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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Dein Freund wird die Fahrt nicht überleben. Und wenn du die falsche Kammer in der Waffe erwischt, du auch nicht.«
    Geld wechselte die Besitzer. Wau drückte mir die Pistole in die Hand.
    Brian hatte sich aufgerichtet. Er spuckte Blut.
    »Du fängst mit mir an«, lallte er mit schwerer Zunge. Egal wohin diese Fahrt ging, er würde keine Stunde mehr überleben.
    »Ich werde dieses Spiel beenden. Aber nicht, wie diese Bastarde sich das vorstellen. Du wirst mich erschießen. Los, die Waffe her!«
    Wau war überrascht. Die Einsätze verdoppelten sich.
    Brian reicht mir den Revolver. Nickte kurz und legte sich wieder hin. »Schieß einfach hinter mein Ohr. Durch diese Congs will ich nicht sterben. Selbst will ich mich nicht umbringen. Das wäre Verrat an meiner Ehre. Dann soll mich ein ehemaliger Feind umbringen. Ihr habt es in der Normandie nicht geschafft, dann macht es jetzt. Los schieß. Oder muss ich dich jetzt einen Feigling nennen?«
 
    Drei Tage später.
    Die Vietcong waren zu Salzsäulen erstarrt. Ich hatte Brian erschossen. Wau hatte mir die Waffe abgenommen und wieder geladen.
    »Aus welchem Land kommst du?«
    »Deutschland.«
    Wau nickte nur. »Auch ein zweigeteiltes Land. Dann verstehst du uns.«
    Brian hatte ein ordentliches Grab bekommen. Seine Hundemarke hatte ich an mich genommen. Dann waren wir weitergefahren. Niemand sprach mehr mit mir. Ich aß Corned Beef. Die Restbestände unserer weißen Zivilisation, die ich nun für mich allein hatte. Die Viets verabscheuten diesen Fraß. Sie wussten, oder ahnten zumindest, warum. Ich bekam Durchfall.
    Der wieder einsetzende Monsunregen bewahrte mich vor der Selbstbeschmutzung. Die Kindersoldaten taten mir fast leid. Sie bemühten sich, die LKWs nicht im Morast versinken zu lassen. Und ich thronte auf der Ladefläche.
    Die Orientierung hatte ich verloren. Das Wasser verhinderte jede Ortsbestimmung. Wie spät es war, konnte ich nur anhand des spärlichen Tageslichts erahnen. Wohin wir fuhren? Ich hatte keine Ahnung. Meine Fragen wurden nicht beantwortet.
    Wau schien irgendetwas von seiner Autorität eingebüßt zu haben. Hätte er Brian erschießen sollen, und diese Kids nahmen ihm das übel, dass ich, ein Gefangener, das getan hatte?
 
    »Ach nein. Schaut mal, wer da kommt. Unseren Starreporter hat man auch eingefangen.«
    Fjodor wischte sich die schmutzigen Hände an seiner noch schmutzigeren Hose ab. Vesuv hob müde den Arm. Ronald von der Daily Mail zog nur kurz die Stirn hoch und sagte »Hi«.
    »Bist du auch auf diesen blöden Trick mit diesem Kloster hereingefallen? Komm, setz dich und erzähl.«
    Der Russe zog mich unter eine Zeltplane. Sie half gegen den Regen. Gegen den Schlamm, der sich darunter breitmachte, war sie sinnlos.
    Es war warm. Die Luftfeuchtigkeit hoch und kam in prasselndem Regen von oben. Ich sah mich um. Viel gab es nicht zu sehen. Bäume, Bäume und Sträucher. Und ein menschliches Produkt. Stacheldrahtrollen. Dies war ein Lager mitten im kambodschanischen Urwald. Außerhalb des Zauns ein paar Strohhütten. Bewaffnete Gestalten, die sich mehr durch ihre übergroßen Strohhüte als durch Wachsamkeit auszeichneten. Stacheldraht. Wozu brauchten sie auch mehr? Wer wollte von hier fliehen? Wohin auch? Ich wusste nicht, wo ich war und die anderen sicher auch nicht. Die Natur war unsere wirkliche Gefangenschaft. Der Zaun nur ein Symbol mit bösen kleinen Pocken.
    »Wir bauen Gulags«, knurrte Fjodor. »Die rollen einfach Draht aus und hängen Minen hinein. Das war es. So einfach kann Krieg sein.« Er deutete auf einen Punkt.
    »Siehst du das?«
    Ein paar Stofffetzen hingen in einer Rolle. Mehr konnte ich nicht erkennen.
    Fjodor nickte. »Das war unser japanischer Freund Yato. Er wollte nicht glauben, dass die Minen scharf sind. Seither kriegen wir nur noch Reis zu fressen.«
    »Kannst du mal dein Maul halten?«, knurrte Vesuv. »Ich habe Hunger. Verrat mir lieber, wo Ali und Brian sind. War es nicht Ali, der uns auf das Kloster verrückt gemacht hat?«
    »Eine Falle. Es war eine Falle«, murmelte Ronald. »Jemand hat uns verraten. Und noch jemand will, dass wir Journalisten hier unseren Lebensabend verbringen. Oder seht ihr noch jemanden außer uns? Wo ist der Chinese von der Hongkong Times? Wo ist dieser dubiose La Troux mit seinem Team? Da steckt doch System dahinter.«
    Ja. Irgendein System steckte wirklich dahinter. Aber welches? Es war Ali gewesen, der das Kloster für Journalisten als begehrenswerten Ort ins Gespräch gebracht hatte.

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