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Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: unbekannter Verfasser
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künftig andächtig und gottselig leben könnten. Ludwig war überrascht; denn es waren die schönsten von den Hofdamen darunter. Aber er konnte nichts dagegen sagen. Am Nachmittag ritt er hinaus in den Wald, um einen schönen Platz für das Frauenklösterlein zu suchen. Von Eibach aus ritt er nach Süden durch die Lach und, wie er unter einer hohen Eiche dahinritt, hörte er auf einmal ein ganz liebliches Singen. Er suchte den Vogel im Baum, der ein so wunderschönes Stimmlein hätte; aber er konnte nichts sehen als nur das Bildnis des gekreuzigten Herren am Stamm. Kein Vogel war weit und breit. Aber das Klingen war immer noch zu hören. Da sprang er vom Pferd, verehrte das Wunder und hieb mit dem Schwert ein Zeichen in den Baum, damit er ihn wiederfände.
    Ein paar Tage später schickte der Kaiser Arbeiter in den Wald; die fällten um die große Eiche herum die Bäume, zogen die Wurzeln aus der Erde, hieben Balken zu, und bald stand dort ein hölzernes Kirchlein mit einem geräumigen Haus für dreizehn Klausnerinnen (12 Schwestern und eine Vorsteherin). Weil der Wald um das Bild herum gerodet worden war, hieß das Klösterlein bald »Bildenreuth«. Heute haben die Nürnberger vergessen, woher der Name kommt, und schreiben den Namen »Pillenreuth«. – Bald darauf haben Nürnberger Bürger für das Kloster so viel gestiftet, daß man die Kirche und das Wohnhaus in Stein auffuhren konnte. In der Nähe liegen große Fischteiche, die gehörten dem Kaiser. Ludwig der Bayer schenkte den frommen Frauen von Pillenreuth den Zehnten aus seinen Fischteichen.

Serpentina von Dinkelsbühl
    Vor vielen hundert Jahren war in dem Städtchen Dinkelsbühl ein reicher Hopfenhändler ansässig, der einen braven, gut gearteten Sohn hatte. Der Jüngling wies neben seiner reinen Seele auch ein sehr angenehmes Äußeres auf und wurde deswegen nur der »schöne Heinrich von Dinkelsbühl« genannt. Zur gleichen Zeit lebte in Dinkelsbühl ein sehr stolzer, hochmütiger Bürgermeister, der ein liebliches, wohlgesittetes Töchterlein besaß, das Serpentina hieß.
    Diese beiden jungen Leute waren einander sehr zugetan, aber sie hatten keine Hoffnung, je als Brautpaar vor den Altar zu treten, weil der Bürgermeister jeden Freier für seine Tochter abwies; denn keiner dünkte ihn vornehm und reich genug, sein Schwiegersohn zu werden. Daher getraute sich auch der schöne Heinrich nicht, seinen Wunsch laut werden zu lassen; nur seinem Vater, der sein ganzes Vertrauen besaß, offenbarte er seine geheimsten Gedanken.
    Der Vater beruhigte ihn lächelnd : »Lieber Heinrich, wenn du keine andere Sorge hast als diese, so kann ich dir helfen. Der Bürgermeister ist weiter nichts als stolz und vornehm und bildet sich wunderviel auf seinen Titel ein. Nun aber weiß ich, daß er unersättlich habgierig ist; habe ich keine vornehmen Ahnen aufzuweisen, so besitze ich doch tausend Schock harte Taler, die unsre Ahnen ersetzen sollen.«
    Gesagt, getan! Der Hopfenhändler warf sich in seinen Feststaat, zog seinen hellblauen Samtrock mit den großen silbernen Knöpfen an, nahm seine silbernen Schnallen und ging, das silberbeschlagene spanische Rohr unter dem Arm, nach dem Hause des Bürgermeisters. Hier brachte er seinen Antrag vor. Der Bürgermeister war außer sich vor Freude und willigte sogleich ein, seine Tochter mit dem Sohn des Hopfenhändlers zu verloben, weil er diesen als den reichsten Mann der ganzen Gegend kannte und der schöne Heinrich ein wohlerzogener Jüngling war. Demnach verlangte er, daß die Sache sogleich richtig gemacht werde.
    Niemand war vergnügter als Heinrich und Serpentina, und schon wurden alle Anstalten zur Hochzeit getroffen, als mit einem Male ganz unerwartet Heinrichs Vater am Schlagfluß starb. Heinrich, der sich bisher gar nicht um das Geschäft des Vaters gekümmert hatte, war sehr bestürzt, weil er in dessen Geschäftsbüchern nichts fand als ein Verzeichnis aller ausstehenden Gelder und Schulden, aber kein Geld und keine Schulddokumente. Wie vom Blitze getroffen, stand nun der arme Heinrich da; ein Gläubiger nach dem andern kam und machte seine Forderung geltend. Heinrich konnte nicht bezahlen, und bald wurde der verstorbene Hopfenhändler als Betrüger ausgeschrien. Dies konnte dem Bürgermeister nicht verborgen bleiben; er kündigte deshalb Heinrich die Heirat auf. Bald war es so weit, daß das Haus des Hopfenhändlers verkauft werden sollte, damit man die Schulden bezahlen könnte.
    Dem unglücklichen Heinrich blieb

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