Sag's Nicht Weiter, Liebling
»Ja, klar.« »Sagen Sie mal, Connor«, sagt Jack vertraulich. »Haben Sie eigentlich je Emmas …«
Wenn er jetzt sagt »G-Punkt gefunden«, sterbe ich. Ich sterbe. Ich sterbe .
»… Anwesenheit hier als Ablenkung empfunden? Ich kann mir vorstellen, dass mir das so gehen würde!« Jack lächelt Connor freundlich an, aber Connor lächelt nicht zurück.
»Wie gesagt, Sir«, antwortet er steif, »bei der Arbeit verkehren Emma und ich auf einer rein professionellen Ebene miteinander. Es käme uns nie in den Sinn, die Zeit in der Firma für unsere eigenen … Zwecke zu missbrauchen.« Er wird rot. »Ich meine, mit Zwecke meine ich nicht … ich meinte …«
»Wie beruhigend«, sagt Jack amüsiert.
Du lieber Gott, warum muss Connor so ein Musterknabe sein?
Der Aufzug macht wieder Ping, und ich entspanne mich. Gott sei Dank, endlich kann ich fliehen...
»Anscheinend haben wir alle das gleiche Ziel«, grinst Jack Harper. »Connor, zeigen Sie uns, wo es lang geht?«
Ich packe das nicht. Ich packe es einfach nicht. Als ich den Mitgliedern der Marketingabteilung Tee und Kaffee einschenke, bin ich äußerlich ruhig, lächle alle an und plaudere höflich. Aber innen drin bin ich völlig verunsichert und durcheinander. Ich will es mir nicht eingestehen, aber Connor mit Jack Harpers Augen zu sehen, hat mich aus der Fassung gebracht.
Ich liebe Connor, sage ich mir immer wieder. Was ich im Flugzeug gesagt habe, war alles nicht so gemeint. Ich liebe ihn. Ich lasse den Blick über sein Gesicht wandern, um mich zu vergewissern. Es gibt gar keinen Zweifel. Connor sieht unheimlich gut aus. Er strotzt vor Gesundheit. Sein Haar glänzt, und er hat blaue Augen und so ein niedliches Grübchen, wenn er lächelt.
Jack Harper sieht dagegen irgendwie erschöpft und ungepflegt aus. Er hat Ringe unter den Augen und ist nicht richtig gekämmt. Und er hat ein Loch in der Jeans.
Aber trotzdem. Es ist, als wenn er eine Art Magnetismus auf mich ausübte. Ich sitze hier und konzentriere mich voll auf den Teewagen, und trotzdem kann ich irgendwie den Blick nicht von ihm wenden.
Das ist wegen des Flugs, sage ich mir immer wieder. Es kommt daher, dass wir gemeinsam dieses traumatische Erlebnis durchgestanden haben; deswegen. Sonst gibt es überhaupt keinen Grund.
»Leute, wir müssen stärker quer denken«, sagt Paul. »Der Panther-Riegel verkauft sich nicht so, wie er soll. Connor, Sie haben die neuen Statistiken?«
Connor steht auf, und ich bin für ihn mit aufgeregt. So, wie er mit seinen Manschetten herumfummelt, muss er schrecklich nervös sein.
»Ja, habe ich, Paul.« Er nimmt ein Klemmbrett und räuspert sich. »In der letzten Umfrage wurden 1000 Jugendliche über
den Panther-Riegel befragt. Unglücklicherweise sind die Ergebnisse nicht ganz schlüssig.«
Er drückt auf die Fernbedienung. Auf dem Bildschirm hinter ihm erscheint ein Diagramm, das wir alle gehorsam betrachten.
»74 Prozent der 10- bis 14-Jährigen finden, der Riegel sollte weicher sein«, sagt Connor ernst. »Aber 67 Prozent der 15-bis 18-Jährigen hätten ihn lieber knuspriger, wobei 22 Prozent ihn schon zu knusprig finden …«
Ich schiele Artemis über die Schulter und sehe, dass sie »weich/knusprig??« auf ihren Notizblock geschrieben hat.
Connor drückt wieder auf die Fernbedienung, und ein anderes Diagramm erscheint.
»Der Geschmack war 46 Prozent der 10- bis 14-Jährigen zu würzig. Aber 33 Prozent der 15- bis 18-Jährigen fanden ihn nicht würzig genug, während …«
O Gott. Ich weiß, das ist Connor. Und ich liebe ihn und so. Aber kann er das nicht ein bisschen interessanter machen?
Ich schiele zu Jack Harper hinüber, um zu sehen, wie er es aufnimmt, und er zieht in meine Richtung die Augenbrauen hoch. Ich werde sofort rot und komme mir illoyal vor.
Er wird denken, ich hätte mich über Connor lustig gemacht. Was ich nicht getan habe. Wirklich nicht.
»90 Prozent der weiblichen Jugendlichen hätten gerne einen geringeren Kaloriengehalt«, schließt Connor, »aber ein ebenso hoher Prozentsatz wünscht sich einen dickeren Schokoladenmantel.« Er zuckt hilflos mit den Schultern.
»Die wissen doch selbst nicht, was sie wollen«, sagt irgendwer.
»Wir haben ein breites Spektrum Jugendlicher befragt«, sagt Connor, »darunter Kaukasier, Afro-Kariben, Asiaten und … äh …«, er linst auf seinen Zettel, »Jedi-Ritter.«
»Teenager!«, stöhnt Artemis und verdreht die Augen.
»Umreißen Sie doch bitte noch einmal kurz die Zielgruppe, Connor«,
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