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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Sowohl er als auch Brian waren auf der Suche nach einem Verräter in den eigenen Reihen gewesen. Auch wenn Ali seither verschwunden war ... ich verwarf die weiteren Gedanken.
    »Ich tippe auf Ali«, murmelte Fjodor. »Diesen Arabern traue ich noch weniger als den Charlies.«
    »Es ist La Troux«, grunzte Ronald. »Franzosen haben noch nie was getaugt. Schon gar nicht die, die aus den Kolonien kommen.«
    »Nix da«, echauffierte sich Vesuv. »Das ist dieser stinkige Nigger Brian ... Eppstein, oder wie der heißt. Ist auch egal. Ein schwarzer Affe eben. Von denen ist nichts Gutes zu erwarten. He, Starreporter, warst du nicht mit dem verbandelt? Du hast doch das Zimmer von seinem Sohn übernommen. Wo steckt der Kerl? Pflückt er gerade Kokosnüsse über uns?«
    No. 80261220 stand jeweils spiegelverkehrt auf der Blechmarke.
    »Da hast du deinen Kokosnuss pflückenden Affen.« Ich warf Vesuv Brians Marke vor die dreckigen Füße und ging das Lager inspizieren. Besser der warme Regen als diese rassistischen Verdrehungen meiner Kollegen. Sie suchten einen Schuldigen für ihre Situation. Ich auch, wenn ich ehrlich war. Musste mir aber gleich eingestehen, dass ich selbst schuld war.
 
    Ich schritt das eingezäunte Terrain ab. Es waren vielleicht fünfzig mal fünfzig Meter. Ronald hatte recht. Für ein paar Journalisten machten sich die Vietcong nicht eine solche Mühe, hier Tonnen von Stacheldraht und Minen heranzukarren. Dazu brauchten sie LKWs. Unsere und die der Kambodschaner. Waffen und Medikamente. Einhundertzwanzig Minen zählte ich.
    Eine fiel mir besonders auf. Sie hatte einen gelben Farbflecken und war die Nummer einundneunzig in meiner Zählfolge.
    »Rauchst du noch?«
    Ich sah von Mine einundneunzig hoch. Auf der anderen Seite des Zauns stand ein kleiner dürrer Mensch in einer viel zu großen, schlotternden, schwarzen Hose. Mit einem viel zu großen Strohhut und einer viel zu großen Kalaschnikow.
    »Kamikaze? Was, zum Teufel, machst du hier?«
    Der junge Mann kniff nur kurz die Lippen zusammen.
    »Ich bin Soldat und werde mein Land befreien.« Er fuchtelte mit der Waffe. Ich trat vom Zaun zurück und hob die Hände. »Schon gut. Ich breche nicht aus. Ich will nur wissen, warum ich hier bin.«
    Kamikaze warf mir Zigaretten und ein Feuerzeug über den Zaun. Es war mein Feuerzeug.
    »Das weiß ich nicht. Nur, dass du einen Fehler gemacht hast. Du hast für die Degradierung von Wau gesorgt, indem du den wichtigsten Mann erschossen hast, den meine Soldaten haben wollten. Mehr kann ich dir nicht sagen. Ich bin hier Soldat und diene mich in der Partei hoch.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Willst du denn nicht wissen, wie es deiner Schwester geht?« Irgendwie musste ich den kleinen Mann festhalten. Es war nur eine Idee. Aber er musste zum Reden gebracht werden. Kamikaze war meine einzige Verbindung zur Außenwelt. Auch wenn sie nur aus Vegetation bestand. Aber wir, ich hatte Bedürfnisse. Körperliche - und wenn es nur darum ging, wo wir unseren Stuhlgang hinterlassen konnten - und informative. So sinnlos kam mir das Lager nicht vor. Die Lage in Kambodscha, einem nahezu neutralen Staat, und die martialische Aufmachung mit Sprengkörpern verfolgten einen bestimmten Zweck.
    Kamikaze kam zurück. Ich setzte mich auf den schlammigen Boden. Tastete ihn ab. Die Feuchtigkeit war gut. Der Regen hatte alles Essbare aus seinen überfluteten Löchern getrieben. So, wie Brian es mir gezeigt hatte. Würmer und andere Proteine, die einen Fuß breit unter uns ihr Leben fristeten, drangen an die Oberfläche. Ich musste sie nur einsammeln.
    »Wie geht es meiner Schwester? Sie soll Leute von uns umgebracht haben.« Der kleine Mann schob den Strohhut in den Nacken. Ging auf der anderen Seite des Zauns in die Hocke und stütze sich mit der Kalaschnikow ab. Er trug keine Schuhe.
    Ich nickte. »Ja, diese Leute haben versucht, mich umzubringen. Deine Schwester hat mir das Leben gerettet. Was hast du damit zu tun? Woher weißt du das?«
    Kamikaze knabberte an den Fingernägeln der freien Hand. Sie waren fast noch schmutziger als seine Füße. Seine Mutter hätte das nicht zugelassen.
    »Ich weiß nichts. Ich bin noch zu jung, damit die mir etwas sagen«, murmelte er. »Ich bin als Wache eingeteilt. Mehr nicht.«
    Er stemmte sich am Gewehr hoch und setzte den Hut wieder auf.
    »Morgen um die gleiche Zeit habe ich wieder Dienst. Mal sehen, ob ich dir noch Zigaretten besorgen kann.«
    Ein Kind mit einer Waffe verschwand zwischen den Hütten

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