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Sagen aus dem Rheinland

Sagen aus dem Rheinland

Titel: Sagen aus dem Rheinland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Königen hatte in Köln zuletzt so zugenommen, daß es den Teufel schwer ärgerte und er einen großen Stein auf das Dach des Domes warf; der fuhr hindurch, durchbrach das Gewölbe und fiel auf die Dreikönigskapelle. Da hätte er den kostbaren Schrein, der die Gebeine der drei Weisen enthält, ohne Zweifel zerschmettert, aber das wollte Gott nicht. Der Kasten wich zurück gegen die Wand hin und blieb also unverletzt.

Die Herdmännchen von Wachtendonk
    In Wachtendonk wohnten die Erdmännchen oder Herdmännchen unter dem Rathaus; sie hatten einen großen kupfernen Kessel, den die Bürger bei Tage mitbenutzen durften. Dafür mußten sie ihn abends blankgescheuert wieder vor das Rathaus hinstellen und ein kleines Geschenk, ein Weißbrot oder dergleichen, hineinlegen. Ein Wachtendonker aber, der in der Nachbarschaft wohnte – man wußte sogar seinen Namen –, unterließ dies einst und machte sogar zum Hohn noch eine Schweinerei mit dem Kessel. Die Erdmännchen rächten sich damit, daß sie ihm in der nächsten Nacht alles Getreide aus dem Hause forttrugen. Da wollte er ihnen einen rechten Streich spielen und streute abends Erbsen auf die Treppe, daß sie in der Dunkelheit ausgleiten und herunterfallen sollten. Nun hatte er es aber ganz mit ihnen verdorben, sie stahlen ihm alles aus dem Hause weg, so daß er völlig verarmte.
    Später als das Morgen-, Mittag- und Abendläuten in Wachtendonk eingeführt wurde, konnten die Erdmännchen das nicht ertragen und sind fortgezogen nach dem Hülser Berg im Kempener Land, dort hausten sie, wo jetzt der Aussichtsturm steht. Die Bauern der Umgegend hörten oft, wenn sie an dem Berg vorbeigingen, ein Gesumme wie von einem Bienenschwarm, konnten aber nirgends einen Eingang finden und sahen auch niemals irgend etwas Lebendiges aus- und eingehen. Solange die Erdmännchen aber in dem Berg wohnten, hatten die Bauern gute Tage. Einmal als der Rhein austrat, waren in einer Nacht tiefe breite Gräben gezogen, durch die das Wasser abfloß, so daß es den Feldern keinen Schaden tat; von diesen Gräben sind noch die Niepkuhlen erhalten. Und wenn die Bauern Roggen und Weizen gemäht auf dem Felde liegen hatten, konnten sie sicher sein, daß es am andern Morgen gedroschen und in Stroh und Körner gesondert auf der Tenne lag.

Die Hexe von Nattenheim
    Zu der Zeit, als im Trierischen Lande die Hexen noch ihr Unwesen trieben, diente in Nattenheim ein armes Knechtlein bei einem Bauern, dessen Weib auch mit dem Teufel im Bunde stand. Allabendlich trat die Hexe an den Jungen heran, warf ihm einen Pferdezaum um den Hals und ritt auf seinem Rücken über Berg und Tal, durch Feld und Wald bis in den Morgen hinein. Kaum war nach dem wilden Ritt der Todmüde in seiner Kammer eingeschlafen, dann trommelte ihn seines Herrn harte Faust schon wieder heraus.
    Wie der Arme nun von Tag zu Tag blasser und schmaler wurde, schickte ihn der Bauer zum Arzt. Das Knechtlein aber sprach: »Der Doktor kann mich nicht heilen, nur Ihr könnt mir helfen«; und er erzählte dem Bauern sein ganzes Elend. Vor Staunen fiel der Mann beinahe auf den Rücken, und er nahm sich vor, sein Weib zu kurieren.
    Noch am gleichen Abend versteckte er sich hinter der Tür der Knechtekammer. Wie dann die Bäuerin eintrat, riß er ihr den Zaum aus der Hand und warf ihn ihr um den Hals. Da stand ein Schimmel vor ihm mit Pferdehuf und Schweif. Er schwang sich auf seinen Rücken, und fort ging's über Stock und Stein, bis der Schaum dem Pferde von den Flanken flog. Doch dem Bauer ging es noch immer zu langsam. Er bearbeitete sein Reittier mit Peitsche und Sporn, daß es dahinfegte wie der Wind, bis endlich ihm selber der Atem stockte. Dann hielt der Reiter vor eines Hufschmieds Haus und ließ seinem Gaul vier neue Eisen anschlagen. Und weiter ging der rasende Galopp bis zum Frührot. Als die Sonne eben aufging, löste vor seines Hauses Tür der Bauer den Zaun vom lahmenden Schimmel. Eine Stunde später fand man die Hexe im Bette liegend, zerkratzt und zerschunden, mit Hufbeschlag an Hand und Fuß.

Die Höhle bei Island
    EIberfeld gegenüber liegt Island, das wohl älter sein mag, als die Stadt; oberhalb diesem Islande lag unten an der Wupper eine Höhle, in welcher vor alten Zeiten Zwerge, oder gespenstige Wesen gewohnt haben sollen. Diese Zwerge erschienen öfter vor Zeiten den Menschen, zeichneten sich durch Reinlichkeit und Anstand aus und litten nicht, daß sich in ihrer Nachbarschaft etwas Unehrenhaftes oder Unanständiges zutrug. Als die

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