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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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sich. Der Bewacher ließ von mir ab. Schnell tastete ich die Kerze ab. Sie war aus Blech. Ein Rohr mit einem Schraubverschluss am unteren Ende. Und das enthielt einen Zettel ... mehr nicht.
    Ich stellte die nicht brennbare Kerze zurück in die Lichterbank, lächelte den Aufpasser an.
    »Können Sie sich erinnern, wer solch eine Kerze in die Bank gesteckt hat? Die brennt ja nicht einmal. Muss die Domverwaltung jetzt schon betrügen? Verkauft Blechkerzen. Dann macht sie wenigstens elektrisch.«
    Dieses Gebilde aus Blech konnte nur Sekunden vor meinem Eintreffen platziert worden sein. Die Domwächter achteten darauf, dass alle gekauften Kerzen brannten. Verbrannte sofort ihren Platz für neue frei machten.
    Der junge Mann lief rot an, dachte kurz nach und nickte. »Ich glaube, es war eine Frau. Sehr groß. Ganz in Schwarz gekleidet.« Er überlegte und kratze sich am Kinn, das höchstens alle drei Tage eine Rasur benötigte.
    »Vielleicht war sie auch schwarz. Ich weiß es nicht. Sie war groß und ziemlich dick. Aber es ist nicht meine Aufgabe, auf die Menschen hier zu achten. Sie müsste noch im Kirchenschiff sein. Soll ich sie suchen?«
    Ich winkte ab und warf Münzen in den Opferstock.
    Sauer. Ich war stinksauer über alles und auf jeden. Eine große, schwarz gekleidete Frau. Dunkle Haufarbe. Womöglich etwas mollig. Und solch ein Mann passte auf den Kölner Dom auf. Er hatte nur Rituale im Kopf. Sonst nichts.
    Groß, massig, dunkelhäutig. The-Maria konnte ich streichen. Groß und dunkelhäutig war sie. Aber dick? Dazu fehlten ihr ein Dutzend Kilo.
    Ich schlug den Kragen hoch und stemmte mich draußen wieder gegen das Wetter auf der Domplatte. Wer war die Person, die mir diese Information in die Kerze gesteckt hatte? Dunkel, schwarz, dick? Ich grübelte. Verwarf aber alle Gedanken. Die einzige Person, die diesem Bild entsprach, war Micky Bloomberg. Aber mit der hatte ich seit Bangkok keinen Kontakt mehr gehabt. Kleiner Drache war dort nachoperiert worden. Eine Woche hatte ich mich noch um sie und das Kind kümmern können. Beiden ging es gut. Dann hatte mich der Verlag zu einem neuen Konflikt abberufen. Meine Versuche, einen Aufschub zu erwirken, waren abgelehnt worden. Ein Kollege war ausgefallen, der ersetzt werden musste. Und ich brauchte das Geld, um die Operation zu bezahlen. Das Krankenhaus verlangte Vorkasse. Damit war mein Kreditbrief von Tagen der Bar- und Puffbesuche meiner Taufpaten und Trauzeugen rapide geschmolzen. Es war noch nicht einmal so viel übrig geblieben, dass ich die Telefonkosten von Bangkok nach Deutschland bezahlen konnte. Micky hatte mir mit ihrer charmanten Rollkommando-Art finanziell geholfen.
    »Du wirst mir das schon eines Tages zurückzahlen. Du schuldest mir ohnehin noch einiges«, hatte sie gesäuselt und mich in den Hintern gekniffen.
 
    Zwei Stunden später. Meine Stammkneipe.
    Bratkartoffeln mit Rührei und Shrimps. Die Spezialität des Hauses. Woher der Wirt die Shrimps hatte, war mir egal. Vielleicht waren sie künstlich. Auf jeden Fall schmeckte es mir.
    »Warum hast du Idiot nicht auf mich gewartet?« Ewald zog sich einen Hocker heran und bestellte das Gleiche, was ich aß.
    »Hatte was Besseres vor«, murmelte ich mit vollem Mund.
    Ewald aß. Ich nuckelte an einem Bourbon.
    »Du scheinst dir nicht klar darüber zu sein, dass du überwacht wirst.«
    »Doch bin ich. Das ist mir schon eine Weile klar. Du ziehst bei mir zwangsweise ein, kommst aber mit den Dokumenten, die auf dem Esstisch hingammeln, nicht zu einer vernünftigen Aussage. Du ziehst morgen aus. Basta.«
    Ewald nickte. Wischte sich den Mund ab.
    »Du bist zu ungeduldig. Und ja, ich bin weitergekommen. Aber du blöder Hund musstest ja in den Dom, um einer Blechkerze etwas zu entnehmen.«
    Es dauerte einen Moment, bis mein Gehirn den Verdauungstrakt abgekoppelt hatte.
    »Du warst auch im Dom?«
    Ewald nickte. »Ja. Die Kerze ist heute mehrfach in die Hand genommen worden.«
    Jetzt brauchte ich einen doppelten Whiskey.
    »Woher weißt du das?«
    Ewald schmunzelte. »Du bist Journalist und bei der Stasi akkreditiert. Was dir noch verdammte Probleme machen kann. Ich bin bei der Stasi. Da unterscheiden sich unsere Vorstellungen von Vergangenheit und Zukunft. Du musst aus den Akten. Ich muss meine Akte nur den richtigen Leuten verkaufen. Dazu gehört eine andere Schulung, um am Leben zu bleiben.« Ewald bestellte einen Kaffee. Alkohol trank er heute nicht. Dafür rauchte er mehr.
    »Du verkaufst deine

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