Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
Vom Netzwerk:
würden mich auch mein Karma, wenn es das gab, und dieser Klaus Schikowski nicht hindern.
    »Ich sehe, dass du wild entschlossen bist.« Brian sah mich lächelnd von der Seite an. »Na gut. Dann willst du wenigstens am Leben bleiben. Mach, was du für richtig hältst, um nicht als Feigling zu gelten. Ich habe auch mal so angefangen. Ich verstehe dich sogar. Aber nimm einen Rat von einem älteren Mann an. Such dir 'ne Cong. Sonst kommst du hier nicht wieder raus.«
    Mit einem »So long!« nahm er sein Schwein von Seesack wieder unter den Arm. Dann war er weg. Ein schwarzer Riese mit seinen ganzen Habseligkeiten unter einem Arm. So, als trüge ich mal so eben mein Bettzeug mit mir herum. Auf einem ungewissen Weg, um seine Familie zu ernähren. Er hatte zwei Ziele. Sein Zuhause und sein Zimmer. Ich nur eins.
    »Sind Sie neu hier, Sir?« Der Barkeeper putzte eifrig Gläser. Es war außer mir niemand mehr an der Bar. Ich nickte. Er schenkte nach. »Geht aufs Haus. Ich bin Thieu. Von Mittag bis Mitternacht immer für Sie da. Sie bevorzugen Bourbon? Welches Zimmer haben Sie?«
    Der kleine Mann konzentrierte sich auf seinen einzigen Gast. Mich. Und das mit Vehemenz.
    »Was ist hier los?« Ich deutete auf die vernagelten Fenster, die mal einen schönen Ausblick auf den Platz mit dem Springbrunnen geboten haben mussten.
    Thieu polierte weiter ungenutzte Gläser und zuckte mit den Schultern. »Ist schon fast elf Monate her. Der Vietcong war plötzlich in der Stadt, und es hat böse Kämpfe gegeben. Man spricht von einigen zehntausend Toten. Sie haben alles zu Klump geschossen. Es gibt zurzeit kein Glas, um die Fenster zu reparieren.« Er polierte weiter. Glas um Glas. Es war eine mechanische Bewegung; er dachte sich nichts dabei.
    »Welches Zimmer?«, fragte er noch einmal.
    »125. Warum? Ist das wichtig?«
    Thieu nahm sich den Belegungsplan des Hotels vor. Sein Finger fuhr über die Spalten. Er schüttelte den Kopf und schenkte mir nach.
    »Das ist kein gutes Zimmer.« Mehr sagte er nicht und verschwand in einem Hinterraum.
    »Thieu, was heißt hier ›kein gutes Zimmer‹?«, brüllte ich überlaut hinter ihm her. »Und was ist eine Cong?«
    Der Barkeeper steckte kurz den Kopf aus der Schwingtür und prüfte, ob es neue Gäste gab. Es gab keine.
    Es raschelte und klapperte. Er trug einen Teller auf. Es sah wie gegrillte Würmer aus.
    »Vorsicht. Das ist scharf. Vertreibt aber sofort jeden bösen Alkoholgeist.«
    »Und erhöht damit deinen Umsatz«, konterte ich.
    Thieu nickte und lächelte. »Ich bin hier, um Geld zu verdienen. Ich habe auch eine Familie zu ernähren.«
    Der Barkeeper polierte die Gläser, die er schon zweimal bearbeitet hatte, aufs Neue.
    »Kannst du mir meine Fragen beantworten?«, versuchte ich sein stockendes Abweichen irgendwie in meine Richtung zu lenken.
    Er polierte weiter. Langsam wurde es nervtötend, ihm zuzusehen. Ich trank aus und erhob mich. »Schreib alles auf das Zimmer. Das macht ihr doch hier so. Oder?«
    Jetzt war mein Seesack dran, um auf »125« gewuchtet zu werden. Aber der stand noch an der Rezeption.
    »Sir«, rief mich Thieu zurück. »Sir, Sie sollten mit dem Begriff ›Cong‹ äußerst sparsam umgehen. Unsere Geheimpolizei hat überall ihre Ohren. Das sind die Staatsfeinde aus dem Norden. Kommunisten. Und die weiblichen ›Congs‹ sind deren Agenten hier in Saigon. Also seien Sie vorsichtig. Sie sind die Nutten, die sich an die Amerikaner heranmachen, um sich deren Marschbefehle zu erschlafen.«
    Thieu polierte weiter Gläser.
    Unschlüssig, was ich jetzt mit diesen Bruchstücken von Informationen anfangen sollte, setzte ich mich wieder.
    »Hat das etwas mit meinem Zimmer zu tun?«
    Thieu gab mir Feuer. Er nickte. »Ja, Sir. Sie sollten sich ein anderes geben lassen. Denn die Congs sind alle weiblich. Die männlichen nennen sich Vietcong. Oder, wie die Amerikaner sagen ... Charlies.«
    »Charlies? Was soll das denn bedeuten?« Ich bestellte besser noch einen Drink.
    Thieu geizte nicht mit der Flasche. »Sie sind wirklich noch nicht lange hier, Sir. Die Besatzungstruppen nennen den Vietcong im Funkcode: VC - Victor Charlie. Daher reden alle Gäste hier nur von ›Charly‹ oder den ›Charlies‹. Von den Congs spricht man hier besser nicht. Darf ich das noch auf Zimmer 125 notieren?«
 
    »Das ist die Strafe für dein Zuspätkommen. Jetzt kann ich noch eine Woche hier bleiben. Dann sieh mal zu, wie du den Saustall aufgeräumt bekommst.«
    Klaus Schikowski lehnte in der Tür. Er

Weitere Kostenlose Bücher