihre Fluren herab. Aus Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit unterblieb einmal der fromme Bittgang. Da geriet das Wasser des tiefen Kessels in Bewegung; wie von unterirdischen Feuern erhitzt, wallte es auf, stieg höher und höher und drohte über die Ufer zu treten. Unheimlich grollte und dröhnte es aus der Tiefe, und die Erde erbebte im weiten Umkreis.
    Ein Schäfer, der in der Nähe seine Herde hütete, gewahrte voll Schrecken

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