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Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Titel: Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Sommer
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wohl, daß er eine Lust darauf zu bauen bekam, trachtete derwegen auf Mittel und Wege wie ers füglich anfinge und den Berg, welcher denen von Mittel- und Frankenstein zuständig, an sich brächte. Bald schickte er des Nachts aus und ließ Erde in Körben von seinem Lande auf den Berg tragen, doch heimlich, und ließ darnach eine Burgfriede machen und schlug die mit Gewalt auf. Da ward er von denen von Mittel- und Frankenstein bei dem Reich verklagt, daß er sich des Ihrigen mit Gewalt freventlich unterstünde. Als er nun darum zur Rede gesetzt ward, gab er zur Antwort, er hätte die Burg auf das Seine gebaut und wollte das mit Urtel und Recht seines Verhoffens wohl erhalten. Darauf denn zu Recht erkannt ward, wenn er mit zwölf redlichen Männern aus der Ritterschaft beweisen könnte oder selbst einen leiblichen Eid schwören wollte daß das Land, darauf er gebaut, sein wäre, sollte ers behalten. Da erkor er bald zwölf Ritter (welche ihm zuvor die Erde zu tragen behülflich gewesen waren), trat mit ihnen auf den Berg, und sie steckten ihre Schwerter in die Erde, die er hatte darauf schütten lassen, und schwuren daß ihr Herr, Graf Ludwig, da auf dem Seinen stünde und vor Alters der Boden zum Lande Thüringen gehört habe. Damit behielt er den Berg und fing also an das Schloß zu bauen.

     

68. Die Kinder von Erfurt.
     

      Binhard Newe vollkommene thüringische Chronica 2,180.

     

    Im Jahre 1237 am 15. Juli versammelten sich zu Erfurt mehr als tausend Kinder, zogen über die Waget, tanzten und spielten, bis sie gen Arnstadt kamen. Da blieben sie über Nacht, und war groß Wunder daß sie den ganzen Tag keinem Menschen begegnet waren. Die Eltern suchten ihre Kinder, und erhob sich groß Jammern und Noth, bis sie erfuhren daß sie zu Arnstadt ankommen. Da richteten sie Karren und Wagen zu (denn der Kinder viele waren sehr klein, und war zu verwundern wie sie hatten fortkommen können) und ließen sie wieder heim holen.

     

69. Mansfeld.
     

      Mündlich aus Mansfeld.

      Deutsche Sagen der Brüder Grimm 2,569.

     

    Der Stammherr der Grafen von Mansfeld gewann dem Kaiser, seinem Herrn, viele Schlachten in Italien. Aus Freude darüber erlaubte ihm der Kaiser sich eine Gnade auszubitten, und der Graf bat um so viel Land in Thüringen, als er mit einem Scheffel Gerste umsäen könne. Das gewährte der Kaiser gern, und der Graf fuhr mit einem kaiserlichen Rathe nach Deutschland, und als sie nach Wallhausen kamen, fing er zu säen an. Er hieß seinen Kutscher langsam fahren und zettelte eine Handvoll Gerste nach der andern dünn über das Feld. Sie fuhren im Kreise um zweihundert und zwei Dörfer, und so entstand die jetzige Grafschaft Mansfeld. Der kaiserliche Rath aber glaubte, sein Herr der Kaiser sei betrogen, und verklagte den Grafen bei ihm, daß er des Kaisers Gnade misbraucht habe. Da lachte der Kaiser und sprach »Gesagt ist gesagt. Kaiserliches Wort muß wahr bleiben, wie man es auch deutet. Das ist des Mannes Feld !« Darum heißt die Grafschaft bis auf den heutigen Tag Mansfeld, und die Grafen führten Gerstenkörner im Wappen.

     

70. Sankt Georg.
     

      Mündlich aus Mansfeld.

     

    Eh es Grafen von Mansfeld gab, hauste ein Ritter Namens Georg auf dem mansfelder Schlosse. Einen Berg vor der Stadt aber (auf der Seite nach Eisleben zu), der noch heute der Lindberg heißt, hatte sich ein Lindwurm zur Wohnstatt gewählt, und diesem mußten die Bewohner von Mansfeld jeden Tag ein Mädchen als Zoll geben, damit er sie leben ließ. In dem kleinen Städtchen war bald keine Jungfrau mehr zu finden, und nun forderte der Wurm die Tochter des Ritters. Da zog der Ritter selbst am folgenden Morgen gegen den Drachen, erlegte ihn und befreite die Stadt; und er hieß seitdem nicht mehr Georg, sondern Sankt Georg, und zum Andenken wurde sein Bild, wie er den Drachen tödtet, über der Kirchthür zu Mansfeld in Stein gehauen und ist noch jetzt zu sehen.

     

Märchen.
     

1. Der Berggeister Geschenke.
      Mündlich aus Halle.

     

    Ein Schneider und ein Goldschmied wanderten mit einander, und als es Abend wurde, hörten sie eine wunderliebliche Musik. Die Musik war so schön, daß sie alle Müdigkeit vergaßen und immer größere Schritte machten um zu sehen wer die Musikanten seien. Bald war es, wenn sie aufhorchten, als rauschte nur der Wind so sanft in den Linden am Wege, bald als klängen die Glockenblumen auf der Wiese, wenn sie im Winde sich neigten. Und der Schneider dachte an seine liebe Braut,

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