Sagen und Märchen Altindiens
als diese darinnen versanken.
In eiligem Rosseslauf brachte Matali den Sieger vor des Götterkönigs Thron. Glückseligen Herzens umarmte Indra den trefflichen Sohn und pries ihn ob der götterbefreienden Tat. Dann entließ er ihn mit der Weissagung, daß durch seines Armes Stärke Judhischthiras Weltreich wieder aufgerichtet würde.
Noch einmal bestieg Ardschuna den göttlichen Wagen neben dem treuen Matali, und nach kurzer Fahrt landete er auf dem Gipfel des Gandhamadana.
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Als die Freunde der Pandava sich von den Verbannten verabschiedet hatten, nahm Krischna seine Schwester Subhadra, Ardschunas Söhnlein Abhimanju und die fünf Draupadeyas mit nach der Heimat. Juhischthira mit den Brüdern, der Gattin und den guten Brahmanen, die freiwillig ihres Königs Elend teilten, führte in der Wildnis ein frommes Siedlerleben und harrte der Stunde, die ihn wieder in seine Rechte einsetzen sollte.
Der Heilige Lomascha kam in den Wald und erzählte den Brüdern, daß er Ardschuna in Indras Himmel getroffen habe. Sehnsucht nach dem kühnen Bruder, litt da die Pandava nicht länger in ihrer stillen Siedelei, und unter der weisen Führung des Heiligen schlugen sie den Weg nach dem Himawat ein. In frommer Ehrfurcht besuchten sie alle vom indischen Glauben geheiligten Wallfahrtsorte an ihrer Straße.
Der gute Heilige kürzte ihnen die Zeit durch Erzählung mancher frommen Legende aus der Vorzeit. Auch die Freuden in Indras Himmel, wo jetzt Ardschuna weilte, schilderte er ihnen und die Herrlichkeit des Berges Meru, wo lichtumflossen die Götter sitzen, von Sonne, Mond und Sterne rechtshin umwandelt. Vom sonnenumspielten Gipfel des Kaïlasa sprach er, wo der Schatzgott Kubera die duftenden Göttergärten pflegt, und von der Liebe der Himmlischen zu guten und starken Menschen.
Am Fuße des Gebirges nahm Lomascha Abschied, und die Pandava stiegen die steilen Hänge hinan. Tagelang ging es aufwärts durch weglosen Wald. Der Mühsal wurde immer mehr, je höher die Wanderer stiegen. Besonders Draupadi litt unter den Beschwerden des Aufstieges, trotzdem der starke Bhima ihr sorgsam die Hindernisse aus dem Wege räumte und Nakula wie Sahadewa der Ermüdeten viele saftige Beeren und manchen Trunk klaren Quellwassers brachten.
Wenige Wegstunden vom Gipfel überfiel die Schwergeprüften ein Gewittersturm, der den Berg in seinen Grundfesten zu erschüttern schien. Bäume und Felsen stürzten um sie und verlegten jeden gangbaren Pfad, so daß selbst Bhimas übermenschliche Kraft versagte. Da gedachte er des zauberstarken Sohnes, den ihn die Riesin Hidimbaa einst geschenkt hatte, und: »Ghatotkatscha!« schrie er in den Sturm, dessen Brüllen übertönend.
Gleich stand der zauberkundige Riese vor ihm und begrüßte alle mit freundlichen Worten. Kaum sah Ghatotkatscha die Not der Seinen, so rief er mit gellendem Pfiff vier Freunde aus dem Riesenreich herbei. Behutsam wie ein gebrechliches Spielzeug nahm er dann die erschöpfte Draupadi in seine starken Arme, seine Freunde machten es mit den vier Brüdern ebenso, und fort ging's in lustigem Fluge durch die Luft, hoch hinaus über die Gewitterwolken bis nahe zum Gipfel des Kailasa. Dort legten die Riesen ihre Schützlinge auf die saftig grüne Matte und nachdem Ghatotkatscha die Pandava noch gewarnt hatte, den Waldgürtel rund um den Gipfel zu betreten, stoben die fünf mit freundlichem Abschiedsgrinsen durch die Luft davon.
Draudi erwachte aus ihrer Erschöpfung und bat Bhima, ihr doch einige von den Lotusblüten zu bringen, deren erquickenden Duft ein sanfter Wind vom Gipfel herabwehte. Rasch sprang Bhima auf und lief nach dem Wald, um Draupadis Wunsch zu erfüllen.
Kaum hatte er den Wald betreten, so hörte er einen wahren Höllenlärm: Löwen und Tiger brüllten, Wölfe heulten, Schlangen zischten und wilde Elefanten stampften trompetend durch das Unterholz.
Bhima war ohne Waffen, so sehr hatte er sich beeilt, den Wunsch Draupadis zu erfüllen. Kühn sprang er mitten unter die Bestien, riß eine Löwin an den Hinterbeinen empor und schwang sie wie eine Keule wirbelnd ums Haupt. Krachend schlug er damit zu und tötete einen Elefanten und zwei Tiger. Die übrigen flohen voll wilden Entsetzens.
Nur ein mannsgroßer Affe war sitzengeblieben, den langen Schweif quer über den Weg gelegt, die großen Zähne, fast wie in freundlichem Lachen, fletschend.
»Nun, du hast noch nicht genug gesehen?« lachte Bhima und warf seine sonderbare Waffe zu Boden. »O Herr, ich bin krank!« sprach
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