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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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nicht. Wozu zahle ich hier überhaupt?«
    Der alte Mann an der Rezeption sah mich mit grauen Augen an. Er blätterte in seiner Kladde. Schüttelte mit dem Kopf.
    »Tut mir leid, Sir. Es ist momentan kein anderes frei. Warten Sie bis heute Abend. Jeden Tag kommt einer Ihrer Kollegen weniger zurück. Wenn er draußen stirbt, haben Sie nicht die Sauerei im Zimmer. Aber ich werde mich bemühen, jemand zu finden, der wenigstens putzt. Ich könnte Ihnen ein gutes Mädchen empfehlen.«
    »Ich will kein Mädchen. Ich will ein anständiges Zimmer«, wurde ich laut und hieb auf den Tresen ein. »Sonst suche ich mir ein anderes Hotel.«
    Der alte Mann schmunzelte und gab mir meinen Kreditbrief zurück.
    Das Hotel hatte bereits die sechs Monate abgebucht, für die ich hier vorgesehen war. Das Geld war weg, und der Verlag würde kaum Verständnis dafür haben, dass ich keine Ergebnisse brachte, weil mir das Hotel nicht passte.
    Wütend stapfte ich durch die Gartenanlage, die mehr hermachte als das Gebäude. Im lang gestreckten »U« des Innenhofs rauschten Palmwedel im Wind. Sitzgruppen erinnerten an bessere Zeiten. Rasen. Blumen. Auf dieser Seite waren keine Fenster zerstört. Bis hier schien der Krieg nicht gekommen zu sein. Die Welt da draußen und die Welt da drinnen. Wie sah es mit den Menschen aus? Wie viel von dem, was sie zeigten, war draußen oder drinnen? Chi hatte recht. Ich war noch ein Milchbart. Einer, dem die Situation schon seine Haarpracht geklaut hatte.
    »Probleme?«
    Eine schwarze Pranke legte sich auf meine Schulter.
    »Schön ruhig hier.« Brian lächelte. »Habe schon von dem Zimmerproblem gehört. Da soll sich jemand auf 125 in die Luft geblasen haben.«
    Er ließ sich in eine der altertümlichen Sitzgruppen fallen. Die knirschte unter seinem Gewicht, gab aber nicht nach.
    »Ich brauche dich ... wenn du mitmachst.«
    Ein warmer Wind fegte wie durch einen Kamin durch den Gebäudekomplex. Die Palmen rauschten und schlugen mit ihren Wedeln. Die Blumen duckten sich.
    »Mein Restbestand. Original Havanna.« Brian schob eine Sperrholzkiste über den Tisch, der keinen Service bekommen würde.
    Wir rauchten. Mehr nicht. Für die Jahreszeit war es zu warm. Ich schwitzte. Mein Seesack stand an der Rezeption, wo ich ihn wütend stehen gelassen hatte.
    »Du bist in der gleichen Situation, in der ich schon vor vielen Jahren war. Mach dir nichts draus. Nur dieser Krieg ist anders. Die Menschen sind anders. Die Befehlshaber sind anders. Und unser Job als Journalist ist anders.«
    Brian schwieg und rauchte. Hatte er nicht gesagt, er wollte es sich abgewöhnen?
    »Der, den du ablösen sollst, ist ein Schwein. Ich habe mich über ihn informiert.«
    Brian wehrte meine Fragen mit einer Handbewegung ab.
    »Wir haben noch ein solches in unseren Reihen. Machst du mit? Ich brauche deine Hilfe. Du bist noch unversaut.«
    Das war eine harte Aussage. Chi hatte mich in die Altersklasse eingereiht, die für Frauen nicht zu gebrauchen war. Der schwarze Riese brauchte mich. Für was?
    Brian pfiff durch die Finger.
    Kein Personal, hatte der alte Mann an der Rezeption gesagt. Kein Personal, um mein Zimmer von Leichenresten zu säubern. Brian hob nur die Faust. Zu wem sah ich nicht. Aber es war jemand hinter mir.
    Brian lächelte. Nickte kurz.
    »Du solltest für mich arbeiten. Du bist unterbezahlt und der, den du ablösen sollst, ist ohnehin nichts wert. Oder hat er dich mit auf einen Einsatz genommen?«
    Nein, das hatte Klaus nicht getan. Er hatte mich in die groben Feinheiten des Hotels eingewiesen. Mehr nicht.
    »Wie bestellt, Sir.« Ein Ober in weißem Overall stellte uns eine Flasche Whiskey ohne Eis auf den wackeligen Rattantisch. Es war Thieu, der Barkeeper. Aber es war noch nicht zwölf Uhr. Er zwinkerte mir zu und zog sich zurück.
    »Es gehört sich aber so, dass man seine Ablösung einweist. Es sei denn der Einweiser ist tot.« Brian prostete mir zu. Rauchte die Havanna. Wer war dieses Monstrum von Mensch? Er schien jede Spielregel zu beherrschen, die ein Krieg verlangte. Chi hatte recht. Ich war ein Milchbart. Meine paar Monate im mittelamerikanischen Bürgerkrieg hatten mich nicht wirklich vorbereitet. Nicht auf das hier.
    »Warum sollte ich meinen Auftraggeber wechseln?«
    Brian lächelte. »Weil du noch sehr jung und unerfahren bist. Die verheizen dich einfach. Dein Kollege weiß das und nimmt sein Mädchen mit. Und dann? Du arbeitest für zu wenig Geld. Ich kenne deinen Verlag.«
    Brian rauchte und genoss den Whiskey.

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