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Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: unbekannter Verfasser
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konnten. Bei Doos, zwischen Nürnberg und Fürth, war eine große Brückenschanze, die war von der Nürnberger Bürgerwehr besetzt. Dort standen auch ein paar Kanonen, die mit großen Kugeln hinüberschossen zur Alten Veste. Ein besonders guter ›Grobschütze‹ war der Konstabler Beizleuter.
    Einmal um die Mittagszeit, als die Alte Veste besonders schön beleuchtet vor den Nürnberger Soldaten stand, suchte Beizleuter mit seinem Fernrohr den ganzen Berg vor ihm ab, ob er nicht den Wallenstein, den Führer der Feinde, selber irgendwo entdecken könnte. Er war bekannt dafür, daß er seine Kanone auf den Mann einrichten und dann treffen konnte. Den Feldherrn Wallenstein aber konnte er nie zum Schuß kriegen. Wie er so suchte mit seinem Rohr, da sieht er plötzlich Wallenstein mit seinen Herren Obersten oben an der Spitze des Hügels um einen steinernen Tisch sitzen.
    Schüsseln wurden aufgetragen und die Herren tafelten dort nach Herzenslust. Beizleuter nahm einen Papierstreifen und schrieb darauf ›Des Friedländer Kopf‹, klebte ihn auf eine dreißigpfündige Kanonenkugel, steckte die in das Kanonenrohr, zielte, bis er den Wallenstein genau auf dem Korn hatte, nahm dann seinen Luntenstock und ließ es Krachen. Als er sein Fernrohr zur Hand nahm, sah er, daß die Herren drüben alle vom Tisch aufgesprungen waren, daß aber die Kugel nicht mitten ins Ziel getroffen hatte. Ärgerlich ging er, da sein Dienst zu Ende war, nach Haus. Beizleuter war nicht lange zu Hause. Da kam ein Bote vom Rat, der ihn kommen ließ. Dort wurde ihm mitgeteilt, das von Wallenstein aus dem Lager auf der Alten Veste ein Schreiben gekommen sei. Der Generalissimus wolle den Grobschützen gerne kennenlernen, der ihm heute den Löffel fast aus dem Mund geschossen habe. Der Rat solle ihn morgen früh um neun an die Lagerlinie bei der Alten Veste schicken. Wallenstein wolle ihn dort bei der großen Linie persönlich erwarten!
    Weil aber der Rat fürchtete, daß der Wallensteiner den Nürnberger auf diese Weise ihren besten Konstabler wegschnappen wolle, beriet man, was man tun könnte. Schließlich hieß man den Meisterschützen einen groben Bauernkittel anziehen und gab ihm einen Brief des Rates an Wallenstein mit, in dem stand, daß der Rat für den Konstabler eine Bürgschaft verlange; sonst wolle man den Wunsch des Generalissimus gerne entgegenkommen.
    Der Friedänder stand schon vor der festgesetzten Zeit an der großen Linie und wartete. Als er den Mann im Bauernkittel kommen sah statt des erwarteten Konstablers, war er schon ärgerlich. Er riß das Schreiben auf und sagte dann als er es gelesen hatte, zu dem Offizier, der ihn begleitete: »So geht als Geisel mit. Heut nachmittag um drei Uhr will ich noch einmal an derselben Stelle auf den Schützen warten!«
    Die beiden, der Offizier und der Mann im Bauernkittel, machten sich also auf den Weg. Unterwegs kamen sie ins Plaudern und der Offizier sagte, daß er selber den Teufelskerl kennenlernen möchte, der seine Kugel nur um Haaresbreite an des Friedländer Kopf vorbeigejagt hätte. Bald kamen sie an die Nürnberger Linie, wo der Oberst Leubelfing beide in Empfang nahm. Als er durch den Offizier hörte was Wallenstein aufgetragen hatte, sagte er zu ihm:
    »Ihr könnet gleich wieder umkehren, eine Bürgschaft ist nicht mehr nötig. Der Wunsch Wallenstein ist schon erfüllt; denn der Bote hier im groben Bauernkittel war der gute Kanonier«

Ein Schusterjunge kommt in den Kaiserpalast
    Meine Grossmutter erzählte weiter. »Die Nürnberger haben gesagt, ein solches Schwein, wie der Wenzel bei seiner Taufe gewesen ist, ist er sein Lebtag geblieben; er war aber auch kein Königssohn! Der Kaiser Karl war unterwegs, als seine Frau Anna, die Kaiserin, in der Nürnberger Burg in die Wehen kam. Es ging schneller, als jeder dachte, und eilig musste eine Wehmutter aus der Stadt geholt werden. Man fand schliesslich eine in der Nähe der Burg, die gerade einem Jungen, dem Sohn eines ehrsamen Schustermeisters, geholfen hatte, auf die Welt zu kommen. Sie eilte die Treppen hinauf in die Burg und fand die Kaiserin in Tränen. Dort war das Kind schon angekommen und war ein Mädchen. Niemand hatte es bisher gesehen; denn die Kaiserin war ja allein gelegen, weil ihre Dienerin nach der Hebamme gelaufen war. Als die Wehmutter den Kummer der Kaiserin sah und hörte, dass es deswegen war, weil wieder eine Prinzessin und noch immer kein Kaisersohn geboren worden war, da machte sie der armen Kaiserin den Vorschlag:

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