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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
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die ich noch nie gesehen habe, trinkt ein Glas Wasser und wirkt erstaunt, mich zu sehen. »Du bist aber früh heute.«
    »Ich weiß. Ich hatte es etwas eilig.«
    »Das ist Jean-Paul«, sagt Lissy. »Jean-Paul, das ist meine Mitbewohnerin Emma.«
    »Hallo, Jean-Paul«, sage ich mit freundlichem Lächeln.
    »Schön, dich kennen zu lernen, Emma«, sagt Jean-Paul mit französischem Akzent. Wahnsinn, so ein französicher Akzent ist einfach sexy. Ist doch wahr.
    »Jean-Paul und ich, wir haben gerade … ein paar Fälle durchgesprochen«, sagt Lissy.
    »Ach so«, sage ich strahlend. »Toll!«
    Fälle. Ja, ja, ist klar. Das würde auch so rumsen.
    Lissy ist ja wirklich ein stilles Wasser!
    »Ich muss los«, sagt Jean-Paul und sieht Lissy an.
    »Ich bringe dich noch raus«, sagt sie ganz durcheinander.
    Sie verschwindet durch die Wohnungstür, ich höre die beiden auf dem Treppenabsatz murmeln.
    Ich trinke noch etwas Wasser, gehe ins Wohnzimmer und lasse mich aufs Sofa plumpsen. Mir tut der ganze Körper weh, weil ich den ganzen Tag so angespannt gerade gesessen habe. Das ist ja ernsthaft gesundheitsschädigend. Wie soll ich bloß eine ganze Woche Jack Harper überleben?

    »Und?«, frage ich, als Lissy ins Zimmer kommt. »Was läuft?«
    »Was meinst du?«, fragt sie ausweichend.
    »Du und Jean-Paul! Wie lange seid ihr schon …«
    »Sind wir ja gar nicht«, beginnt Lissy und wird rot. »Es ist nicht … Wir haben nur ein paar Fälle durchgesprochen. Das ist alles.«
    »Na klar.«
    »Jawohl! Da war sonst nichts!«
    »Okay«, sage ich und ziehe die Augenbrauen hoch. »Wenn du das sagst …«
    Lissy ist manchmal so, ganz schüchtern und schamhaft. Ich muss sie demnächst mal abends abfüllen, dann wird sie es schon zugeben.
    »Und, wie war’s bei dir heute?«, fragt sie, lässt sich auf den Boden sinken und greift nach einer Zeitschrift.
    Wie es bei mir war?
    Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
    »Bei mir«, sage ich schließlich. »Bei mir war’s heute ein kleiner Alptraum.«
    »Echt?«, fragt Lissy und sieht überrascht auf.
    »Nein, das stimmt nicht. Es war ein ganz furchtbarer Alptraum.«
    »Was ist denn passiert?« Lissy ist jetzt ganz gespannt. »Erzähl!«
    »Okay.« Ich atme tief ein, streiche mir das Haar zurück, und überlege, wo ich anfangen soll. »Also, du erinnerst dich doch an diesen schrecklichen Rückflug von Schottland letzte Woche?«
    »Na klar!« Lissys Gesicht hellt sich auf. »Connor hat dich abgeholt, und alles war total romantisch …«
    »Ja. Genau.« Ich muss mich räuspern. »Aber davor. Im Flugzeug. Da saß so ein … ein Mann neben mir. Und dann hatten wir doch diese Turbulenzen.« Ich beiße mir auf die Lippe.
»Und da habe ich wirklich gedacht, wir würden alle sterben und dass das der letzte Mensch ist, den ich je sehe, und … ich …«
    »Ach du lieber Gott!« Lissy schlägt die Hände vor den Mund. »Du hast doch nicht mit ihm geschlafen!«
    »Schlimmer! Ich habe ihm alle meine Geheimnisse erzählt.«
    Ich rechne damit, dass Lissy nach Luft schnappt oder etwas Mitfühlendes wie »o nein!« sagt, aber sie starrt mich nur verdutzt an.
    »Was für Geheimnisse?«
    »Meine Geheimnisse eben. Du weißt schon.«
    Lissy guckt mich an, als hätte ich ihr erzählt, dass ich ein Holzbein habe.
    »Du hast Geheimnisse ?«
    »Natürlich habe ich Geheimnisse!«, sage ich. »Hat doch jeder.«
    »Ich nicht«, sagt sie sofort verletzt. »Ich habe keine Geheimnisse.«
    »Natürlich hast du welche.«
    »Ach, zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel … Okay.« Ich zähle sie an den Fingern ab. »Du hast deinem Dad bis heute nicht erzählt, dass du es warst, die damals den Garagenschlüssel verschlampt hat.«
    »Das ist ja schon ewig her!«, winkt Lissy ab.
    »Du hast Simon nicht gesagt, dass du auf einen Heiratsantrag von ihm hoffst …«
    »Darauf habe ich nicht gehofft!«, sagt Lissy errötend. »Na ja, gut, vielleicht doch …«
    »Du glaubst, der traurige Typ von nebenan steht auf dich …«
    »Das ist doch kein Geheimnis !«, sagt sie und verdreht die Augen.
    »Ach so. Soll ich es ihm erzählen?« Ich lehne mich zurück,
zum offenen Fenster hin. »Hey, Mike«, rufe ich. »Rat mal, was Lissy glaubt! Sie glaubt, du …«
    »Stopp!«, sagt Lissy verzweifelt.
    »Siehst du? Du hast Geheimnisse. Jeder hat Geheimnisse. Wahrscheinlich hat sogar der Papst Geheimnisse.«
    »Okay«, sagt Lissy. »Okay, verstanden. Aber ich sehe das Problem nicht. Du hast irgendeinem Typen im Flugzeug deine Geheimnisse erzählt

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