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Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: unbekannter Verfasser
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nicht stärker gesagt hätte, denn heut war sein guter Tag. »Um der Menschen Gunst gib ich gar nicht und will deshalb allein auf Deine gar große Macht und Gewalt vertrauen, die da erschrecklich groß ist gar über die massen stark über alle Geist Himmels und der Erden. O allerliebster Vater, Du Licht der Blinden, Stab der Lahmen, Der lässt uns Übel nit widerfahren; O großer Fürst, Deine wunderbare Majestät behüt uns von allen giftigen Seuchen, hitzigen Leibschäden und anderen gefährlichen Krankheiten und widerwärtigen Zufällen, also dass uns weder Glück noch Unglück, weder Gesundheit noch Trübsal, weder Armut, weder Tot noch Leben von Dir lieber Vater mögen absondern.«
    Auf der Kanzel sah man einen dunklen Fleck, der sich bin und wieder bewegte. Ehe die andern hinsahen, flog ein großer, schwarzer Vogel auf den Tisch neben die Postille und schrie: »Halts Maul! Mach ka Wurstpredig. Alter Schmarrer!« Der Mesner fuhr auf, warf den Tisch mit der Postille um, die Laterne fiel auf den Steinboden und erlosch. »Gelobt sei Jesus Christus,« stotterte der Mesner. »Der Teufel, der Teufel!«, brüllten die Bauern, stießen einander über den Haufen und keilten und balgten sich an der Kapellentür; Mannsleute und Weiber mit hochgerafften Röcken rannten durch den tiefen Kot den Himmelsweg hinunter über die Burgstrasse und den Oelberg fort. Über ihre Köpfe weg flatterte ein Rabe und blieb oben auf dem Himmelstor sitzen, dort hörten ihn die letzten und der schlotternde Mesner, den sie übel zerstoßen hatten, nochmal krächzen: »Mach' ka Wurstpredig! Mach' ka Wurstpredig'« Der vermeintliche Teufel war eine zahme, sprechende Dohle, die dem alten Türmer auf dem Sinwellturm entflogen war, das Licht hatte sie in die Kapelle gelockt; den Spruch hatte sie vom Türmer gelernt, der ihn oft genug seiner schwatzhaften Frau zurief. Seitdem dies geschehen, wird im Heidenturm kein Gottesdienst mehr gehalten, denn keiner der Bauern ließ sich mehr dort sehen; sie hielten es als Christen nicht damit, Gott mehr zu fürchten als den Teufel.

Dr. Schildkrot und das Zwölfbrüderhaus
    Neben dem Lauferschlagturm stand ein großes breites Haus mit vielen Sälen und Zimmern. Bis 1945 war es ein Schulhaus. Vor 400 Jahren aber ist es gebaut worden als fromme Stiftung von Männern, die mehr gekonnt hatten als Brot essen.
    Der eine hat Erasmus Schildkrot geheißen. Er soll aus England gewesen sein und die Kunst verstanden haben, wie man Gold macht. Er war aber kein Zauberer wie manche, die mit Teufelskünsten so was zustande bringen, sondern ein frommer Mann, der Kirchendienste tat in der Frauenkirche und bei St. Egidien. Er hatte ein Gelübde getan, daß er, wenn seine Kunst gut fortgehe, von seinem Gewinn Almosen an die Armen verteilen und eine Klosterzelle bauen wolle. Er wartete aber mit seiner Stiftung nicht bis zu seinem Tod, sondern nahm schon, solang er lebte, zwölf alte arme Männer an, denen er täglich Geld und gutes Essen ins Haus schickte. Dafür sollten die Alten der Reihe nach alle Gottesdienste in der Stadt besuchen und für den Wohltäter beten. Wenn sie krank waren, wurden sie auf Schildkrots Kosten sorgfältig und gut gepflegt und mit allem versorgt, was ihnen ihre Krankheit bessern und erleichtern konnte. Schildkrot wurde immer reicher und hinterließ, als er starb, ein großes Vermögen von Geld und Gold.
    In seinem Testament hatte er bestimmt, daß man den zwölf alten Männern zur Heimstätte eine Zelle bauen solle. Deshalb kaufte Matthias Landauer, ein Freund des Engländers, ein Stück von dem alten Stadtgraben zwischen dem Lauferschlagturm und dem Schwabenberg, auf dem die ›sieben Zeilen‹ stehen. Er lies den Graben ausfüllen und dann auf den gewonnenen Platz das ›Zwölfbrüderhaus‹ stellen, mit einer Kapelle. Matthias Landauer, der Testamentsvollstrecker von Dr. Schildkrot, hat wohl von ihm, der in seinem Haus seine Versuche gemacht hatte, manches gelernt. Auch er wurde reich, und viele Stiftungen haben seinen Namen nicht vergessen lassen.

Ein guter Schütze
    Gustav Adolf war von München nach Nürnberg gezogen und hatte sich dort verschanzt. Sein großer Feind Albrecht von Wallenstein, der Friedländer, kam von Böhmen her mit einem großen Heer und setzte sich nicht weit von der Stadt entfernt, auf einem Hügel, die ›Alte Veste‹ genannt, mit seinem Heer fest und war nicht mehr zu vertreiben. Monatelang standen sich die beiden großen Heere gegenüber und taten sich Schaden, wo sie

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