Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Ich bringe sie rauf in sein Büro.
    Außer … Ach du Scheiße. Bin ich gerade total bescheuert? Gibt es tatsächlich eine Akte Leopold?
    Hastig rufe ich die Firmen-Datenbank auf und suche nach »Leopold«. Aber der Rechner findet nichts.
    Okay. Dann hatte ich also doch Recht.
    Ich will schon den Stuhl zurückschieben, als mich ein paranoider Gedanke ereilt. Was, wenn mich jemand anhält und fragt, was die Akte Leopold ist? Oder wenn ich sie fallen lasse und alle sehen, dass sie leer ist?
    Schnell öffne ich ein neues Dokument, entwerfe einen peppigen Briefkopf und tippe einen Brief von einem Mr. Ernest P. Leopold an die Panther Corporation. Ich schicke den Druckauftrag los, schlendre zum Drucker hinüber und ziehe das Blatt heraus, bevor es jemand sieht. Nicht, dass sich irgendwer auch nur im Geringsten dafür interessieren würde.
    »Gut«, sage ich beiläufig und lege das Blatt in die Pappmappe. »Ich bringe dann mal eben die Akte hoch …«
    Artemis hebt nicht einmal den Kopf.
    Als ich die Gänge entlanglaufe, dreht sich mir der Magen um, ich fühle mich unsicher und angespannt, als ob jeder im Gebäude wissen müsste, was ich hier tue. Ein Aufzug ist schon da, aber ich nehme die Treppe, erstens, damit ich nicht mit irgendwem sprechen muss, und zweitens, weil mein Herz so hämmert, dass ich erst einmal ein bisschen Nervosität abreagieren muss.

    Warum will Jack Harper mich sehen? Denn wenn er mir nur sagen will, dass er die ganze Zeit Recht hatte wegen Connor, dann kann er gerade … dann kann er verdammt noch mal … Mein Magen krampft sich zusammen. Was, wenn es so richtig peinlich wird? Was, wenn er sauer auf mich ist?
    Ich muss ja nicht dorthin gehen, fällt mir ein. Er hat mir die Wahl gelassen. Ich könnte einfach seine Sekretärin anrufen und sagen, »tut mir Leid, ich habe die Akte Leopold nicht gefunden«, und das wäre es.
    Einen Moment lang zögere ich auf den Marmorstufen, meine Finger krampfen sich um die Akte. Und dann gehe ich weiter.
     
    Als ich auf Jack Harpers Bürotür zugehe, stelle ich fest, dass sie nicht von einer der Sekretärinnen bewacht wird, sondern von Sven.
    O Gott. Ich weiß, dass Jack gesagt hat, er sei sein bester Freund, aber ich kann nicht dagegen an. Mir ist der Typ unheimlich.
    »Hi«, sage ich. »Äh … Mr. Harper hat mich gebeten, ihm die Akte Leopold zu bringen.«
    Sven sieht mich an, und einen Moment lang läuft eine Art schweigende Kommunikation zwischen uns ab. Er weiß es, oder? Wahrscheinlich benutzt er den Leopold-Code selbst. Er nimmt den Telefonhörer ab und sagt nach einem Moment, »Jack, Emma Corrigan ist mit der Akte Leopold hier.« Dann legt er wieder auf und sagt, ohne zu lächeln: »Sie können gleich durchgehen.«
    Ganz kribbelig und verunsichert gehe ich hinein. Jack sitzt an einem großen Holzschreibtisch in dem riesigen, getäfelten Raum. Als er aufschaut, sieht er mich warm und freundlich an, und ich entspanne mich ein winziges bisschen.
    »Hallo«, sagt er.

    »Hallo«, antworte ich, und wir schweigen kurz. »Also, ähm, hier ist die Akte Leopold«, sage ich und reiche ihm die Mappe.
    »Die Akte Leopold.« Er lacht. »Sehr schön.« Dann öffnet er sie und schaut überrascht auf das Blatt. »Was ist das denn?«
    »Das ist ein … ein Brief von Mr. Leopold von Leopold und Co.«
    »Sie haben einen Brief von Mr. Leopold aufgesetzt?« Er klingt erstaunt und plötzlich komme ich mir richtig blöd vor.
    »Nur für den Fall, dass mir die Akte runterfällt und jemand sie sieht«, murmele ich. »Ich dachte, da denke ich mir lieber schnell etwas aus. Ist ja nicht wichtig.« Ich versuche, den Brief wieder an mich zu nehmen, aber Jack zieht ihn mir weg.
    »›Aus dem Büro von Ernest P. Leopold‹«, liest er laut, und sein Gesicht verzieht sich vergnügt. »Ich lese hier, dass er 6.000 Kisten Panther Cola bestellen möchte. Scheint ein Großverbraucher zu sein, dieser Leopold.«
    »Es ist für ein Event in seiner Firma«, erkläre ich. »Normalerweise haben sie immer Pepsi, aber neulich hat einer der Angestellten Panther Cola probiert, und die war so lecker …«
    »… dass sie einfach den Lieferanten wechseln mussten«, beendet Jack den Satz. »›Lassen Sie mich hinzufügen, dass ich mit sämtlichen Produkten Ihres Unternehmens äußerst zufrieden bin und neuerdings einen Panther-Jogginganzug trage; er ist der bequemste, den ich je besaß.‹« Er starrt den Brief an und sieht dann lächelnd auf. Zu meiner Überraschung glänzen seine Augen ein bisschen.

Weitere Kostenlose Bücher