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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
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macht eine kleine Pause, dann wird sein Tonfall geschäftlicher. »Ich nehme an, dass Sie gestern so plötzlich verschwunden sind, weil Sie zu Hause weiterarbeiten wollten.«
    »Äh … ja.« Ich räuspere mich. »Das stimmt.«
    »Da haben Sie bestimmt jede Menge dringende Arbeiten erledigt?«
    »Äh … ja. Jede Menge.«
    »Prima. Habe ich mir gedacht. Gut, dann machen Sie weiter. Und alle anderen«, Paul sieht sich warnend im Büro um, »denken daran, was ich gesagt habe.«
    »Natürlich«, sagt Artemis wie aus der Pistole geschossen, »denken wir alle daran!«
    Paul verschwindet wieder in seinem Büro, und ich sehe meinem Computer beim Hochfahren zu. Es wird schon gehen, sage ich mir. Ich konzentriere mich einfach auf die Arbeit, vertiefe mich völlig in …
    Plötzlich merke ich, dass jemand eine Melodie summt, ziemlich laut. Ich kenne die Melodie. Das ist …
    Es sind die Carpenters.
    Und jetzt stimmen einige Kollegen in den Refrain ein.
    »Close to yoooou …«
    »Alles klar, Emma?«, fragt Nick, als mein Kopf misstrauisch hochruckt. »Brauchst du ein Taschentuch?«
    »Close to yoooou …«, trällern alle unisono, und ich höre unterdrücktes Kichern.
    Darauf reagiere ich doch gar nicht. Den Gefallen tue ich ihnen nicht. So ruhig wie möglich rufe ich meine E-Mails ab und kriege einen kleinen Schock. Normalerweise habe ich jeden Morgen etwa zehn Mails, wenn überhaupt. Heute sind es fünfundneunzig.

    Dad: Ich möchte wirklich gern mit dir sprechen …
    Carol: Ich habe schon zwei weitere Interessentinnen für unseren Barbie-Club!
    Moira: Ich weiß, wo es wirklich bequeme Stringtangas gibt …
    Sharon: Und, seit wann läuft das schon?!!
    Fiona: Wg: Workshop Körperbewusstsein …
    Ich scrolle die endlos lange Liste hinunter und spüre plötzlich einen Stich im Herzen.
    Da sind drei Mails von Jack.
    Was soll ich tun?
    Soll ich sie lesen?
    Meine Hand schwebt unsicher über der Maus. Hat er nicht wenigstens die Chance verdient, mir die Sache zu erklären?
    »Ach ja, Emma«, sagt Artemis unschuldig und kommt mit einer Tüte an meinen Tisch. »Ich habe hier einen Pulli, der dir vielleicht gefällt. Er ist mir ein bisschen zu klein, aber er ist wirklich hübsch. Und dir passt er bestimmt, er …«, sie macht eine Pause und sieht zu Caroline hinüber, »… ist nämlich Größe sechsunddreißig.«
    Beide brechen auf der Stelle in hysterisches Gekicher aus.
    »Danke, Artemis«, sage ich barsch. »Sehr aufmerksam.«
    »Ich gehe mal Kaffee holen«, sagt Fergus und steht auf. »Will sonst noch jemand was?«
    »Ich hätte gerne einen Harveys Bristol Cream«, sagt Nick aufgekratzt.
    »Haha«, murmle ich vor mich hin.
    »Ach, Emma, was ich noch sagen wollte«, fügt er hinzu und kommt zu mir geschlendert. »Diese neue Sekretärin in der Verwaltung. Hast du sie schon gesehen? Hat was, oder?«
    Er zwinkert mir zu, und ich starre ihn einen Moment lang verständnislos an.

    »Nette Igelfrisur«, fügt er an. »Süße Latzhose.«
    »Halt die Klappe!«, fahre ich ihn mit knallrotem Kopf an. »Ich bin nicht … ich bin nicht … Lasst mich doch einfach alle in Ruhe!«
    Mit vor Wut zitternden Fingern lösche ich schnell jede einzelne E-Mail von Jack. Er hat überhaupt nichts verdient. Keine Chance. Nichts.
    Ich stehe auf und marschiere keuchend aus dem Büro. Ich gehe zur Damentoilette, knalle die Tür hinter mir zu und lehne mich mit der heißen Stirn an den Spiegel. In mir brodelt die Wut auf Jack Harper wie Lava. Hat er auch nur die leiseste Vorstellung, was ich durchmache? Hat er eine Ahnung, was er mir angetan hat?
    »Emma!« Eine Stimme durchbricht meine Gedanken, und ich zucke zusammen. Ich ahne Schreckliches.
    Katie ist unbemerkt in die Toilette gekommen. Sie steht mit dem Schminktäschchen in der Hand direkt hinter mir. Ich sehe ihr Gesicht im Spiegel direkt neben meinem … und sie lächelt nicht. Wie in Eine verhängnisvolle Affäre .
    »Also«, sagt sie in merkwürdigem Ton. »Du kannst Häkelsachen nicht leiden.«
    O Gott. O Gott. Was habe ich getan? Ich habe Katies Kaninchen-Killer-Seite aufgedeckt, die bisher niemand bemerkt hat. Vielleicht spießt sie mich mit einer Häkelnadel auf, denke ich panisch.
    »Katie«, sage ich mit klopfendem Herzen. »Katie bitte, hör zu. Ich wollte nicht … ich habe nie gesagt …«
    »Emma, versuch es gar nicht erst.« Sie winkt ab. »Wir wissen doch beide, wie es ist.«
    »Das stimmt gar nicht!«, sage ich schnell. »Er ist durcheinander gekommen! Ich habe gesagt, dass ich … ähm

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