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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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am Ende.«
    Ich nahm ihm das glühende Feuerzeug ab und ließ es in einer Pfütze abkühlen. Vielleicht reichte das Benzin noch für die Packung Lucky Strike. Sonst mussten wir Kette rauchen.
    »Und wo ist bei so einem Vieh vorne und hinten?«
    »Mensch, bist du blöd«, fauchte Fjodor. »Warst wohl noch nie angeln? Kein Wunder, dass man dich in die ehemalige Strafkolonie Neuseeland geschickt hat. Wo es kackt, ist hinten.«
    »Das kann er nicht wissen«, schaltete sich Ronald ein. »Bei ihm kommt das alles vorne raus.«
    Wir rauchten und schwiegen. Hingen unseren Gedanken nach.
    Fjodor hatte die Armeeplane von den beiden Stöcken genommen und so umgedreht, dass wir uns in die trockene Unterseite einrollen konnten. So waren wir vor dem Matsch von unten und den Attacken der Moskitos halbwegs geschützt.
    Hier lagen wir, wie die Sardinen in einer Konservendose. Eine Pelle für alle. Ein widerliches Gefühl. Vier Männer schliefen in einem fremden Land unter einer fremden Plane unter einem noch ferneren Himmel.
    Fjodor hatte sich sofort neben mich in die Plane gewickelt. Ich konnte so nicht schlafen. Einen Moment lauschte ich den Geräuschen des schlafenden Dschungels. Sie waren laut wie jede Nacht. Am Tag übertönten unsere Gedanken den Lärm der Natur. Wenn wir schlafen wollten, übernahmen sie die Kulisse. Eine furchterregende Kulisse. Es quiekte, schrie, kreischte und flatterte.
    Ein Arm tastete mich ab. Ich versuchte ihn loszuwerden. Das fehlte mir noch, dass der Russe schwul war. Er fuhr an meinen Beinen entlang. Meine Versuche ihn loszuwerden unterdrückte der Arm mit Gewalt. Er drückte meine Hoden. Es schmerzte. Ein Ruck. Dann ließ der Arm los.
    »Wenn du jetzt nur einen Laut von dir gibst, bringe ich dich um«, flüsterte Fjodor. Die anderen schnarchten. Ich blieb ruhig liegen und schwitzte.
    »Woher hast du die Uniform?« Fjodor biss mir ins Ohr.
    Ich wusste es nicht, woher gerade diese Uniform kam, die ich trug. Wozu sollte ich mir Gedanken machen, was ich gerade anzog? Es musste zum Einsatz passen. Mehr nicht.
    »Keine Ahnung. Ich ziehe das an, was auf dem Bett liegt.«
    Fjodor biss fester zu. Ich schrie. Vesuv und Ronald wurden wach.
    »Spinnt ihr jetzt komplett oder gibt es was zum Essen?«
    Vesuv richtete sich auf. Der Himmel war sternenklar. Morgen würde es keinen Regen geben und das Geziefer wieder in seinen Löchern verschwinden.
    »Nein«, grunzte Fjodor. »Ich habe gerade den Verräter entlarvt, der uns diesen Mist eingebrockt hat.« Er wedelte mit der Hand. Was er darin hielt, war kaum zu erkennen. Im schwachen Mondlicht sah es wie ein langer Bindfaden aus.
    Ronald hob leicht den Kopf und griff danach. »Na schön. Und was beweist das? Unser Germane hat eben eine Nahkampfhose an. Die tragen so etwas in den Hosennähten herum. Ist doch eine schöne Waffe im Nahkampf. Eine dünne Drahtschlinge in der Hose. Damit kann man Bäume fällen ... oder Kehlen durchschneiden. Möchte wissen, ob die Russen das nicht auch in ihren Hosennähten haben. Peter ... kannst ja mal Fjodor abtasten. Der hat so etwas bestimmt auch bei sich. Musst nur an diesen nutzlosen Knöpfen an den Seitentaschen ziehen. Dann ist dieses Mordwerkzeug aus der Hosennaht. Fjodor hat einige nutzlose Knöpfe ...« Er gähnte. »Jetzt will ich schlafen. Hatte gerade so einen schönen Traum mit meiner Verlobten. Hoffentlich hat sie auf mich gewartet ... das muss ich jetzt sofort weiterträumen. Also haltet die Schnauze.« Er drehte sich um und nahm Vesuv in den Arm. Schnarchte sofort wieder.
    Fjodor knurrte etwas auf Russisch. Ich verstand es nicht. Es klang nicht freundlich.
    Hier konnte ich nicht bleiben. Ich brauchte einen anderen Schlafplatz. Sechs Laubbäume standen innerhalb des Lagers. Alle weit genug von den minenbewehrten Zäunen. Aber dicht genug, um Luftbildaufnahmen zu verhindern. Dafür würden sie auch die Sonneneinstrahlung filtern. Es hatte alles Vor- und Nachteile. Wenn es trocken wurde, hatte ich ein Problem, noch Nahrung zu finden. Aber ich fühlte mich inzwischen von jeder Repressalie befreit. Ich konnte mich selbst ernähren mit dem, was der Boden hergab. Brian hatte mich mehr gelehrt als eine ganze Generation von Lehrern. Ich war frei. Eingesperrt, aber frei. In dieser Welt zählte nur fressen und gefressen werden. Wer Ekel hatte, verlor sein Spiel.
    Müde, aber zufrieden mit mir, lehnte ich mich an den größten Baum. Hier war es weniger nass, und ich rauchte. Jetzt noch eine Flasche Whiskey, und ich wäre der

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