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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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einem Karren hatte er nichts gesagt. Oder hatte er mich bei den Preisangaben für die Tiere ...? Ich verbiss mir die Frage.
    Auch der Karren war mit allerlei Werkzeugen bepackt. Dreihundert Dollar. Was waren dann die Büffel wert? So viel wie zwei Steaks in einem deutschen Supermarkt? Ich musste noch viel lernen.
 
    Die Nacht war lang und warm. Der Tag hatte sich fast laut- und farblos verabschiedet. Langsam lernte ich die Wetterregeln. Abendrot bedeutete Regen.
    Kleiner Drache und ihre Mutter hatten sich aus den Vorräten bedient. Schweinefüße mit Gemüse in einer Reissuppe mit Brot, das die Frauen im Lehmofen gebacken hatten. Eine Süßspeise aus Sojamus.
    Alte Reifen wurden angezündet und dienten mit ihrem beißenden Geruch als Lagerfeuer. Die Familie redete und redete. Eine Flasche mit Reisschnaps machte die Runde.
    Auch der Mönch rauchte Opium. Die Pfeife ging wie bei Indianern von Mund zu Mund. Die Kinder wurden nicht ausgespart. Sie machten die Arbeit der Erwachsenen. Also sollten sie auch an deren Lohn teilhaben. Die jungen Menschen waren hier viel älter als wir behüteten Europäer. Waren sie deshalb immer wieder in Kriege verwickelt worden, die sie nicht provoziert hatten?
    Bei Gelegenheit würde ich das mit dem Mönch diskutieren. Vielleicht erfuhr ich dann mehr über ihn, als er momentan bereit war zu sagen.
 
    Der Morgen hatte mit dem ersten Hahnenschrei begonnen. Kleiner Drache und ich hatten uns wieder die Lieferwagenpritsche mit Hühnermist geteilt. Der Mönch hatte vor dem Haus in Meditationsstellung geschlafen. Alles war vor mir auf den Beinen und schnatterte aufgeregt herum. Die Mutter besah sich kurz meine Wunde. Klebte eine Mullbinde darauf, die aussah, als sei sie in Sojasauce getränkt.
    »Du kannst jetzt wieder ohne Windeln in deine Hose«, meinte Kleiner Drache. Der Mönch lächelte. Die Frauen bereiteten das Frühstück zu. Die vom Abend übrig gebliebene Reissuppe mit Hühnerinnereien. Die Hühner selbst sollte es später geben.
    »Was ist denn hier los?«
    Gnong Duc lächelte. »Es ist ein großer Tag für Kleiner Drache. Sie versucht als Wasserpuppenspielerin in die Männerdomäne einzudringen. In Chau Doc ist heute ein Wettbewerb am schwimmenden Markt für die Spieler aus der Region. Es geht um die Landesmeisterschaft in Da Nang. Hast du das schon mal gesehen?«
    »Da Nang? Da ist doch Krieg.«
    Der Mönch lächelte. »Ja, da ist Krieg. Aber der kann nicht ewig dauern. Es ist Tradition, dass dort die Meisterschaften ausgetragen werden. Wenn nicht heute, dann morgen. Kein Krieg der Welt kann diese Tradition unterbrechen. Er kann sie nur zeitlich verschieben. Mehr nicht. Auch wenn der Meister heute durch seine Nachkommen ersetzt werden muss, weil er krank oder inzwischen gestorben ist. Erst einmal muss der Titel gegen die lokalen Herausforderer verteidigt werden. Der Titel bleibt dann so lange in seiner Familie, bis es die Zeit für die Endausscheidung zulässt. Und mein Bruder war der letzte Meister von Gesamt-Vietnam. Er hat seine Ehre zu verteidigen.«
    »Wann war das?«
    Der Mönch überlegte. »Kann schon zwanzig Jahre her sein. Ich weiß es nicht mehr genau. Aber die Geschichte vergisst nichts.«
    Ich setzte mich auf die Bank und sah der Hektik der Familie zu. Unter »Ehre« und »verteidigen« verstand ich etwas anderes, als mit schwimmenden Puppen zu spielen.
    Die Männer schleppten ein Ungetüm aus der Hütte. Ich hatte es flüchtig bemerkt und für einen Teil der Dachkonstruktion gehalten, das den First stützte.
    Es war ein Drache. Zwei Meter lang. So lang wie ein ausgewachsener Kaiman. Die Panzerung mit den aufgestellten Hornfortsätzen war feinste Holzarbeit. Bemalt in allen Farben des Regenbogens. Das mit Zähnen bewehrte Maul maß allein einen halben Meter. Wie wollten sie dieses Ungetüm transportieren? Und gar an Fäden im Wasser bewegen? Dazu hatte Kleiner Drache nicht die Kraft. Das Ding wog mindestens hundert Kilo und würde so weit ins Wasser eintauchen, dass es unlenkbar wurde.
    Kleiner Drache überprüfte mit dem Vater die Gelenke. Schwanz und Kopf ließen sich horizontal und vertikal bewegen. Die Beine mit Krallen von Hühnern imitierten Schwimmbewegungen. Das Gebilde könnte in jedem Horrorfilm als Statist mitmachen. So wie es da im Staub lag, sah es wie ein dösendes Krokodil aus.
    »Daran hat mein Bruder zehn Jahre gearbeitet«, berichtete der Mönch. »Die Führungen werden erst im Wasser angebracht. Dann ist es für die Herausforderer zu spät, sie noch

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