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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich.«
    »Muss ich da wirklich hin?«, frage ich, ohne darüber nachzudenken.
    »Was?« Paul sieht mich stirnrunzelnd an.
    »Ich habe mich nur gefragt, ob ich … da wirklich hin muss, oder ob …« Ich verstumme zaghaft.
    »Emma, wenn Sie telepathisch Kaffee und Tee servieren können«, sagt Paul sarkastisch, »dann können Sie herzlich gerne am Schreibtisch sitzen bleiben. Aber wenn nicht, dann bewegen Sie freundlicherweise Ihren Arsch Richtung Konferenzraum. Also wissen Sie, für jemanden, der Karriere machen möchte …« Er schüttelt den Kopf und geht weiter.

    Wie kann der Tag schon so schief gegangen sein, bevor ich mich auch nur hingesetzt habe?
     
    Ich lege Tasche und Mantel an meinem Schreibtisch ab und gehe dann sofort zu den Aufzügen und drücke den Knopf. Einen Moment später macht ein Aufzug Ping, und die Tür geht auf.
    Nein. Nein.
    Das ist ein Alptraum.
    Jack Harper steht allein im Lift, in alten Jeans und einem braunen Kaschmirpullover.
    Unwillkürlich trete ich einen Schritt zurück. Jack Harper steckt sein Handy ein, neigt den Kopf zur Seite und sieht mich fragend an.
    »Fahren Sie mit?«, fragt er sanft.
    Mir reicht es langsam. Was soll ich darauf schon antworten? Ich kann ja nicht gut sagen: »Nein, ich habe den Knopf nur aus Spaß gedrückt, haha!«
    »Ja«, sage ich also und stakse in den Aufzug. »Ja, ich fahre mit.«
    Die Tür schließt sich, und wir fahren schweigend nach oben. Mein Magen fühlt sich an wie ein festgezogener Knoten.
    »Äh, Mr. Harper«, sage ich unbeholfen, und er sieht auf. »Ich wollte mich noch entschuldigen für … hm, na ja, dass ich neulich kurz weggegangen bin. Das wird nicht wieder vorkommen.«
    »Sie haben ja jetzt anständigen Kaffee«, sagt Jack Harper und zieht die Augenbrauen hoch. »Da brauchen Sie ja nicht mehr zu Starbucks zu gehen.«
    »Ich weiß. Es tut mir wirklich Leid«, sage ich mit brennendem Gesicht. »Und ich kann Ihnen versichern, das war das allerletzte Mal, dass ich so etwas gemacht habe.« Ich räuspere mich. »Ich bin der Panther Corporation treu ergeben und
freue mich darauf, ihr weiterhin mit all meinen Kräften zur Verfügung zu stehen. Ich werde hundert Prozent Leistung erbringen, jeden Tag, heute und in Zukunft.«
    Fast hätte ich noch »Amen« gesagt.
    »Wirklich?« Jack sieht mich an, seine Mundwinkel zucken. »Das ist … stark.« Er denkt kurz nach. »Emma, können Sie etwas für sich behalten?«
    »Ja«, sage ich gespannt. »Was denn?«
    Jack beugt sich zu mir herüber und flüstert: »Ich habe früher auch diese kleinen Pausen eingelegt.«
    »Was?« Ich starre ihn an.
    »Bei meiner ersten Stelle«, fährt er mit normaler Stimme fort. »Ich hatte einen Freund, mit dem ich immer zusammen war. Wir hatten auch so einen Code.« Seine Augen blitzen. »Einer von uns bat den anderen, ihm die Akte Leopold zu bringen.«
    »Und was war die Akte Leopold?«
    »Die gab es nicht.« Er grinst. »Es war nur eine Ausrede, um vom Schreibtisch wegzukommen.«
    »Oh. Ach so!«
    Plötzlich fühle ich mich etwas besser.
    Jack Harper hat blau gemacht ? Ich dachte, er wäre immer nur damit beschäftigt gewesen, ein brillantes, dynamisches Kreativgenie zu sein, oder was immer er ist.
    Im dritten Stock hält der Aufzug, die Tür geht auf, aber es steigt niemand ein.
    »Ihre Kollegen wirken sehr sympathisch«, sagt Jack, als der Aufzug weiterfährt. »Ein sehr angenehmes, fleißiges Team. Sind sie immer so?«
    »Absolut!«, sage ich sofort. »Wir haben Freude an der Zusammenarbeit in einem integrierten, teamorientierten … äh … betrieblichen …« Ich suche noch nach einem weiteren komplizierten Wort, als ich den Fehler mache, ihn anzugucken.

    Er weiß , dass das Bockmist ist, oder?
    O Gott. Na, was soll’s.
    »Okay.« Ich lehne mich an die Wand des Aufzugs. »In Wirklichkeit sind wir nicht so. Paul schreit mich normalerweise sechsmal am Tag an, Nick und Artemis können sich nicht ausstehen, und wir sprechen sonst auch nicht über Literatur. Wir haben Ihnen etwas vorgespielt.«
    »Sie sind erstaunlich.« Seine Mundwinkel zucken. »In der Verwaltung kam mir die Atmosphäre auch so komisch vor. Der Verdacht kam mir, als zwei Angestellte spontan den Panther Corporation Song angestimmt haben. Ich wusste nicht mal, dass es einen Panther Corporation Song gibt .«
    »Ich auch nicht«, sage ich überrascht. »Ist er gut?«
    »Was glauben Sie?« Er zieht eine komische Grimasse, und ich kichere.
    Seltsamerweise ist die Atmosphäre zwischen uns überhaupt nicht

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