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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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wollen Sie?«
    Das Gesicht setzte wieder sein maskenhaftes Lächeln auf. Seine Hände putzten umständlich die Brillengläser. Die Lippen wurden schmal und verrieten, dass sein Gehirn krampfhaft nach einer Antwort suchte.
    »Sagen wir mal so«, fuhr er stockend fort. »Sagen wir mal, ein deutscher Journalist mit Namen Peter Stösser berichtet in der Weltpresse über ein Massaker, das er den Vietnamesen zuschiebt. Die westliche Presse klatscht Beifall. Er verdient damit eine Menge Geld. Jetzt wird er ein Problem. Er muss weg, bevor er noch mehr von diesem Zeug von sich gibt, um die amerikanischen Steuerzahler davon zu überzeugen, dass die Regierung mehr Geld für ihren ebenfalls illegalen Krieg hier bewilligt. Nicht schlecht gedacht.« Das Gesicht schmunzelte. »Bitte trinken Sie weiter. Ich lasse noch Nachschub kommen, wenn Sie es wünschen. Sie werden es nötig haben.«
    Das Gesicht stand wieder auf und nahm seine Wanderung in diesem kleinen stickigen Raum auf. Verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
    »Dann geschieht etwas, was eigentlich nicht schiefgehen konnte und durfte. Das Kommando, das auf ihn angesetzt wurde, um ihn im Hotel auszuschalten, wird selbst erledigt.« Er umrundete mich weiter und weiter. »Absolut kein Ruhmesblatt für uns. Aber ...«
    Er stockte und biss von seinem Kautabak ab. Spuckte den vorhergegangenen Priem, der wie Kot aussah, auf den Boden.
    »Aber wir sollten als Europäer, als Deutsche zusammenhalten«, fuhr er fort. »Dieser ganze Krieg bringt weder uns noch den Amerikanern etwas. Darüber sollten wir uns einig werden.«
    Er umrundete mich weiter. Ich grübelte und rief mir die Situation im Hotel in Erinnerung.
    »Dieser NVA-Mann war auf mich angesetzt. Wurde aber mit den drei Viets erledigt, bevor er seinen Auftrag ausführen konnte. Oder sehe ich das falsch?«
    Das Gesicht lächelte. »Sie sind kein Dummkopf. Die Frage stimmt schon mal. Es bleibt für uns nur herauszufinden, wer diesen Auftrag verraten hat.«
    Mein Gehirn fuhr Sonderschichten. Der Anschlag auf mich war verraten worden. Unser Einsatz auf das Kloster auch.
    Hier spielten mindestens zwei Geheimdienste falsch. Wenn nicht sogar mehr.
    »Sie haben also einen Verräter in Ihren Reihen?«
    Das Gesicht nickte. »Ihr Journalisten aber auch. Sonst hätten wir euch nicht abfangen können.«
    Ali, Kleiner Drache und Brian kamen auf meiner Seite in Frage. Die anderen Kollegen, mit deren Rest ich im Lager saß? Brian hatte ich selbst getötet. Ali war offensichtlich im Urwald untergetaucht. Kleiner Drache war im Dschungel Saigons verschwunden. War diese Person, die beide Seiten köderte und gleichzeitig verriet, ein und dieselbe Person?
    »Dann fehlen uns ja schon zwei Verräter. Wir hätten unseren gerne. Der muss dann von euch bezahlt worden sein«, murmelte ich mehr gedankenverloren vor mich hin. »Wer ist es?«
    Das Gesicht nahm selbst einen Schluck aus der Feldflasche und sah mich an. Nickte.
    »Eine gute Frage, die ich an Sie zurückgebe. Wer verrät euch Journalisten und wer unsere Aktionen in Saigon?«
    »Das ist die makaberste Frage, die ich jemals gehört habe«, brummte ich. »Hier spielen offensichtlich zwei Seiten gegeneinander. Woher soll ich wissen, ob eure Seite mit eurem Agenten in unseren Reihen nicht mit unserem Agenten in euren Reihen zusammenarbeitet oder sogar identisch ist?«
    Das Gesicht biss sich auf die Lippen und spuckte wieder einen Priem auf den Boden. Danach war Schweigen angesagt. Wir redeten einfach nicht miteinander. Ich besah mir meine Finger. Sie sahen grauenhaft aus. Schrundig mit abgebrochenen Fingernägeln. Ich dachte an Saigon und den Schwachsinn, den ich begangen hatte, um hierherzukommen.
    »Herr Stösser«, riss mich das kauende Gesicht in einer ranglosen Uniform aus meinen schmerzlichen Betrachtungen. »Wo sind Ali el Sharif und La Troux? Eppstein können wir leider nicht mehr fragen. Den haben Sie ja umgelegt. Und das werden wir auf jedem Fall bezeugen können. Sie sind der Mörder eines ranghohen CIA-Colonels. Ich weiß nicht, ob das Ihrer Karriere dienlich sein wird. Von wegen Völkerrecht und Genfer Konvention.«
    Dieser Mensch war mir schon seit dem ersten Moment unsympathisch. Nun konnte ich ihn mir nur noch als Ratte vorstellen, um mich nicht auf ihn zu stürzen. Reingelegt, jemand hatte mich benutzt und reingelegt. Und das gewaltig. Oder ... jemand benutzte mich für eine Aufgabe, die schon länger geplant worden sein musste. Die Frage war dann nur, wer war das und wozu? Der

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