Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)
Mönches auch weit schlechteres Futter giebt als den übrigen, so werden sie doch fetter und kräftiger.
In der Regel dient auf jedem Gute nur ein Mönch, doch bisweilen auch mehrere. Beim Gastwirth in Bendorf bei Mansfeld hört man, wenn ein theures Jahr kommen soll, den Winter zuvor oft die Mönche bei Nacht das Getreide auf dem Boden zusammen schaufeln, einsacken, die Treppe herunter tragen und aufladen: doch am Morgen liegt es unversehrt auf dem Boden. Wenn ein Knecht oder eine Magd nicht fleißig genug ist, oder wenn sie gar das Futter verkaufen statt es dem Vieh zu geben, so nimmt sie der Mönch bei Nacht aus dem Bett und wirft sie aus dem Bodenfenster auf den Misthaufen, wo sie am Morgen zwar ohne körperlichen Schaden, doch übel zugerichtet gefunden werden. – Wer neugierig ist und den Mönch gern sehen möchte, dem zeigt er sich nie. Zwei Pferdejungen zu Besenstedt legten sich am Abend quer vor die Thür mit den Köpfen an einander, damit der Mönch, wenn er mit seinen kleinen Schritten heran käme, auf sie treten müßte und sie davon aufgeweckt würden und ihn fangen könnten: doch als sie am Morgen aufwachten, lag der eine in der rechten, der andre in der linken Ecke des Stalles, und der Mönch hatte die Pferde doch gefüttert. In Wettin hauste früher ein Mönch auf dem Amte, einer auf dem Winkel und einer in der Schäferei; und der auf dem Winkel hatte seine besondere Kammer, welche noch jetzt die Mönchskammer heißt. In Halle zeigt sich ein Mönch in der Saline; auch geht er um Mitternacht oft quer über den Markt und an dem einzeln stehenden Thurm auf der Leipziger Straße auf und ab: auf diesem Thurme sah er früher auch manchmal bei Tage aus den Schallöchern und pflegte die Uhr vorzustellen, wenn ein Feuer ausbrechen sollte. Viele alte Leute in Halle entsinnen sich noch den Mönch in der Garnisonkirche, die seitdem abgebrochen ist, gesehen zu haben. Besonders bekannt ist in der Umgegend der Mönch vom Petersberge; er geht in unterirdischen Gängen nach Krosigk, Löbejün, Wettin und Gutenberg, pflegt überall das Vieh, doch vorzüglich auf dem Amte am Petersberge: dort hat er stets ein Lieblingsfohlen, auf welchem man ihn oft beim Mondschein auf dem Gipfel des Berges umherreiten sieht. Für seine Dienste fordert der Mönch gewöhnlich nur daß man freundlich mit ihm umgeht; doch zu Giebichenstein auf dem Amte verlangte er einst daß an einem Tage des Jahres jedem Armen, der sich meldete, ein Stück Brot und ein Hering gereicht würde; und wenn man dies einmal unterließ, so tobte er so lange in den Ställen und ängstigte das Vieh, daß es blökte und winselte, bis die Armen gespeist waren.
33. Das Jesuskind im alten Hospital zu Halle.
Mündlich.
In dem früheren Cyriacshospital zu Halle (in der Vorstadt Glaucha) stand auf dem Tisch des Zimmers, in welchem die Hospitaljungfern Abends zusammen saßen, ein etwa drei Viertel Ellen hohes Jesuskind. Es war aus Holz geschnitzt, bunt lackiert und trug ein weißes Hemdchen. Alle Jahr am Weihnachtsabend mußten die Hospitaljungfern es abwaschen und auch das Hemdchen waschen, trocknen, sauber plätten und ihm wieder anlegen. Wenn sie dies einmal vergaßen oder nicht sorgfältig genug verrichteten, so erhob sich in der folgenden Nacht ein so heftiges Poltern im Hause, daß sie es nicht aushalten konnten, und das kehrte alle Nächte wieder, bis der Fehler gut gemacht war.
34. Nix.
Mündlich.
Der Nix erscheint gewöhnlich als ein kleiner, freundlicher Knabe in grünem oder rothem Röckchen, mit hellfunkelnden Augen und oft mit langem grünen Haar und grünen Zähnen. Bisweilen aber gleicht er einem erwachsenen Manne, hat ein altes, tückisches Gesicht und Krallen an den Händen. Er wohnt mit Frau und Kindern auf dem Grunde der Flüsse und Seen: einzelne Nixe hausen auch in Brunnen. Wo ganze Familien zusammen sind, führen sie Wirthschaft wie die Menschen; in den benachbarten Dörfern und Städten kaufen sie ein was sie bedürfen, und in der dölauer Heide sieht man die Nixe von Lettin oft Holz lesen. An den Weiden, die in verschiedenen Gegenden an der Saale und Elster stehen, trocknen die Nixen bei heiterm Wetter ihre Wäsche: sie setzen sich dann in den Wipfel der Weide, breiten die Hemden und Röcke an den Zweigen rings um sich aus, und wenn Alles trocken ist, nehmen sie es ab und steigen wieder damit ins Wasser.
In ganz Sachsen weiß man daß die Nixe Kinder vertauschen; doch meint man gewöhnlich daß sie
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