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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Gemeinschaft. Eine Familie.«
    »Und, was machst du dann hier?« Die Frage tat mir sofort leid. Aber sie war genauso wenig zurückzunehmen, wie man eine abgeworfene Bombe zurückholen konnte.
    Der Mönch lächelte. »Ich mache gerade Außendienst. Das muss jeder von den Mönchen einmal im Jahr für drei Monate machen, um als Bettler durch das Land zu ziehen. Wir brauchen auch Geld.«
    Nicht schon wieder, stöhnte ich in mich hinein. Kleiner Drache hatte sich einen Versorger geangelt. Nun kam die ganze Familie zusammen, um mich anzuzapfen. Jetzt war ich schon vom Büffel auf den Mönch gekommen. »Du wirst viel Geld brauchen«, hatte Brian gesagt. Und er war mit einer Vietnamesin verheiratet. Kein Wunder, dass er, egal für wen, zusätzlich arbeiten musste. Auch wenn es für die CIA war. Die zahlte wahrscheinlich besser als jede Zeitung. Aber zwei Familien auf zwei verschiedenen Kontinenten, das war schlimmer, als Alimente zu zahlen. Aber so weit war ich noch nicht.
    »Wie viel brauchst du? Ich meine, dein Kloster?«
    Der Mönch lächelte, als wäre mein unwirscher Ton an ihm vorbeigegangen.
    »Nichts. Nur einmal in einem Hotel in Saigon baden. Den Rest erbettle ich mir schon.«
    Es war zum Verzweifeln. Der Mann sprach Deutsch. Aber die Zwischentöne schien er nicht verstehen zu können ... oder zu wollen.
    »Woher kommst du? Wohin gehst du? Warum sprichst du meine Sprache?« Ich besah mir den Mönch näher. Er strahlte etwas aus, das ich bisher nicht kannte. Souveränität. Ruhe und Freundlichkeit. Das Gesicht und die Kopfhaut braun gebrannt. Die Hände feingliedrig. Aber von harter Arbeit geprägt.
    Er lächelte in den Teebecher und nickte.
    »Ich wusste, dass ich dich mit meinen Sprachkenntnissen überrasche. Aber so kommt man mit fremden Kulturen schneller in Kontakt. Oder war es mit ... wie nennst du sie, Kleiner Drache ... anders? Würde sie nicht Französisch verstehen, würdet ihr euch nie verstanden haben.«
    Der Mönch drehte die Tontasse wie eine Gebetsmühle in seinen Händen. Ein qualmendes Kampfflugzeug überflog in niedriger Höhe die Reisfelder. Der Pilot würde irgendwo zur Bruchlandung ansetzen müssen. Er suchte einen geeigneten Platz. Die Dämme um die Felder waren ein Hindernis für eine kontrollierte Landung.
    »Kleiner Drache. Das ist ein schöner Name. Sie ist eine starke Frau. Wie ihre Mutter. Und sie beherrscht das Wasserpuppenspiel wie ein Mann.« Der Mönch lächelte in die Sonne. Ein angeschossenes Kriegsgerät schien ihn nicht zu interessieren.
    »Ja, wo komme ich her? Wo will ich hin? Woher kenne ich mehrere Sprachen? Das sind gute Fragen.«
    Dann schwieg er wieder. Die Mutter brachte neuen Tee und ging Kleiner Drache beim Ausladen des Peugeot helfen.
    Zweihundert Dollar für Wasserbüffel. Einhundert schien der Vater dem Sohn gegeben zu haben, um die nötigsten Vorräte einzukaufen. Und der Kamikaze trieb jetzt den Büffel durch das Reisfeld. Bahn für Bahn. Hin und zurück. Hin und zurück. Haushalt war Frauensache. Der Büffel schien unter den Befehlen eines Mannes, auch wenn er erst dreizehn Jahre alt war, schneller zu laufen.
    »Mein Bruder und ich haben unsere Eltern sehr früh verloren. Sumpffieber. Eine Tante lieferte uns bei den Mönchen von Sanmonorom ab. Sie konnte uns nicht ernähren. Dort wuchsen wir auf. Da war ich acht und mein Bruder vier Jahre alt. Mit dreizehn hatte mein Bruder das Kloster satt und machte sich allein in die Welt auf. Ich blieb.«
    »Sanmonorom? Wo liegt das?«, fragte ich.
    »Etwa einhundertfünfzig Kilometer nordwestlich von Saigon. Gleich hinter der Grenze von Vietnam nach Kambodscha. Wir sind das einzige verbliebene Zen-Kloster in dieser Region.«
    »Was ist mit den anderen Klöstern?«
    Ich hatte einiges über diese Klöster gelesen. Aber begriffen hatte ich ihre Philosophie nie. Sie beteten Buddha nicht an. Sie hatten überhaupt keine sakralen Gepflogenheiten. Sie waren Philosophen des eigenen Ichs. Wohltätig, aber sehr streitbar. Karate, diese Kampfsportart, sollte ihre Erfindung sein, damit sich die Wandermönche gegen Überfälle schützen konnten.
    »Die anderen gibt es nicht mehr. Die politische und wirtschaftliche Situation lässt es schon seit der Franzosenzeit nicht mehr zu. Wir wurden entweder christlich unterwandert oder politisch verboten.«
    Ein Karren mit zwei Büffeln kam den Damm entlanggeschlichen.
    »Da ist mein Bruder.« Gnong Duc sprang auf und eilte dem Gespann entgegen.
    Der alte Mann hatte es geschafft. Zwei Jungbüffel. Von

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