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Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Titel: Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Sommer
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mußte. Als sie wieder kam, fand sie ein fremdes, sehr häßliches Kind an der Stelle des ihren und sah wohl daß dies ein Nixkind war. Sie klagte dem Vogte des Gutes ihre Noth, und der Vogt fragte ob sie ihr Kind wieder zu haben wünsche, auch wenn es darum etwas braun und blau geschlagen würde. Und da sie antwortete, sie wolle ihr Kind lieber todt wieder haben als ein Nixkind groß ziehen, begann der Vogt den Wechselbalg unbarmherzig mit der Hetzpeitsche zu hauen und that dies eine lange Weile: dann gingen sie einige hundert Schritt von dem Kinde weg übers Feld, und wie sie zurück kamen, lag das rechte Kind wieder da, doch war es am ganzen Leibe zerkniffen und zerzaust. Wenn nämlich der Nix ein Kind vertauscht hat, so thut er ihm Alles an, was man seinem Kinde anthut. Darum lassen manche Eltern, die ihre Kinder zu lieb haben als daß sie ihnen ein Leid zufügen sollten, sie lieber beim Nix und erweisen den Nixkindern alles Gute, weil sie wissen daß es ihren Kindern vergolten wird.

     

38. Die beleidigte Nixe.
     

      Mündlich aus Wettin und Bendorf.

     

    Ein Schäfer hatte sich in eine Nixe verliebt und wohnte lange Zeit mit ihr auf dem Grunde eines Sees. Da begann er sich nach seinen Verwandten und Freunden zu sehnen und bat seine Frau um die Erlaubniß noch einmal auf die Erde zurück zu kehren. Nachdem er ihr gelobt hatte wieder in den See zu kommen, gestattete sie es ihm; doch schwur sie sich schwer zu rächen, wenn er sein Wort breche. Dem Schäfer aber gefiel es hier oben auf den grünen Wiesen und unter der lichten Sonne so wohl, daß er wieder seine Schafe zu hüten beschloß und nicht zur Nixe zurück kam. Doch nahm er sich in Acht keinem Fluß, See oder Brunnen zu nah zu kommen, und so konnte sich die Nixe lange nicht rächen. Eines Tages aber, als es sehr heiß war und er wieder seine Schafe hütete, wußte er sich vor Durst nicht zu retten; da sah er eine kleine Lache am Wege und eilte darauf zu. »Hier« dachte er »kann sie dir nichts anhaben« und bückte sich um zu trinken. Doch kaum hatten seine Lippen das Wasser berührt, so fühlte er einen Druck im Genick und hörte ein heiseres Kichern, an dem er die Nixe erkannte. Sein Gesicht wurde fest in die Lache gedrückt, und so klein sie war, mußte er darin ertrinken.

    Ein anderer Schäfer hütete bei Biesenrode an der Wipper . Da sprang eine Nixe aus dem Wasser; die hatte einen alten, ganz geflickten Rock an, doch tanzte sie fröhlich auf der Wiese herum und rief immer, indem sie auf die Flicken wies, »Hier ein Patzen! da ein Patzen!« »Und dort ein Patzen !« rief der Schäfer drein und gab ihr einen Hieb mit der Peitsche, weil sie den Schafen zu nah gekommen war. Das schwur die Nixe nicht ungestraft zu lassen und sprang wieder in den Fluß. Da hielt sich der Schäfer denn auch von allen Flüssen und Teichen fern; doch als er sich einst in einer Wanne, die mit Wasser aus der Wipper gefüllt war, baden wollte, schlug das Wasser plötzlich, als er hinein gestiegen war, ihm über dem Kopfe zusammen, und er wurde hinab gezogen und konnte sich nicht wieder aufrichten, sondern mußte in der Wanne ertrinken.

     

39. Nixe kämpfen mit einander.
     

      Mündlich aus Gutenberg.

     

    Ein Mann, der von Rothenburg nach Halle ging, traf unterweges einen andern, den er am nassen Saume seines Kittels als einen Nix erkannte. Er ließ sich mit ihm in ein Gespräch ein, und der Fremde erzählte, er sei der Nix von Rothenburg und habe dem von Giebichenstein seine Frau auf vierzehn Tage geborgt, damit sie ihm indeß Haus halte, weil die Nixe von Giebichenstein krank sei. Der Nix von Giebichenstein habe versprochen ihm die Frau nach den vierzehn Tagen wieder zu bringen; heute aber sei schon der sechzehnte Tag: darum habe er sich aufgemacht sie heimzuholen und dem Giebichensteiner zu zeigen wie es denen ergehen müsse, die nicht Wort halten. Als der Nix in Giebichenstein von dem Bauer schied, sagte er ihm noch, er möge am Ufer Acht geben ob nicht bald ein Blutfleck oben auf dem Wasser erscheinen werde; das solle ihm das Zeichen sein daß Einer von ihnen, er oder der Giebichensteiner, im Kampfe gefallen sei. Hierauf ging er über das Wasser bis mitten in die Saale und stieg dann hinab. Nach kurzer Zeit aber quoll helles Blut auf die Oberfläche des Wassers herauf; doch wer getödtet wurde weiß man nicht.

     

40. Die Mahrte.
     

      Mündlich aus Gorsleben.

     

    Es giebt zweierlei Mahrten, Klettermahrten und Drückmahrten. Klettermahrten sind die

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