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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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war betrunken oder bekifft. Aber er lachte mit einer blechernen Stimme. Die Hände hatte er in seiner zerbeulten Kampfhose versenkt.
    »Die Fotos von seinen Resten sind auf dem Weg zum Verlag. Habe ich gemacht. Ein Franzose. Irgendjemand hat ihn als Verräter angesehen und hier in seine Einzelteile zerlegt. Gekonnt gemacht. Der Täter muss Metzger gewesen sein.«
    Klaus grinste wie ein Aasgeier. Er stieß sich vom Türrahmen ab.
    »Schlaf gut. Und willkommen in der Hölle.« Er rutschte im Türrahmen abwärts und ging in die Hocke.
    Wie ein Metzger arbeitet, wusste ich nicht. Auch nicht, was ich mir von den Ergebnissen vorzustellen hatte. Wurst, Schnitzel, Filets und Ähnliches, was man als Kunde eben beim Metzger kaufte. Aber eins wusste ich aus den paar Monaten, die ich über einen mittelamerikanischen Bürgerkrieg zu berichten versucht hatte: Der Mensch hier war nicht von einem Metzger zerlegt worden. Jemand hatte ihn gesprengt. Schlicht und einfach in die Luft gejagt. Zwei Handgranaten reichten, um solch eine Sauerei anzurichten. Und niemand hatte sie weggemacht. Hier konnte ich nicht bleiben.
    »Merkst du was? Du hast noch eine Menge zu lernen.« Klaus sah unter seinen über den Knien verschlungenen Armen hindurch. »Such dir nie eine Vietnamesin. Sonst geht es dir wie dem, der hier überall klebt.« Ein hysterisches Lachen folgte. So ähnlich hatte ich das mal bei einer Aufführung von Faust gehört, nachdem Mephisto Fausts Seele endlich gekauft hatte. Das musste in Düsseldorf gewesen sein.
    »Du kannst momentan bei mir schlafen. Wenn du mir hochhilfst. Ich bin besoffen. Muss in ein paar Stunden in den Einsatz. Hab dir ohnehin noch einiges zu erklären, sonst überlebst du Grünschnabel hier keine vierundzwanzig Stunden.«
    Ich half ihm hoch.
    »Der Typ, der hier überall klebt, hatte ungefähr deine Statur. Schau mal im Schrank nach. Seine Anzüge müssten dir passen. So kannst du hier deinen Job nicht machen.«
    Ich tat wie geheißen. Mit meinen derzeitigen Klamotten würde ich auffallen wie ein Pfau inmitten einer Wildschweinherde. Sie passten. Tarnanzüge des Militärs.
    »Wer war der Mann, in dessen Kleidung ich stecke?«
    Klaus schüttelte seinen betrunkenen Kopf. »Ist das wichtig? Nach dir und mir wird auch kein Schwein fragen, wenn es so weit ist.«
    Und ich schlief. Ich versuchte es zumindest, bis meine Erschöpfung ein Erbarmen hatte.
    Auf einem steinernen Fußboden. Mit einem abgrundtief schnarchenden Kollegen und seiner Freundin, die ich schon in der Bar gesehen hatte. Sie jaulte im Schlaf wie ein kleiner Hund.
    Da war ich also. In einer anderen Welt. Auf fremde Informationen angewiesen, von Menschen, denen ich nicht traute. Auf dem Boden der Tatsachen. In einem Hotelzimmer, das es zu Millionen auf der Welt gab. Doppelbett mit Nachttischen an jeder Seite. Kleiderschrank. Waschbecken. Mehr nicht. Der Ventilator über mir war das einzig vertraute Geräusch. Wisch, wisch zerschnitten die Flügel die alkoholgeschwängerte Ausdünstung von drei Menschen. Ich war zugedeckt mit meinen Kleidern. Als Kopfkissen diente der Seesack, in dem ich die Unterhosen als leidliches Polster gelassen hatte.
    Meine Träume waren schlecht. Jemand verfolgte mich. Ich kannte ihn nicht, aber er drohte damit, mein Blut in alle Flüsse der Welt zu gießen. Der Verfolger trat mich mit seinen Armeestiefeln. Ich versuchte ihn abzuwehren ...
    »Peter ... du musst aufwachen. Sonst ist das Bad nicht mehr frei.« Ich versuchte mich umzudrehen. Es ging nicht. Jemand stand auf meinem Arm. Mühsam versuchte ich meine verklebten Augen zu öffnen.
    »Was ist los? Bad nicht mehr frei?« Meine Stimme klang hohl und gurgelnd. Ein nackter Fuß stand auf meinem Arm. Es war der einer Frau.
    »Die Badordnung verlangt es so. Wenn du duschen und dich rasieren willst, musst du sofort ins Bad. Dritte Tür links.«
    Ich verstand kein Wort, um was es ging. Schälte mich aus meinen Hemden und Hosen und stand mechanisch auf. Eine Ordnung rief. Egal welche. Ich wäre ein schlechter Deutscher, wenn mich dieses Wort nicht zu einer irgendwie gearteten Handlung bewegen würde. Verstehen war Nebensache.
    »Klaus wartet auf dich. Ihr müsst euch das Bad heute teilen. Sonst kannst du erst morgen wieder hinein.«
    Meine Uhr zeigte erst vier Uhr. Dritte Tür links hatte das Mädchen gesagt.
    »Mach zu«, empfing mich Klaus. »Du hast noch fünfzehn Minuten. Dann ist der Kollege dran.« Er schabte sich die Schamhaare ab. Sah meinen Blick und grinste.
    »Würde

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