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Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Titel: Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Sommer
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zweiten, eben so großen vorn auf der Brust und war von nun an zu seiner Arbeit untüchtig. Da erkannte er wohl daß dies die Strafe für seine Ungenügsamkeit war und fing bitterlich zu weinen an. Der Schneider aber tröstete ihn und sprach »Da wir so lange auf der Wanderschaft gute Gesellen gewesen sind und den Schatz zusammen gefunden haben, so sollst du hinfort auch bei mir leben und mit von meinem Schatze zehren.« Und der Schneider wurde bald Meister und nahm seine Margaret zur ehlichen Hausfrau: er hat fromme Kinder und immer viel Arbeit, und den Goldschmied mit den beiden Hökern und ohne Haare pflegt er noch.

     

2. Der eiserne Mann.
     

      Mündlich aus Gutenberg.

     

    Es war ein König, der hielt eine große Jagd; und auf der Jagd fingen seine Schützen einen Mann, der war gestaltet wie andre Leute, doch war er ganz von Eisen. Über das Wunder freute sich der König, und er ließ einen Platz vor seinem Schlosse mit einem hohen, eisernen Gitter umhegen und den Mann hineinsetzen und gebot seinen Leuten bei Lebensstrafe ihn nicht heraus zu lassen.

    Nicht lange, so geschah es daß eines Morgens der junge Königssohn auf dem Hofe Ball spielte. Da trat der eiserne Mann ans Gitter und spielte mit einem Balle, der sprang, wenn man ihn auf die Erde warf, weit höher als der des Königssohnes und war auch weit schöner anzusehen; denn er war ganz golden. Da bat der Kleine gar freundlich um den Ball, und der eiserne Mann winkte ihm ans Gitter und sprach heimlich »Schließ die Thür auf, so schenk ich dir den Ball .« Und der Knabe schlich leise zur Thür und machte sie auf. Da sprang der eiserne Mann heraus, gab ihm den goldnen Ball und lief quer über das Feld in den Wald.

    Wie der König erfuhr daß der eiserne Mann entsprungen war, that er einen großen Schwur, wer das Gitter aufgemacht habe, der solle sterben. Da kam sein liebes Söhnlein und bekannte demüthiglich daß es den eisernen Mann herausgelassen habe, und der König erschrak daß er seinem Sohne den Tod geschworen hatte, doch sein Wort mußte er halten. Er sandte zwei Jäger mit dem Sohne in den Wald, und die sollten ihm das Leben nehmen. Die Jäger aber erbarmte der schöne Knabe: sie ließen ihn frei im Walde und hießen ihn in Gottes Namen laufen so weit der Himmel blau sei; und sie schossen ein wildes Schwein, schnitten ihm beide Augen und das Herz aus und brachten sie dem Könige und sagten, dies seien die Augen und das Herz seines Sohnes.

    Der Knabe irrte den ganzen Tag in dem weiten Walde umher; und als der Abend kam, setzte er sich weinend auf einen Baumstumpf und klagte daß ihn nun, wenn er in der Nacht schliefe, die wilden Thiere auffressen würden. Da stand plötzlich der eiserne Mann vor ihm, strich ihm das Haar freundlich mit seiner eisernen Hand und sprach »Sei getrost, mein Bub; du hast mir geholfen, so will ich dir auch helfen. Den Thieren in meinem Walde will ich befehlen daß sie dir kein Leid thun; morgen früh aber will ich dich aus dem Walde vor das Schloß eines mächtigen Königs führen, und vor dem Fenster der Königstochter sollst du mit dem goldnen Balle spielen und sollst noch einst ein größerer König werden als dein Vater ist .« Da legte sich der Knabe getrost aufs grüne Moos und schlief sanft ein; und die goldnen Sternlein gingen leise über den Himmel um ihn nicht aufzuwecken: als aber die liebe Sonne kam und ihn anlachte, sprang er auf, und der eiserne Mann war auch schon da, und sie gingen durch den Wald; und als sie ins Freie kamen, stand ein prachtvolles Schloß vor ihnen, und der eiserne Mann zeigte dem Knaben das Fenster der Königstochter und sprach zu ihm »Wenn die Königstochter den goldnen Ball sieht, wird sie ihn haben wollen; du darfst ihn aber nicht ihr schenken, wenn sie dir nicht erlaubt daß du eine Nacht in ihrem Zimmer schläfst, und wenn du das gethan hast, komm morgen früh wieder zu mir.« Und wie es der eiserne Mann vorhergesagt hatte, so geschah es. Kaum hatte der Knabe einige Zeit mit seinem Ball vor dem Fenster gespielt, so kam die Königstochter heraus; und sie war ein gar niedliches kleines Mädchen und sagte »Ach was hast du für einen schönen Ball! schenk ihn mir, so kannst du dir eine Gnade von mir ausbitten«. – »So bitt ich mir aus« sprach der Knabe »daß ich heut Nacht in deiner Kammer schlafe .« – »Ich will den Vater fragen ob ichs erlauben darf« sagte das Königstöchterlein und sprang ins Schloß; und bald kam sie wieder und sprach »Der Vater meint, wenn

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