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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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welcher Gattung er gehörte. Er blieb stumm und rauschte noch nicht einmal mit den Blättern. Hunger und Durst quälten mich.
    »Hast du noch die zweite Schlinge in der Hosennaht? Dann entferne sie. Und zwar sofort.«
    Vesuv ließ sich neben mir nieder und reichte mir eine Schüssel Reis mit nichts als Beilage außer einer blutigen Drahtschlinge, die er wie einen Wurm darüber drapiert hatte.
    »Beste Grüße von Wan, unserem chinesischen Kollegen. Er hat heute Nacht Fjodor damit umgebracht. Fjodor war ein Verräter. Sagt Wan.«
    »Wan? Ich denke der ist mit La Troux unterwegs. Wo kommt der denn plötzlich her?«
    Vesuv hob die Schultern. »Frag ihn selbst. Seine Geschichte ist nicht so recht glaubhaft. Nur das Ergebnis.«
    Wan sah übel aus. Er kam auf uns zugewankt. Er war gefoltert worden. Platzwunden am Kopf. Zwei gebrochene Finger, die wie Fremdkörper von seiner Hand abstanden.
    »Ein Baum ist doch ein Lebenselixier«, keuchte er und sank neben mir zu Boden. Er lehnte sich an die feuchte Rinde, stöhnte und erbrach sich.
    Vesuv nahm den Chinesen in den Arm. Ich besah mir seine Finger und betete, nein, schrie nach Micky Bloomberg, meiner schwarzen Schwester aus dem Camp. Was machte man mit gebrochenen Fingern? Ich bekam keine Antwort. Sie mussten irgendwie ruhig gestellt werden. Nur womit?
    Der Baum und die Schlinge, antwortete jemand in meinem Kopf. Micky hatte meinen Ruf doch gehört.
    Ich kratzte die Rinde des Baums auf, bis ich einen ausreichend großen Streifen abziehen konnte. Er war feucht genug, um sich um Wans Finger wickeln zu lassen. Der brüllte vor Schmerzen. Vesuv hielt ihn fest in den Armen. Mit der Drahtschlinge befestigte ich die Behelfsschiene und band die Hand hoch. Wan wurde ohnmächtig. Vesuv nickte zufrieden und bettete Wan vorsichtig auf dem Boden.
    »Schöne Scheiße«, knurrte er. »Hör zu. Wan hat man offensichtlich schon ausgiebig verhört. Jetzt weißt du, was dich erwartet. Du bist der Nächste, mit dem sie sich befassen werden. Dich hat man noch nicht geholt. Kann aber nicht mehr lange dauern, dann nehmen sie dich in die Mangel. Mit ihren eigentlichen Gesinnungsgenossen scheinen sie noch härter umzugehen als mit uns Kapitalisten.«
    Vesuv wischte mit seinem dreckigen Ärmel den Schweiß von Wans Gesicht.
    »Hast du eine Ahnung, was die von mir wissen wollen?«
    Vesuv schüttelte den Kopf. »Nein, wie sollte ich. Beruf dich einfach auf die Genfer Konvention. Die kennen sie sehr genau. Sie wollen auch nicht, dass ihre Gefangenen anders behandelt werden. Aber ...« Er stockte und streichelte Wan. »Aber so genau nehmen die Vietcong das nicht. Aber behalte möglichst einen klaren Kopf und hoffe. Mehr kannst du nicht tun.«
    »Doch. Er muss mehr tun«, stöhnte Wan. »Auf Peter wartet eine ganz üble Überraschung. Sie haben auch schon den geeigneten Dolmetscher für Deutsch im Lager.« Dann schlief der Chinese ein. Vesuv hatte ihn mit einem kräftigen Schlag gegen den Hals in die Bewusstlosigkeit geschickt. Der zuckte mit den Schultern. »Wo es keinen Arzt und keine Hilfe gibt, muss man seinen Kameraden helfen, ihre Schmerzen auszuschlafen. Wan hat anscheinend viel durchgemacht. So schlimm war es bei uns nicht. Hast du noch eine Zigarette?«
 
    Einen weiteren Tag später.
    Wir hatten unter dem Baum geschlafen. Fjodors Leiche war von den Kindersoldaten abgeholt worden. Ronald hatte die Plane für sich allein gehabt. Wir waren nass vom Morgentau.
    Wan wimmerte. Seine Finger wurden schwarz bis zur Handwurzel. Das sah aus wie eine Blutvergiftung. Wir brauchten für ihn dringend ärztliche Hilfe. Nur, woher sollten wir die nehmen?
    »Was hat Fjodor verraten, dass du ihn umbringen musstest?«, fragte Vesuv.
    Wan besah sich seine Hand. Der Wundbrand war nicht mehr weit. Vielleicht noch ein paar Stunden. Mehr hatte er nicht.
    »Fjodor hat alles verraten. Den Anschlag auf Peter, wann man ihn an der Bar trifft. Wie man ihn schnell und kompromisslos umlegt. Wer seine Mieze auf dem Zimmer ist. Er hat Ali auch das Kloster als Zielort angegeben. So konnten die Vietcong uns in einem Aufwasch alle einsammeln. Fjodor war ein hohes KGB-Tier. Er war nur nebenberuflich Journalist. Wie so einige andere auch.«
    Wan schloss die Augen.
 
    »Großer Drache?« Kamikaze stand mit der Kalaschnikow im Anschlag und zehn Soldaten über mir.
    »Jetzt bist du dran. Komm mit. Der Chinese stirbt ohnehin. Du kannst ihm nicht helfen. Hilf dir lieber selbst. Lass die anderen die Scheißhäuser bauen. Es kommen mehr als

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