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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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sich die weitere Frage anschloss: Was war irgendwo schiefgegangen, das dieser Jemand nun unbedingt ausbügeln musste?
    »Ich habe keine Ahnung, wo Ali oder La Troux sind oder sein könnten.«
    Das Gesicht nickte. »Dass diese Antwort kommt, habe ich mir gedacht. Ich habe Ihnen eine Hand gereicht. Sie haben sie abgelehnt. Na schön. Wir werden den Verräter noch finden. Ich dachte, dass es mit Ihrer Hilfe leichter sein würde. Gehen Sie mal im Bunker eine Nacht nachdenken. Abführen. Ich brauche den Mann aber morgen wieder.«
    Die beiden Schergen nickten. Sie hatten seinen Befehl verstanden. Ich nicht. Sie hakten sich bei mir unter. Zerrten mich vom Stuhl. Für Handschellen waren meine bandagierten Handgelenke zu dick. Dafür waren ihre Griffe fester.
    »Stösser, Sie sind der dümmste Mensch in diesem Land«, knurrte einer meiner Begleiter. »Sie hätten sich mit Minsky einigen können. Dann wäre Ihnen der Bunker erspart geblieben und Sie könnten morgen wieder im Hotel schlafen.«
    »Übermorgen. So schnell sind unsere Verkehrsverbindungen nicht«, knurrte der andere. Ein Rotschopf, dessen Sommersprossen mit dem Sonnenbrand auf dem Gesicht um die Wette stritten. »Aber Ihre Sturheit hilft Ihnen hier überhaupt nichts.«
    »Nein, das hilft ihm überhaupt nichts. Morgen wird er froh sein, nur noch geduzt zu werden«, knurrte der Mann zu meiner Rechten. Ein Schwarzhaariger, dem die Sonne nichts auszumachen schien.
    »War ziemlich dumm«, meinte der andere, »hier mit einer Erkennungsmarke der Amis herumzulaufen.«
    »Vorspiegelung falscher Tatsachen. Ein Spion. Die legen wir sofort um. Wie in jeder Armee der Welt«, setzte Schwarzhaar hinzu. Beide hatten einen sächsischen Tonfall.
    Sie schoben mich vorwärts und plauderten weiter über mein Verbrechen, als unterhielten sie sich über den Durchfall des Nachbarhundes. Ich hatte Durst. Mir war schlecht.
    »Ich glaube, unser Ami-Spion sitzt jetzt ganz schön in der Scheiße.« Sommersprosse lachte.
    »Aber er bekommt nur die schwache Version. Minsky will ihn morgen wiederhaben.«
    »Dann müssen wir ihn auch noch waschen? Wer wird hier bestraft? Er oder wir? Den Gestank hält doch kein Mensch aus.«
    Beide sahen sich an und zuckten mit den Schultern.
    Sommersprosse grinste. Gab mir eine Zigarette.
    Schwarzhaar das Feuer dazu.
    »Danach rauchst du nie wieder. Halt jetzt still. Heb die Arme über den Kopf. Wir retten dir jetzt das Leben.«
    »Jawoll. Befehl ist Befehl«, schmunzelte Sommersprosse.
    »Ich würde dich umlegen. Dann müssten wir uns nicht dreckig machen«, brummte Schwarzhaar und winkte ein paar Kindersoldaten herbei. Sprach kurz mit ihnen. Sie stoben davon. Kamen mit einer Art Schiffstau zurück. Fast armdick.
    Sommersprosse band es mir um die Brust, als sei er ewig auf Segelschiffen gefahren.
    »Das gibt es auch in dünnerer Version. Aber dann schläfst du schlecht. Und das will unser Chef nicht.«
    »Eben«, setzte Schwarzhaar hinzu. »Außerdem wirst du nicht allein sein. Sind wir nicht nett zu dir? Wir sorgen noch für Unterhaltung. Wenn du noch mal auf die Genfer Konvention pochst, dann wird das Seil dünner.«
    Beide grinsten. Es wurde dunkler. Der Urwald erwachte. Die B-52 Bomber zogen ihre Kondensstreifen gen Osten. Sie hatten ihre Basen inzwischen in Thailand und bombardierten eine grenzenlose Landschaft unter sich. Befehl war Befehl.
    »Minsky heißt euer Chef? Was hat er hier zu suchen. Warum stellt er sich nicht vor?«
    Die beiden sahen sich kurz an, als wolle einer dem anderen die Schuld zuschieben, den Namen ihres Chefs verraten zu haben, den dieser partout nicht hatte nennen wollen.
    »Vergiss das schnell wieder, Stösser. Unser Chef ist Berater. Mehr nicht. Und jetzt ab in den Bunker. Kriegst gleich Besuch.«
 
    Gefühlsmäßig mochten es an die vier Stunden sein, die ich in dem, was dieser Minsky »Bunker« genannt hatte, an einem Tau in der Scheiße hing. Das Tau um die Brust hinderte mich daran im Schlaf zusammenzusacken und in einer halben Meter hohen Kotschicht zu ersticken. Ich befand mich in der Kloake des Lagers. Das war ihr Bunker. Die Gärungsgase raubten mir den Verstand. Meine Hände brauchte ich, um Fliegen davon abzuhalten, Eier in meine Körperöffnungen zu legen. Mir war nur noch schlecht. Es hier rauszukotzen war kein Dilemma. Es passte eines zum anderen. Mein Gesprächspartner war Fjodors Leiche, den sie mit einem Strick um den Hals herabgelassen hatten. Sein Verwesungsprozess zog einen Großteil der Fliegen von mir

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