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Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Titel: Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Sommer
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nur in den ersten sechs Wochen Gewalt über sie haben. Nixkinder sind sehr häßlich, oft über und über behaart und lernen sehr spät oder gar nicht sprechen und gehen: doch als man einst in Gutenberg solch einen »Kielkropf«, der nie aus der Wiege gekommen war, allein in der Stube ließ, sprang er auf und zerschlug Alles, was er fand.

    Am Johannistage fordern die Nixe der Elbe, Saale, Unstrut und Elster ihr Opfer: darum gehen viele Schiffer zu Johanni nicht aufs Wasser, wenn sie nicht müssen. Den Namen dessen, welchen der Nix als Opfer verlangt, pflegt er dreimal zu rufen; und dann treibt es den Menschen unwiderstehlich zum Flusse, und er wird vom Nix hineingezogen. Auch zu andern Zeiten aber verlocken Nixe die Menschen. Zu Passendorf in dem Teiche hinter der Kirche wohnt ein Nix, der, wenn Jemand Abends vorbei geht, oft mit klagender Stimme ruft »Komm, komm, komm; ich habe lang auf dich gewartet: wo bleibst du denn? komm, komm, komm .« Geht ein Mann vorbei, so ruft er mit feinem und weichem Tone wie ein Mädchen; kommt aber ein Mädchen, so ist die Stimme wie die eines jungen Burschen.

    Am Zörnitzberge bei Wettin halten die Nixe bisweilen bei Nacht einen Tanz. Da hört man eine helle, fröhliche Musik und sieht viele kleine Männer und Frauen aus der Saale steigen, die sich bei den Händen fassen und mit zierlichen kleinen Schritten und Sprüngen ihren Reigen aufführen: und von Zeit zu Zeit springen einige ins Wasser und andre kehren an ihrer Stelle zurück.

     

35. Die Nixe von Trotha.
     

      Mündlich aus Gutenberg.

     

    Zu Trotha wohnte eine Nixe, welche Alles, was sie für ihre Wirthschaft brauchte, auf dem Markte in Halle einkaufte. Sie ging auf dem Hin- und Rückwege mit den übrigen Marktleuten und unterhielt sich vertraulich mit ihnen; und sie ahnten nicht daß es eine Nixe sei: nur fiel ihnen auf daß ihre Schürze immer naß war. Als sie nun einst zu Halle in einem Fleischerladen stand, bemerkte der Fleischer daß sie nur ein Nasenloch hatte: daran erkannte er sie als Nixe und bat sie ihm das Stück zu zeigen, von welchem sie zu kaufen wünschte; und wie sie mit dem Finger darauf wies, hieb er ihr mit dem Beile die Hand ab. Da eilte sie zornig hinweg und schwur sich zu rächen. Von nun an hütete sich der Fleischer wohl in einem Flusse oder Teiche sich zu baden: doch als er einst aufs Land gegangen war, überraschte ihn ein heftiger Regen, der bald die ganze Gegend überschwemmte, und wie er, um sich vor der Flut zu retten, immer rascher lief, glitt er aus und fiel in einen Graben, in dem er ertrank. So war die Drohung des Nixweibchens in Erfüllung gegangen.

     

36. Der Nix holt die Wehmutter.
     

      Mündlich aus Gutenberg.

     

    Bei Giebichenstein in der Saale wohnte ein Nix mit seiner Frau. Der kam einst bei Nacht zur Wehmutter und bat sie mit ihm zu gehen: da sie sich jedoch weigerte, drohte er sie auf der Stelle zu erschlagen, wenn sie ihm nicht folge. Da ging sie denn zitternd hinter ihm her; und wie sie an die Saale kamen, schlug der Nix mit einer Ruthe auf das Wasser. Alsbald thaten sich die Wellen auf, und beide schritten eine schöne, breite Treppe hinab in das Nixhaus, welches ein hoher, königlicher Pallast war und von Gold und Silber und Edelsteinen stralte. Die Wehmutter fand hier das Nixweibchen in Kindesnöthen und stand ihr bei. Und als sie fertig war und der Nix aus der Stube ging ihre Bezahlung zu holen, raunte ihr das Weibchen heimlich zu »Wenn mein Mann jetzt wiederkommt und euch große Schätze anbietet, nehmt ja nicht mehr als ihr gewöhnlich von den Menschen bekommt; sonst könnte es euch übel ergehen.« Da kam der Nix zurück mit einer großen Mulde voll Goldgulden und anderer Gold- und Silbermünze, und er sprach zu der Frau »Hier nehmt für eure Mühe so viel euch gefällt«; und dabei wühlte er mit der Hand in der Mulde, daß die Stücke lustig klimperten, und hielt sie ihr hin. Sie aber nahm nur ein Viergroschenstück. »Das ist dein Glück, Alte« sprach der Nix; »hättest du mehr genommen, so hätt ich dir den Hals umgedreht .« Hierauf führte er die Wehmutter wieder zu der Treppe, und sie stieg voll Angst die Stufen hinauf und hörte das Wasser hinter sich zusammenrauschen, doch wagte sie sich nicht umzusehen, bis sie auf ihrer Thürschwelle stand.

     

37. Der Nix bringt ein geraubtes Kind wieder.
     

      Mündlich aus Gutenberg.

     

    Eine Bäuerin setzte ihr Kind auf dem Felde ins Gras und ließ es allein, weil sie ihrer Arbeit nachgehen

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