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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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von Berlin. Und wenn Sie uns nicht mehr finden ... nur nach der Linie 25 fragen. Gute Fahrt!« Dann war er wieder auf seinen Posten gerannt.
    Puh. Ich atmete tief durch. Jetzt stand mir die westdeutsche Kontrolle bevor. Auch hier rollte ich langsam an. Zwei gelangweilte Grenzschützer, ohne Waffen, stellten sich mir in den Weg.
    »Papiere bitte und Kofferraum öffnen.«
    »Wozu?«, begehrte ich auf. »Ich bin Westdeutscher, und der Wagen ist im Westen gemietet. Was soll das? Sind nicht schon längst alle aus dem Osten abgehauen, die rüberwollten?«
    Einer der Männer prüfte meine Papiere. Der andere durchsuchte den Kofferraum.
    »Eben. Es sind zu viele. Darunter ist auch jede Menge Gesindel, das wir hier auch nicht haben wollen.« Er reichte mir den Pass zurück. Der Kollege schloss den Kofferraum und nickte.
    »Danke. Sie können fahren. Aber ... den Wagen sollten Sie bald mal untersuchen lassen. Mit der Niveauregelung stimmt was nicht. Da setzen Sie an jedem Bordstein auf.« Er salutierte andeutungsweise.
    Jetzt war ich nass bis auf die Unterwäsche und die Socken. Jeder einigermaßen geschulte Beamte würde mir schon an der Transpiration ansehen, dass ich etwas zu verbergen hatte. Nur was? Das wusste ich selbst nicht. Eine beschissene Situation. Anders konnte ich das nicht bezeichnen. Aber ich war wieder in dem Teil der Republik, den Tausende von DDR-Bürgern für erstrebenswert hielten. Hunderte hatten an dieser Grenze ihr Leben riskiert, um hinüberzukommen. Viele waren gescheitert. Und ich? Was machte ich jetzt mit dieser tief hängenden Luxuskarosse hier? Ich suchte mir eine Würstchenbude, vor der ich parken konnte. Aß, trank, rauchte und fror. Den Wagen ließ ich keinen Bissen, keinen Schluck aus den Augen. Ohne den Stern auf der Haube sah er fast wie ein gestrandeter Wal aus.
    Das Telefon meldete sich.
    »Na geht doch«, meldete sich die verzerrte Stimme. »Wusste, dass man sich auf dich noch verlassen kann. Du fährst jetzt zum Grunewald, Forsthaus Paulsborn. Da wartest du auf weitere Anweisungen.«
    »Und wenn nicht? Wenn ich diesen Wagen einfach zur Polizei fahre, die mal überprüft, warum der Niveauausgleich nicht mehr funktioniert?« Es war noch nicht einmal Trotz, der mich das sagen ließ. Ich war inzwischen genauso berechnend wie die unbekannte Gegenseite. Und die musste ich provozieren, sonst behielt sie The-Maria weiterhin als Druckmittel gegen mich in der Hand. Ich musste unbequem werden. Und das schnell.
    Die Stimme schwieg einen Moment. Die Leitung stand noch. Ich hörte Stimmen im Hintergrund.
    »Fahr zum Grunewald oder zur nächsten Polizei. Das ist deine Entscheidung. Du befindest dich auf einer Testfahrt, damit ich deine Ernsthaftigkeit überprüfen kann, ob du deine vietnamesische Tochter überhaupt wiederhaben willst. Wenn du zur Polizei fährst, wird sie nichts anderes als eine Menge Streusalz und ein paar Stunden später die Leiche von The-Maria finden.« Damit war das Gespräch beendet, und meine Gedanken begannen Kreise zu ziehen.
    Streusalz. Wer kam denn auf solch eine perfide Idee? Es war, wie Ewald vermutet hatte. Es war eine reine Überprüfung der Kontrollmechanismen am Grenzübergang. Wie würden die auf einen am Boden schleifenden Mercedes reagieren? Freundlich, wie ich feststellen musste. Fast mitleidig. Niemand würde von den Grenzern in Zukunft Verdacht schöpfen, wenn der Wagen wieder, dieses Mal mit »richtiger« Ware beladen, über die Grenze gekrochen kam. Oder waren sie bestochen? Daher die zwingende Vorgabe, welchen Grenzübergang ich jeweils zu benutzen hatte? Lief hier noch ein anderes Spiel, für das ich als Ablenkung eingespannt wurde? Wer war der Mensch hinter den Kameras im SM-Studio und dem Stimmverzerrer? Er kannte mich. Wollte aber selbst nicht in Erscheinung treten. Also kannte ich ihn auch.
    Ich kannte aus meiner Zeit in Vietnam nur einen, den die Kollegen »Sampan« genannt hatten. Ich wischte den Gedanken beiseite. Der war zu alt. Lebte vielleicht nicht mehr. Oder doch noch?
    »Scheißtyp«, fluchte ich und machte mich auf, das Ziel zu finden. Das Leben einer jungen Frau gegen Streusalz? Das war ein schlechtes Geschäft.
 
    Die Klimaanlage hatte ich auf höchste Temperatur gestellt. Irgendwie mussten meine durchschwitzten Kleider trocken werden, bevor ich mir den Tod holte. Die Richtung Grunewald hatte ich mir von einem Taxifahrer erklären lassen. Er hatte mir die Strecke sogar kurz skizziert. A 100, den Schildern nach Zehlendorf folgen,

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