Sag's Nicht Weiter, Liebling
denken, sondern mich auf meine Karriere konzentrieren. Vielleicht suche ich mir sogar einen neuen Job.
Als ich aus der U-Bahn-Station komme, gefällt mir dieser Gedanke schon richtig gut. Ich bewerbe mich als Marketing Executive bei Coca-Cola oder so. Und ich bekomme die Stelle. Dann merkt Paul, dass er einen Riesenfehler gemacht hat, mich nicht zu befördern. Und dann bittet er mich zu bleiben, und ich sage: »Tut mir Leid, jetzt ist es zu spät.« Er wird betteln: »Emma, kann ich irgendwas tun, damit Sie es sich noch mal anders überlegen?« Und dann sage ich …
Scheiße. Etwas gerät in mein Blickfeld, und ich bleibe mit
der Hand an der Glastür stehen. Da ist ein blonder Kopf im Foyer.
Connor. Eine Panikwelle durchflutet mich. Ich kann da nicht reingehen. Ich kann nicht. Ich …
Der Kopf bewegt sich, und es ist überhaupt nicht Connor, sondern Andrea aus der Buchhaltung. Ich schiebe die Tür auf und fühle mich idiotisch. Ich bin völlig durch den Wind. Ich muss mich zusammenreißen, denn früher oder später werde ich Connor begegnen, und dann muss ich damit umgehen können.
Wenigstens weiß es noch niemand im Büro, denke ich, als ich die Treppe hochgehe. Das würde es ja noch tausend Mal schlimmer machen. Wenn die Leute auf mich zukämen und sagten …
»Emma, das tut mir so Leid mit dir und Connor!«
»Was?« Schockiert blicke ich auf und sehe eine Frau namens Nancy auf mich zukommen.
»Das kam ja wie ein Blitz aus heiterem Himmel! So viele Paare trennen sich, aber ihr beide doch nicht! Aber da sieht man es mal wieder, man kann nie wissen …«
Ich bin ganz benommen.
»Woher … woher weißt du das?«
»Ach, das wissen doch alle!«, sagt Nancy. »Am Freitag war doch diese kleine Party! Na ja, Connor war da und hat sich ziemlich betrunken. Und er hat es allen erzählt. Er hat sogar eine kleine Rede gehalten.«
»Er … er hat was?«
»Es war eigentlich ziemlich rührend. Es ging darum, dass die Panther Corporation für ihn so etwas wie eine Familie sei und dass er sicher sei, dass wir ihm in dieser schwierigen Phase den Rücken stärken würden. Und dir natürlich auch«, schiebt sie hinterher. »Obwohl, du hast ja schließlich Schluss gemacht, und Connor ist der Verletzte.« Sie beugt sich vertraulich
zu mir herüber. »Ehrlich gesagt, einige von den Mädels haben gesagt, du hättest wohl eine Schraube locker.«
Ich fasse es nicht. Connor hat eine Rede über unsere Trennung gehalten. Nachdem er mir versprochen hat, es für sich zu behalten. Und jetzt sind alle auf seiner Seite.
»Nun denn«, sage ich schließlich. »Ich muss dann mal los.«
»Es ist so schade.« Nancy sieht mich forschend an. »Ihr wart immer so ein Traumpaar!«
»Ich weiß.« Ich zwinge mich zu lächeln. »Na ja. Wir sehen uns.«
Ich steuere die neue Kaffeemaschine an, glotze dumpf vor mich hin und versuche, damit klarzukommen, als eine zitternde Stimme mich unterbricht.
»Emma?« Ich sehe auf, und mir rutscht das Herz in die Hose. Es ist Katie, die mich anstarrt, als hätte ich grüne Punkte im Gesicht.
»Oh, hi!«, sage ich und versuche, unbekümmert zu klingen.
»Stimmt das?«, fragt sie. »Ist das wahr? Ich glaube das nämlich nicht, bis ich es aus deinem eigenen Mund gehört habe.«
»Ja«, sage ich widerstrebend. »Es stimmt. Connor und ich haben uns getrennt.«
»O Gott.« Katies Atmung wird immer schneller. »O mein Gott. Es stimmt. Ogottogott, ich halte das nicht aus …«
Mist. Sie hyperventiliert. Ich greife nach einer leeren Zuckertüte und halte sie ihr vor den Mund.
»Katie, beruhige dich!«, sage ich hilflos. »Einatmen … ausatmen …«
»Ich habe schon das ganze Wochenende Panikattacken«, bringt sie zwischen den Atemzügen heraus. »Heute Nacht bin ich schweißgebadet aufgewacht und habe gedacht, wenn das wahr ist, dann sehe ich überhaupt keinen Sinn mehr im Leben. Es gibt einfach keinen Sinn.«
»Katie, wir haben uns nur getrennt! Sonst nichts. Es trennen sich dauernd Leute.«
»Aber du und Connor, ihr wart nicht einfach Leute. Ihr wart das Paar. Ich meine, wenn ihr es schon nicht schafft, wieso sollen wir anderen es überhaupt erst versuchen?«
»Katie, wir waren nicht das Paar!«, sage ich und versuche, mich nicht aufzuregen. »Wir waren ein Paar. Und es hat nicht funktioniert … so was passiert nun mal.«
»Aber …«
»Und ehrlich gesagt möchte ich gar nicht darüber sprechen.«
»Oh«, sagt sie und starrt mich über die Tüte hinweg an. »O Gott, natürlich. Tut mir Leid,
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