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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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bei freundlichen Leuten, die sie im Haushalt aufnahmen. Sechs Jahre weilte sie im Welschland, bis sie so viel erspart hatte, daß sie die Heimreise antreten konnte. In der Nähe von Berneck erfuhr sie, daß niemand ihre Abwesenheit bemerkt habe, daß aber das Mädchen seit sechs Jahren verschwunden sei.
    Dieses hatte nämlich, als die Frau kaum fort war, deren Gestalt und Stimme angenommen, mit dem getäuschten Manne zusammengelebt und ihm im letzten Jahr ein Kind geboren. Als die Frau wieder in ihr Haus kam, erblickte sie eine ihr ganz ähnliche Gestalt am Brunnen stehen und ihre beiden Kinder, die inzwischen größer geworden waren, im Hofe umherspringen. Sie ging in die Stube, wo ihr Mann saß und ein kleines Kind in der Wiege neben sich hatte. Kaum hatte sie ihn angeredet, da kam das frühere Mädchen zur Tür herein, und der Mann rief voller Verwunderung aus: »Was ist denn das, ich glaube, ich habe zwei Frauen!« Da sprang das Mädchen zur Wiege, riß ihr Kind heraus und eilte mit ihm davon. Nach neun Tagen wurden beide tot im Wasser gefunden. Der Mann und seine Frau aber lebten nun miteinander in Liebe und Einigkeit.

Ein Huhn zeigt den Kirchplatz
    Ein Herr von der Burg Windeck bei Bühl wollte eine Kirche bauen. Weil aber der Raum auf der Burg zu eng war, so wußte man nicht, wohin man die Kirche stellen sollte. Da nahm der Burgherr ein weißes Huhn, trug es auf die Zinnen seiner Burg und ließ es von hier aus fliegen, wohin es wolle. Das Huhn flog den Berg hinab und ließ sich auf dem Platze nieder, wo jetzt die Meierei Hennegraben steht. Sie hat von diesem Flug ihren Namen. An dieser Stelle ließ der Herr von Windeck die Kapelle bauen, die heute längst zerfallen ist. Nur noch einige Trümmer sind zu sehen.

Enderlins Grab
    An der Landstraße zwischen Malterdingen und Bombach bei Emmendingen ist ein Erdaufwurf mit Steinen zu sehen, allgemein Enderlins Grab genannt. Es wird gesagt, Hofrat Enderlin sei an dieser Stelle ermordet worden, und es sei hier nicht ganz geheuer.
    Als einmal in einer Abendgesellschaft von jungen Leuten über Gespenster geplaudert wurde, machte sich ein junges Mädchen anheischig, um seinen Mut und seine Unerschrockenheit zu beweisen, ganz allein um Mitternacht einen Pfahl auf Enderlins Grab einzuschlagen. Sie tat es auch. Aber als sie sich wieder entfernen wollte, fühlte sie sich plötzlich festgehalten. Vor Schreck schrie sie auf, denn sie glaubte, Enderlins Geist habe sie gepackt. Zwei Burschen, die ihr nachgeschlichen waren, um sie zu beobachten, eilten herbei und merkten, daß der Pfahl durch die Schürze in den Boden getrieben worden war. Die Burschen befreiten das erschrockene Mädchen. Es fiel aber alsbald in ein schweres Fieber, an dem es drei Tage danach starb.

Erdleute von Hasel
    Dle große Tropfsteinhöhle bei Hasel wurde vorzeiten von ErdmännIein und Erdweiblein bewohnt und heißt davon Erdmännleinsloch oder Erdmannshöhle. Diese Leute waren sehr klein und hübsch und standen mit den Haslern in freundschaftlichem Verkehr. Manchmal aber nahmen sie auch den Bauern auf dem Feld Brot und Kuchen weg und legten dafür Steine aus ihrer Höhle hinzu, welche ganz das Ansehen von Gebäck hatten.
    Später, als in Hasel große Sittenlosigkeit aufkam, ließen sie sich nicht mehr dort sehen, außer in einem Haus, dessen Bewohner gut und ehrlich geblieben waren. Dahin kamen eines Winterabends zwei Erdmännlein und baten den Bauern um Essen. Dafür versprachen sie, ihm ihr Bergwerk zu zeigen. Nachdem sie ihre Suppe bekommen hatten, nahmen sie den Bauer mit in die Höhle und führten ihn dann in das Bergwerk. In diesem waren viele tausend Erdleute mit der Gewinnung von Gold und Silber beschäftigt. Als der Bauer alles betrachtet hatte, wurde er mit einem Goldstänglein beschenkt und bis vor die Höhle zurückgeführt.
    Von nun an kamen die Männlein jeden Abend in das Haus, um Suppe zu essen, die Erdleute hingegen nahmen den Mann stets mit in die Höhle und beschenkten ihn mit einer kleinen Goldstange. Hierdurch wurde er allmählich sehr reich, ohne daß jemand im Orte erriet, auf welche Weise. Nun trugen die Erdleute allesamt so lange Kleider, daß ihre Füße ganz davon gedeckt wurden. Auch verbargen sie diese auf das sorgfältigste. Daher kam es, daß der Bauer neugierig wurde und die Füße sehen wollte. Eines Abends streute er in seinen Hausgang feine Asche. Nachdem die Männlein darüber gegangen waren, konnte man deutlich die Fußstapfen erblicken. Sie ähnelten denen der

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