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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Informationen?«
    Ewald nickte.
    Kameradenschwein hatten ihn seine Kollegen genannt. Und er schien eines zu sein.
    Er schlürfte seinen Kaffee und nickte unmerklich.
    »Bleibt mir etwas anderes übrig? Dass dieser Miststaat von DDR voll gegen die Wand gefahren wurde, ist mein Leid und auch gleichzeitig meine Hoffnung. Ihr seid hier im Westen durchsetzt von Spitzeln. Und deren Identität verkaufe ich.«
    Über diese Aussage grübelte ich einen Whiskey lang nach. Hatten wir in Vietnam nicht auch einen Verräter? Handelte nicht die gesamte Weltliteratur nur von Verrätern? War der Verrat nicht das Endergebnis von Schwäche und dem Hunger nach Macht?
    »Dann kannst du mir jetzt endlich mal erklären, was es mit meiner Akte auf sich hat? Wer war dieser Minsky, der mich im Lager zu meiner Unterschrift gezwungen hat, und wo ist er eurem Drecksladen beigetreten? Gibt es ihn noch? Und warum hat man dich Grenztrottel zu meinem Kontaktmann gemacht? Das stinkt doch zum Himmel und dürfte wohl eine vernünftige Antwort wert sein.«
    Ewald schob das Kinn vor. Pulte sich die Essensreste aus dem Gebiss. Schob mir einen Briefumschlag zu. Er war geöffnet. »Lies es und dann sagst du mir, was in deinem gestanden hat, um dich in den Dom zu locken.«
    Es war der gleiche Inhalt wie bei mir. Nur in Deutsch und mit einer anderen Uhrzeit, sich die nicht brennende Kerze zu nehmen, den Inhalt herauszuholen und dem Termin zu folgen.
    »Du sagtest, es waren noch andere? Woher weißt du das?«
    Ewald zuckte mit den Schultern. »Nenne es Stasimethoden. Ich bin im Dom geblieben und habe dem Aufsichtspersonal, oder wie das bei euch heißt, etwas mehr Geld gegeben, als ein paar klimpernde Münzen in dieses Spenden-Dingsda.«
    Ich grübelte. Irgendwie passte alles nicht zusammen. Mit seinen Ost-Mark konnte er niemanden hinter dem Ofen hervorlocken.
    Mein Blick schien Bände zu sprechen. Ewald wurde nervös und wischte sich die schwitzenden Hände an der Serviette ab.
    »Ja, ich weiß. Das klingt alles nicht glaubwürdig.«
    Er zündete sich die zigste Zigarette an. Blies den Rauch zischend aus.
    »Eines Tages, vor etwa eineinhalb Jahren, wurde mir vom Kulturministerium eine junge Vietnamesin als Logiergast zugewiesen. Was ich nicht wusste, war, dass sie deine Tochter war. Ich konnte mit deinem Namen nichts anfangen. Meine Tochter und diese Vietnamesin verstanden sich gut. Damit war ich zufrieden.«
    »Und dann?«
    Ewald bestellte jetzt doch ein Kölsch.
    »Und dann? Weiß ich auch nicht so richtig. Ich war degradiert und zur Grenze abkommandiert worden, da sich mein Bruder hier im Westen als nicht sehr kooperativ erwiesen hatte. Er wollte mit der DDR nichts mehr zu tun haben. Dann war für ein paar Monate Ruhe. Ich schob meinen Dienst. Bis die Demonstrationen losgingen. Dann wurde es hektisch an der Grenze. Journalisten aus allen Ländern wollten plötzlich einreisen. Tausende Menschen waren nach Ungarn geflohen und hofften von dort in den Westen zu kommen. Es war Alarmstufe Rot angeordnet. Dienst rund um die Uhr.«
    Wieder schwieg er ein Kölsch lang. Kaute seine Erinnerungen durch.
    »Bis unser Chef auf die Idee kam, dass The-Maria einen bekannten Journalisten im Westen als Vater hatte. Seitdem war ich dir als Kontaktperson zugeteilt. Dass du Idiot dann auch noch einreisen wolltest, konnte ich ja nicht ahnen. Ich sollte meinen Bruder auf dich hier im Westen ansetzen. Mehr weiß ich nicht.«
    »Wer war ... ist dein Chef?« Mir kam eine Idee. Entweder war Ewald wirklich ein dummer Befehlsempfänger. Oder er war wirklich geschickt auf mich angesetzt.
    »Minsky. Er war auch heute im Dom und hat seine Kerze untersucht.«
    »Minsky? Was zur Hölle macht der im Westen?«, platzte ich heraus.
    Ewald zog nur kurz die Schultern hoch und rauchte weiter.
    »Woher soll ich das wissen? Der hängt womöglich mit Schikowski zusammen, der der Nächste im Dom war, um sich seine Kerze abzuholen. Die Geheimdienste arbeiten alle schon seit Jahren miteinander. Wahrscheinlich ist Minsky auch schon vom BND angeheuert. Wir müssen alle versuchen, aus dem baldigen Zusammenbruch der Volksrepublik Kapital zu schlagen.«
    Wohl war mir bei dieser Aussage nicht. Aber Kapital aus einer Situation zu schlagen war jedermanns Recht. Minsky stand auf meiner Akte. Aber woher konnte Ewald Schikowski kennen?
    »Du sagst, dass noch mehr Leute die Kerze in die Hand genommen haben. Wer waren sie? Und wer war es, der jedes Mal die Kerze mit einer Information bestückt hat? Den müsstest du

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