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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Uniform der SS, mal in russischer Uniform, mal in DDR-Uniform, und ... ich stoppte. Blätterte zurück.
    »Moment mal. Wer von euch war bei der nordvietnamesischen Armee?«
    Ewald nahm das Album an sich und verstaute es wieder an seinem Platz im Küchenschrank.
    »Mein jüngerer Bruder. Sehr linientreu. Er war Ausbilder bei der nordvietnamesischen Armee und später bei den von euch so bezeichneten Vietcong. Nahkampf. Tunnelbau. Logistik. Er war ein Spitzenmann auf dem Gebiet. Ich habe ihn bewundert. Er ist ... war damals mein Vorbild. Hat auf Bauingenieur studieren können. Und ich? Ein Kolchosebauer, der es nie über die Volksschule hinausgebracht hat. Endstation ... Armee. Stasi, Volkspolizei. Dabei wollte ich auch mal raus, und nicht nur an die Ostsee oder ans Schwarze Meer. Wer will da schon jedes Jahr Urlaub machen?«
    Er sah zum Küchenfenster hinaus. Das einzig Freundliche waren die Sonne und der blaue Himmel. Zweitaktmotoren knatterten über die verschneite Straße. Auf den Fenstersimsen vor traurigen Fensterhöhlen mit noch traurigeren Vorhängen dahinter bemühte sich der Schnee den Häusern wenigstens etwas von seiner grauen Tristesse zu nehmen.
    Ewald knöpfte seine Uniformhose zu und streifte die Hosenträger über, die vorher wie Affenschaukeln links und rechts an ihm heruntergehangen hatten.
    »Ägypten. Afrika. Kuba. China. Überall war mein Bruder. Er hat mir Fotos und Postkarten geschickt. Sogar in Farbe. Willst du sie sehen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Darauf war ich nicht wild. Und meine moralische Verfassung bot auch keinen Spielraum mehr für sonderliche Höflichkeit. Mein Kopf war nicht in anderen Ländern. Er war hier und hatte Probleme.
    »Du sprichst von deinem Bruder in der Vergangenheit. Wo ist er jetzt?«
    Ewald verzog kurz das Gesicht und zündete sich eine neue Zigarette an. Sah auf die Uhr, die über dem Küchenschrank vor sich hintickte.
    »Er wurde 1974 als vermisst gemeldet. Nun habe ich nur noch meinen älteren Bruder in Köln.«
    Ich murmelte etwas, was sich nach einer Beileidsbekundung anhören sollte. Ich musste in den Wagen. Die Stunde war bald um. »Ich warte noch zwanzig Minuten. Dann muss ich zum Dienst«, rief er mir nach. Ich drehte mich kurz um.
    »Er war in Vietnam? Wie hieß er?« Mir fiel etwas ein.
    »Steiger. So wie ich. Sein Vorname war Georg. Georg Steiger. Warum willst du das wissen?«
    Ich winkte ab. »Schon gut. Nur so. Ich kannte ein paar DDR-Berater in Vietnam.«
    Sein Bruder war erst 1974 als vermisst gemeldet worden? Da stimmte etwas nicht. Jemand hielt jemanden für blöd. Mich oder Ewald? Oder war es Absicht?
    Wenn sein Bruder der gewesen war, der 1969 bei seinem Versuch, mich zu erledigen, vor meinen Augen erschossen worden war, dann hatte ich ein moralisches Problem.
 
    »Ach, wie schön, deine Stimme zu hören. Du hast dich sicher für deine Tochter entschieden.«
    Die Stimme war eindeutig künstlich verzerrt. Nun war nicht einmal mehr festzustellen, ob sie männlich oder weiblich war.
    »Du hast dich über uns erkundigt?« Ein raues Lachen folgte, begleitet von einem Hustenanfall. »Das hättest du besser bleiben lassen. Aber wenn du schon weißt, dass es uns offiziell nicht gibt, dann weißt du ja, zu was wir fähig sind. Wie ist deine Antwort. Ja oder nein?«
    Ja oder nein zu was? Die Gegenseite stellte mir eine Forderung, von der ich nicht wusste, was sie bedeutete.
    »Ja oder nein? Noch einmal frage ich nicht.« Die verzerrte Stimme wurde ungeduldig. Sie schien unter Zeitdruck zu stehen.
    »Ich will erst mit meiner Tochter sprechen.«
    Abermals erklang ein böses Lachen.
    »Nein. Du gibst mir erst eine Antwort. Davon hängt ab, ob deine Tochter diesen Tag überlebt. Du hast einen Fehler zu viel gemacht. Das können wir uns nicht leisten.«
    Ich hatte keine Wahl, ich musste klein beigeben. Ewalds Versuch, mehr über das Sans Soucis zu erfahren, schien Kreise gezogen zu haben.
    »Als Erstes fährst du mal zurück nach Westberlin ...«
 
    »Du siehst ja beschissen aus. Komm, trink einen Korn«, sagte er und schob er mir den Küchenstuhl unter. »Erzähl mal. Was hat der Anrufer gesagt?«
    Meine Gedanken fuhren Achterbahn. Ewald zog seine Uniformjacke und den Wintermantel an. Schnallte das Koppel mit der Pistole um. Sah auf die Uhr. Er musste zum Dienst.
    Sollte ich ihm sagen, was ich tun sollte, um meine Tochter zu retten? Konnte ich ihm überhaupt vertrauen, nachdem der oder die Entführer schon über seinen Versuch, etwas über das Sans Soucis zu

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