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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht‹. Oder ›ich mache mir gar nicht erst die Mühe, deine beknackten Blumen zurückzuschicken, so wenig bedeutest du mir‹.«
    Wir denken alle eine Weile schweigend darüber nach.
    Denn es ist ja so, es sind einfach wundervolle Blumen.
    »Also wollen Sie sie jetzt oder nicht?«, sagt der Lieferant.
    »Ich …« O Gott, ich bin völlig durcheinander.
    »Emma, das wirkt doch total schwach, wenn du sie zurückschickst«, sagt Jemima fest. »Es sieht aus, als könntest du es nicht ertragen, irgendeine Erinnerung an ihn im Haus zu haben. Aber wenn du sie behältst, signalisiert das ›Du bist mir scheißegal‹! Du bist standhaft! Du bist stark. Du bist …«
    »O Gott, okay!«, sage ich, reiße dem Lieferanten den Stift aus der Hand. »Ich unterschreibe. Aber richten Sie ihm bitte aus, dass das nicht bedeutet, dass ich ihm verzeihe oder dass er kein zynischer, herzloser, verabscheuungswürdiger Mistkerl ist und des Weiteren, dass ich die Blumen, wenn Jemima nicht eine Dinnerparty hätte, sofort in den Müll schmeißen würde.« Als ich mit Unterschreiben fertig bin, habe ich einen roten Kopf und atme schwer und mache so heftig einen Punkt hinter
meine Unterschrift, dass das Papier einreißt. »Können Sie sich das alles merken?«
    Der Lieferant sieht mich entgeistert an.
    »Junge Frau, ich arbeite nur im Lager!«
    »Ich weiß was«, sagt Lissy plötzlich. Sie nimmt sich das Klemmbrett und schreibt deutlich in Druckbuchstaben OHNE ANERKENNUNG EINER RECHTSPFLICHT unter meinen Namen.
    »Was bedeutet das?«, frage ich.
    »Es bedeutet ›das verzeihe ich dir nie, du Schwein … aber die Blumen behalte ich trotzdem‹.«
    »Und du wirst es ihm trotzdem noch heimzahlen«, fügt Jemima entschlossen hinzu.
     
    Es ist einer dieser herrlich klaren, frischen Tage, an denen man das Gefühl hat, dass London wirklich die beste Stadt der Welt ist. Als ich von der U-Bahn-Station zum Büro gehe, hebt sich meine Stimmung ein wenig.
    Vielleicht hat Lissy ja Recht. Vielleicht haben in der Firma längst alle diese Geschichte vergessen. Ich meine, man muss das doch im Verhältnis sehen. So eine große Sache war es ja auch nicht. So interessant war es nicht. Inzwischen macht bestimmt schon wieder irgendein anderer Tratsch die Runde. Bestimmt reden sie alle über … Fußball. Oder Politik oder so. Genau.
    Ich öffne die Glastür zum Foyer mit einem kleinen Schuss Optimismus und gehe hocherhobenen Hauptes hinein.
    »… Barbie-Bettwäsche!«, höre ich sofort von der anderen Seite des Marmors. Ein Typ aus der Buchhaltung unterhält sich mit einer Dame, die ein »Besucher«-Schild trägt und aufmerksam zuhört.
    »… es die ganze Zeit mit Jack Harper getrieben?«, kommt eine Stimme von oben, wo ich eine Gruppe von Mädchen die Treppe hochgehen sehe.

    »Mir tut vor allem Connor Leid«, antwortet eine. »Der Arme …«
    »… so getan, als möge sie Jazz«, sagt wieder jemand anders, der aus dem Aufzug kommt. »Warum zum Teufel tut man denn so was?«
    Okay. Also … dann haben sie es wohl doch nicht vergessen.
    Mein hübscher Optimismus schwindet, und ich überlege einen Moment lang, abzuhauen und mir für den Rest meines Lebens die Decke über den Kopf zu ziehen.
    Aber das kann ich nicht machen.
    Zum einen würde mir das wahrscheinlich spätestens nach einer Woche langweilig werden.
    Und zweitens … muss ich mich ihnen stellen. Ich muss.
    Mit geballten Fäusten gehe ich langsam die Treppe hoch und den Gang entlang. Wenn ich an Leuten vorbeikomme, starren sie mich entweder unverhohlen an, oder sie tun so, als würden sie nicht gucken, gucken aber doch, und mindestens fünf Gespräche werden abrupt abgebrochen, als ich näher komme.
    An der Tür zur Marketingabteilung atme ich tief ein und gehe hinein, wobei ich mich bemühe, so unbefangen wie möglich zu wirken.
    »Hallo zusammen«, sage ich, ziehe die Jacke aus und hänge sie über den Stuhl.
    »Emma!«, kreischt Artemis in sarkastischer Freude. »Wer hätte das gedacht!«
    »Guten Morgen, Emma«, sagt Paul, der aus seinem Büro kommt und mich durchdringend ansieht. »Alles klar?«
    »Ja, danke.«
    »Möchten Sie über irgendetwas … reden?« Zu meiner Überraschung wirkt das ernst gemeint.
    Aber mal ehrlich. Was glaubt der denn? Dass ich da reingehe und mich an seiner Schulter ausweine, »Jack Harper, der Mistkerl, hat mich nur benutzt«?

    Dafür müsste ich schon so richtig, richtig verzweifelt sein.
    »Nein«, sage ich mit brennendem Gesicht. »Danke, alles okay.«
    »Gut.« Er

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