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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Hohenzollerndamm, dann auf die Clayallee. Der folgen, bis das Schild »Forsthaus Paulsborn« rechts ab wies. Hier waren die Straßen vom Schnee befreit und mit Salz bestreut. Der Verkehr war mäßig.
    Etwas juckte mich im Nacken. Ein untrügliches Zeichen, dass sich etwas hinter mir tat. Ein weißer Golf folgte mir. Er war zusammen mit mir über den Grenzübergang Chausseestraße gerollt. Ich hatte ihm keine weitere Beachtung geschenkt.
    »Du spinnst langsam«, versuchte ich mich zu beruhigen. »Du leidest an Verfolgungswahn.«
    Wie viele weiße Golf mit DDR-Nummer gibt es?, hieb meine logische Gehirnhälfte dazwischen. Wie will der Unbekannte dich denn anders kontrollieren, als dir einen Beobachter auf den Hals zu hetzen?
    Ich wurde langsamer. Der Golf auch. Ich beschleunigte. Der Golf auch. Jetzt reichte es mir, und ich fuhr auf den Standstreifen. Hielt an. Der Golf fuhr weiter.
    Na siehste. Allet nur Spinnerei, berlinerte die rechte Gehirnhälfte.
    Wer hatte nun recht? War es nicht eine Spinnerei, mit Streusalz in den Hohlräumen eines Wagens durch die Berliner Umgebung zu kutschieren? Salz war schwerer als Rauschgift, rechnete ich hoch. Wenn das, was als Mineral im Wagen stecken sollte, Opium war, dann fuhr ich hier ein paar Millionen Mark spazieren.
 
    Der Grenzer vom Vortag hatte wieder Dienst an der Bornholmer Straße. Wieder die gleiche Prozedur. Aussteigen. Pass. Mitkommen. Ich hatte es auf der Rückfahrt drangegeben, mich noch über irgendetwas zu wundern. Nur war mir langsam klarer geworden, was hier für ein Spiel getrieben wurde. Alles was mir nur noch fehlte, war der Drahtzieher hinter allem - und meine Tochter.
    Hauptwachtmeister Ewald Steiger blätterte in meinem Pass, als kenne er mich nicht. Er reichte ihn zurück und zog sich seinen Wintermantel ohne Waffenkoppel an.
    »Machen Sie Pause. Trinken Sie Kaffee. Ich kümmere mich selbst um diesen Herrn«, wies er den Grenzer an.
    »Fahren Sie den Wagen rechts ran. Ich habe Befehl, ihn zu durchsuchen.« Er sprach es laut. Die Besatzung im Büro musste ihn hören.
    »In welcher verdammten Scheiße steckst du?«, knurrte er draußen und durchsuchte den Wagen. Es war mehr eine Geste für seine Kollegen als eine wirkliche Durchsuchung. »Wir haben schon wieder einen Toten. Phong ist mit abgeschlagenem Kopf in der Nähe dieses Etablissements gefunden worden.« Ewald kroch auf und unter den Beifahrersitz. »Die Methode ist nicht russisch. Da steckt die Vietnam-Mafia hinter. Die enthaupten ihre abtrünnigen Leute.«
    Er kramte weiter. »Außerdem scheinst du komplett lebensmüde zu sein. So bekommst du deine Tochter auch nur noch als Tote zurück. Also, was soll der Scheiß? Das ist doch nicht der Wagen von heute Mittag?«
    »Wie kommst du da drauf? Natürlich ist das derselbe Wagen«, versuchte ich zu lügen.
    Ewald ging um den Mercedes S-Klasse, grünmetallic, herum und schüttelte den Kopf. »Halt mich nicht für blöd. Mein Kollege von der Chausseestraße hat mich über den Zustand des Wagens informiert, in dem du ausgereist bist. Ihr habt unsere Regierung überschätzt. Aber versuche das nicht mit uns kleinen Beamten. Das Kennzeichen stimmt«, murmelte er. »Unser Werkstattmeister sagte, dass die Reparatur der Niveauregulierung bei diesem Wagen mindestens zwei Tage dauert. Und diese scheint ja wieder zu funktionieren. Also, wo ist das Zeug, das in dem Wagen war.«
    Ich zuckte die Schultern. »Du hast mich doch darauf aufmerksam gemacht, dass etwas mit dem Wagen nicht stimmte. Die Regulierung hat sich von selbst erholt. Eben deutsche Wertarbeit.«
    Ewald nahm die Hände aus dem Mantel und nickte. »Na schön. Und der geklaute Stern auf der Haube hat sich von selbst ersetzt?« Er spielte mit dem Markenzeichen. Ich fluchte innerlich. Das Ding war so selbstverständlich, dass ich daran nicht gedacht hatte, dass der bei dem ausgetauschten Wagen gefehlt hatte.
    »Um neunzehn Uhr, wie gehabt, Zum Jahnstadion. Fahr jetzt.« Kopfschüttelnd zog er sich in sein Büro zurück.
 
    Die Grenzen waren noch nicht für jedermann so durchlässig, wie ich das im Rest Europas kannte. Die Grenzöffnung war einfach nur ein Schwächeanfall und somit das Zugeständnis eines zusammenbrechenden Regimes. Aber die Kontrollmechanismen der Stasi-Beamten waren noch aktiv. Auch wenn Ewald auf meiner Seite zu stehen schien, so richtig von Herzen war er nicht dabei. Ich musste vorsichtig sein. Vielleicht verband uns nur die Freundschaft unserer Töchter. Und seine war tot. Das konnte

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