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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Salz, das der Körper in diesem Klima ausschwitzte.
    Klaus ließ von dem Mädchen ab und schlug in einer Drehbewegung zu. Mir wurde schwarz vor Augen.
 
    »Fass mich nie wieder von hinten an! Warum kommst du Arschloch eine Woche zu spät?«
    Ich versuchte zu schlucken. Es ging nicht. Sein Rundumschlag hatte mich genau an der linken Halsschlagader getroffen. Ich lag auf einem der Sofas in der Bar. Alles drehte sich noch ein wenig. Der Schwarze von der Washington Post beugte sich über mich.
    »Habe es gesehen. Mein Freund, ich glaube, du musst noch viel lernen. Dein Kumpel ist ein Nahkämpfer. Berühre die nie von hinten. Komm. Steh auf. Ich spendiere uns einen Drink.«
    Klaus und sein Mädchen waren verschwunden. Die leere Flasche und ein gutes Dutzend Zigaretten im Aschenbecher waren der einzige Beweis, dass ich ihn gesehen hatte.
 
    »Wie kann ein Schwarzer einen jüdischen Namen haben?«
    Brian Eppstein zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen? Gab ja nicht immer Krieg zwischen Weiß, Schwarz, Christen, Juden. Hat sich halt irgendwann mal so ergeben. So einfach könnte das Leben sein.« Er prostete mir zu. Mit einem Strohhut kam er mir vor wie eine Figur aus Onkel Toms Hütte. Massig an Gestalt. Muskelbepackte Arme, die dicker als meine Oberschenkel waren. Den Ansatz eines weißen Bartes. Gutmütige braune Augen. Hände wie Bratpfannen.
    Er nahm einen Schluck von seinem Whiskey. »Sollst du den Giftzwerg ablösen?«
    »Ja. Und du? Wen löst du ab?«
    Brian sah fast wehmütig in sein Glas.
    »Rauchst du?« Ich hielt ihm eine meiner kostbaren Havanna-Zigarren hin.
    »Eigentlich will ich mir das abgewöhnen. Aber bei denen kann ich nicht nein sagen.« Zwei Finger, so dick wie die Zigarre, prüften das Deckblatt.
    »Nein. Ich löse niemand mehr ab. Ich ersetze jemanden. Wir haben seit vier Wochen kein Lebenszeichen mehr von ihm. Vermutlich hopsgegangen.«
    Wir stierten weiter vor uns hin. Der schwappende Whiskey im Glas war die einzige Bewegung, die wir uns zumuteten.
    Brian stieg von seinem Hocker, ohne wirklich aufzustehen. Nahm seinen Seesack wie ein totes Schwein unter den Arm und nickte.
    »So jung wie du habe ich auch mal angefangen. Bald werde ich fünfzig und hab schon über den halben Indochinakrieg bis 1954 berichtet. Ich bin Frankokanadier. Daher kenne ich das Land und die reichlich französisch geprägten Menschen. Mit einer chinesischen Vergangenheit und einer Zukunft, um die sie als eigenständiges Volk seit Jahrhunderten kämpfen. Und sie werden gewinnen. Da bin ich mir sicher.«
    »Was machst du in deinem Alter dann noch hier?«, hakte ich recht schnippisch nach.
    Brian drehte sich kurz um. Ich hätte den schweren Seesack fallen lassen. Er hielt ihn unter dem Arm, als wären zwanzig Kilo kein Gewicht.
    »Hast du Kinder?«
    Ich schüttelte den Kopf. Damit konnte ich noch nicht dienen.
    »Dann schaff dir auch keine an. Nur darum muss ich wieder arbeiten.« Nun setzte er den Sack doch ab und kam zurück.
    Ich überschlug die Daten. Wenn Brian jetzt fünfzig war, dann ...
    »Ich mag jetzt nichts mehr trinken. Aber ich war schon in Deutschland, als deine Eltern noch nicht mal an dich gedacht haben. Kennst du Heidelberg?«
    Es hörte sich lustig an, wie er die Stadt aussprach: Haidelbörg.
    »Ich war 1944 in der Normandie bei der Invasion dabei«, fuhr er fort, als wollte er mir eine Geschichtslektion halten, »um dieses Scheiß-Europa von den Nazis zu befreien. Und was machen wir jetzt schon wieder in einem Krieg?«
    Brian ließ das tote Schwein von Seesack liegen, wo er es abgesetzt hatte. Kam die paar Schritte zurück und zog sich einen Barhocker heran.
    »Junger Mann, wenn du noch keine Familie hast ... geh nach Hause. Du hast hier nichts zu suchen.«
    Er roch an mir und nickte, als habe ich eine Prüfung bestanden. Oder war ich für ihn durchgefallen?
    »Du hast ein schlechtes Karma.« Brian nippte an seinem Glas und schwieg.
    »Ich stinke nach dem langen Flug. Aber kann man Karma riechen?«
    Der schwarze Riese nickte bedächtig.
    »Riechen? Ob man ein Karma riechen kann? Nicht jeder vielleicht. Aber ich kann es. Der Mann, den du ablöst, hinterlässt dir das Tor zur Hölle. Seinen Beruf als Journalist hat er schon lange gegen bessere Geschäfte eingetauscht. Und die werden dir noch gewaltig Ärger machen. Ich kenne die Sorte von Mensch. Glaub mir, einem alten Kriegsreporter.«
    Worte, Ratschläge und wieder nur Worte. Ich war hier, um meinen ersten großen Job zu machen. Und daran

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