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Sagen des klassischen Altertums

Sagen des klassischen Altertums

Titel: Sagen des klassischen Altertums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Schwab
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aus dem Palaste verstößt!«»Hündin«, antwortete Odysseus finster,»ich gehe, deine frechen Worte dem Telemach zu melden, daß er dich in Stücke zerhaue!« Die Mägde meinten, er habe im Ernste geredet, und sein Wort scheuchte sie auseinander, daß sie mit bebenden Knien aus dem Saale flohen. Nun stellte sich Odysseus selbst an die Feuerschalen, fachte die Flamme an und hing seinen Rachegedanken nach. Athene 321
    Gustav Schwab – Sagen des klassischen Altertums
    aber spornte das Herz der üppigen Freier zum kränkenden Spott, und Eurymachos sagte zu seinen Gesellen, daß ein lautes Gelächter entstand: »Der Mann ist wahrhaftig als eine lebendige Leuchte von einem Gott in diesen Saal geschickt worden: schimmert nicht sein Kahlkopf, auf dem auch kein einziges Härchen mehr zu erblicken ist, gerade wie eine Fackel?« Und zu Odysseus gewendet, sprach er: »Hör, Bursche, hättest du nicht Lust, dich mir zum Knechte zu verdingen, mir auf meinen Gütern die Dornen einzusammeln und Bäume zu pflanzen? An Kost und Nahrung sollte dir's nicht gebrechen. Aber ich merke wohl, du bettelst lieber und füllst dir deinen Bauch mit Almosen, was keinen Schweiß kostet.« »Eurymachos«, antwortete Odysseus mit fester Stimme, »ich wollte, es wäre Frühling und wir mähten miteinander in die Wette Gras auf der Wiese; du hieltest die Sense und ich hielte sie und beide müßten wir nüchtern bis spät in die Nacht arbeiten: es sollte sich zeigen, wer es länger aushielte! Oder ich wollte, wir ständen beide an der Pflugschar: du solltest sehen, wie ich die Furche in einem Zuge durchschnitte! Oder es wäre Krieg und ich trüge Schild und Helm, dazu zwei Lanzen; du solltest sehen, ob ich nicht in den vordersten Reihen kämpfte, und gewiß, es fiele dir nicht ein, mich höhnend an meinen Magen zu erinnern! Trotziger Mensch, du dünkest dich groß und gewaltig zu sein, weil du dich nur erst mit wenigen und dazu nicht mit den Edelsten gemessen hast; aber wenn einmal Odysseus in die Heimat zurückkäme, da möchten dir bald diese Hallen, so weit sie der Werkmeister gebaut hat, zu eng werden für die Flucht!«
    Jetzt wurde Eurymachos erst recht grimmig. »Elender«, schrie er, »empfang auf der Stelle den Lohn für deine trunkenen Reden!« Mit diesem Zuruf schleuderte er einen Fußschemel nach Odysseus, dieser aber warf sich zu den Knien des Amphinomos nieder, daß der Schemel über ihm hin und dem Mundschenken an die rechte Hand fuhr, so daß diesem die Weinkanne mit hellem Klang auf den Boden rollte, er selbst aber mit einem Schrei rückwärts zu Boden fiel.
    Die Freier lärmten indessen fort und fluchten dem Fremdlinge, daß er eine solche Störung in ihre Freuden bringe, bis Telemach höflich, aber bestimmt seine Gäste einlud, sich zur Nachtruhe zu begeben. Da erhub sich Amphinomos in der Versammlung und sprach: »Ihr habt billige Worte vernommen, meine Freunde, widersetzet euch ihnen nicht; auch den Fremdling soll niemand hinfort, weder ihr noch ein Diener im Palaste, mit Wort oder Werken kränken! Füllet die Becher noch einmal zur Opferspende, und dann laßt uns nach Hause wandeln. Der Fremdling aber bleibe hier unter dem Schutze des Telemach, an dessen Herd er sich geflüchtet hat.« Es geschah, wie Amphinomos geraten hatte, und bald verließen die Freier den Saal.
    ODYSSEUS MIT TELEMACH UND PENELOPE ALLEIN
    Im Saale standen jetzt nur noch Odysseus und sein Sohn. »Geschwinde laß uns jetzt die Rüstungen verwahren!« sagte jener zu diesem. Telemach aber rief seine Pflegerin Eurykleia heraus und sagte:
    »Mütterchen, halte mir die Mägde drin zurück, bis ich des Vaters Waffen aus dem beständigen Dampf in die Kammer getragen.« »Schon recht«, antwortete Eurykleia, »daß du endlich auch einmal darauf denkst, des Hauses zu warten und dein Gut zu beschirmen, Sohn! Aber wer soll dir die Fackel vortragen, wenn ich keine Dienerin mit dir gehen lassen darf?« »Der Fremdling dort!« erwiderte Telemach lächelnd, »wer aus meinem Brotkorb ißt, darf mir nicht müßig stehen!« Nun trugen Vater und Sohn die Helme, die Schilde, die Lanzen, alles miteinander in die Kammer, und vor ihnen her schritt mit goldener Feuerschale Pallas Athene und verbreitete Licht überall. »Welch ein Wunder«, sagte Telemach leise zum Vater, »wie schimmern die Wände des Hauses! wie deutlich sehe ich jede Vertiefung, jeden Fichtenbalken, jede Säule, und alles leuchtet wie Feuer! Fürwahr, es muß ein Gott bei uns sein, ein Himmelsbewohner!« »Sei

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