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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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versprach der Riese dem Mann, der dies wage, noch besonders reichen Lohn.
    Da war ein armer junger Schlossergesell aus Neidlingen, der liebte heimlich seines Meisters Tochter. Der Meister wollte sie ihm aber nicht geben, weil ihm der Junge nicht vermögend genug war. Darob brach diesem schier das Herz, und das Leben war ihm verleidet. Da dachte er: "Du solltest doch den Nagel einschlagen, vielleicht gelingt es dir; stürzest du hinab, nun dann ist dein Herzeleid vorüber." So meldete sich der Schlosser bei dem Riesen.
    Als dieser den mutigen Burschen auf den Turm steigen und ans Fenster treten sah, um hinauszusteigen und den Nagel einzuschlagen, hatte der Riese seine herzliche Freude an ihm, packte den Gesellen fest beim Genick und hielt ihn mit Riesenkraft in die Luft hinaus, so daß der Bursche die Hände frei hatte und unbehindert arbeiten konnte. Als das Werk getan war, lobte der Riese den wagemutigen Gesellen:
    "Zwerg, das hast du brav gemacht!" und beschenkte ihn reichlich, so daß er nunmehr um seines Meisters Tochter werben konnte und sie zur Frau bekam.

Doktor Faust zu Boxberg
    Als Doktor Faust in Heilbronn weilte und durch seine Zauberkünste in der ganzen Gegend bekannt war, kam er auch öfters auf die Burg Boxberg, wo er stets gastliche Aufnahme fand. Einst an einem kalten Wintertag spazierte er mit einigen Burgfrauen in den Gartenwegen an der Ostseite des Schlosses. Die Frauen beklagten sich dabei über Kälte und schlechtes Wetter. Sogleich ließ Faust die Sonne scheinen, so daß der noch schneebedeckte Boden plötzlich zu grünen anfing und Veilchen aus der Erde sprießten. Auf Fausts Geheiß blühten auch die Bäume, und nach dem Wunsche der Frauen reiften daran Äpfel, Pfirsiche und Pflaumen. Endlich ließ er Weinstöcke wachsen, die Trauben trugen und forderte alle seine Begleiterinnen auf, jede möge sich auf seinen Befehl hin eine Frucht abschneiden. Als die Frauen auf diesen Befehl warteten, standen sie plötzlich da, und jede hatte das Messer an die eigene Nase angesetzt, Faust aber war verschwunden. Der Garten heißt seit jener Zeit der Veilchengarten.
    Ein anderes Mal verließ Faust mittags um dreiviertel zwölf das Boxberger Schloß, um Schlag zwölf Uhr bei einem Gelage in Heilbronn zu sein. Er setzte sich in seinen mit vier Rappen bespannten Wagen und fuhr wie der Wind davon. Pünktlich um zwölf war er in Heilbronn. Ein Arbeiter auf dem Felde hatte beobachtet, wie gehörnte Geister vor dem Wagen den Weg pflasterten und hinter ihm die Steine wieder herausrissen und entfernten, so daß nicht die geringste Spur eines Weges übrig blieb.

Doppelte Gestalt
    Zu Berneck im Schwarzwald (Tennenbronn) hatte sich ein Mädchen heftig in einen jungen Mann verliebt und meinte, nicht mehr ohne ihn leben zu können. Der Mann verheimlichte ihr aber, daß er verheiratet war. Als sie dies nach einiger Zeit doch erfuhr, wurde es ganz schwermütig. In dieser Stimmung ging es einst in den Wald und traf dort eine alte Frau, die es nach der Ursache ihres Kummers fragte. Anfangs wollte das Mädchen mit der Sprache nicht heraus. Als die Frau ihm aber Hilfe versprach, erzählte es alles. Hierauf sagte die Alte: »Wenn du den Mann um jeden Preis haben willst, so laß dir jetzt, wenn es auch weh tut, von mir sieben Haare vom Kopfe reißen.« Da legte das Mädchen ohne Bedenken den Kopf in den Schoß der Frau und ließ sich von ihr sieben Haare ausziehen. Die Alte wickelte sie in ein Papier und machte auch sonst noch einige geheimnisvolle Bewegungen. Das Mädchen mußte die Haare unterm Kleid auf dem Rücken tragen und konnte nun hexen. Das übte es fleißig und zauberte oft den Mann zu sich her. Es gelang ihm auch, dessen Frau kennenzulernen und deren Vertrauen zu erwerben. Es überredete sie schließlich auch, mit ihm auf den Blocksberg zu fahren, um zu sehen, wie prächtig es dort sei. Die Frau widerstand lange, konnte aber dann doch ihre Neugierde nicht überwinden und sagte zu. In einer Nacht zwischen elf und zwölf Uhr kam das Mädchen in einer Kutsche, welche mit Schmetterlingen bespannt war, vor das Haus. Die Frau bekam Bedenken und wollte nicht einsteigen. Das Mädchen hatte den Mann zuvor in tiefen Schlaf gezaubert. Als die Frau immer noch nicht wollte, riß das Mädchen die Frau zum Fenster heraus und warf sie, ohne mit einzusteigen, in die Kutsche, die sich sogleich in die Lüfte erhob. Die Frau erwachte allein und verlassen aus einer tiefen Ohnmacht im Welschland. Zum Glück fand sie bald ein Unterkommen

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