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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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nicht besonders gut mit mir. Es bestand darauf, dass ich keinerlei Chancen hatte, mich vor der Gewalt zu drücken.
    Der schwarze Sergeant sah mich nachdenklich an.
    »Sir, Sie sind Zivilist. Hier wird nicht bezahlt. Es geht alles auf das Konto dessen, der Sie einlädt. Auf wessen Einladung sind Sie also hier?«
    »Leutnant Oliver. Ich erwarte ihn hier.« Ich kämpfte mit meinem Zorn. Ein Unteroffizier tat im Offizierskasino Dienst. Sofort hatte er sich in die Reihe der Elite eingefügt. Das war Krieg im Krieg. Und was machten diese Unterschiede im Kampf? Geh du vor, Nigger. Teste mal, ob geschossen wird? Geht alles auf mein Konto im Kasino.
    »Tut mir leid, Sir. Leutnant Oliver hat sein Konto diesen Monat schon überzogen. Da darf ich nichts mehr eintragen.«
    Die Krankenschwester beobachtete uns. Sie schmunzelte. Lächelte sogar. Sagte aber nichts. Rauchte nur.
    »Dann nehmen Sie das Konto von ...« Einen Moment lang überlegte ich. Oberst Nguen anzugeben war wohl nicht das passende Konto. Das konnte wirklich Ärger geben. »Dann nehmen Sie das Konto von Major Brian Eppstein.«
    Der Barmann ging die Listen durch und nickte.
    »Er ist hier als Colonel geführt. Aber egal. Das Konto ist noch nicht belastet. Nehmen wir den.«
    Die schwarze Krankenschwester lächelte. Prostete mir zu. Nickte nur auffordernd. Ich verstand es als Ankündigung, die Grenzen dieses Mannes zu erkunden. Ab wann würde er seine Befugnisse überschreiten? Das Spiel gefiel mir.
    »Dürfen wir uns auch an einen Tisch setzen?« Der Barmann nickte.
    »Natürlich, Sir. Colonel Eppstein lädt ein. Fühlen Sie sich wie zu Hause.«
    Die Schwester kicherte hinter vorgehaltener Hand.
    »Dann bring uns mal eine ganze Flasche Whiskey, Jack. Geht alles auf Colonel Eppstein. Wir setzen uns dort in die Ecke und warten auf unseren spendablen Gastgeber. Und Erdnüsse auch gleich.«
    »Ihr könnt mich alle mal«, knurrte der Barmann. »Ich bin hier ...«
    »Rede nicht so einen Scheiß«, fiel ihm die Schwester ins Wort. »Wenn hier jemand für etwas verantwortlich ist, dann sind es Colonel Eppstein und ich. Eppstein für die Getränke und ich für deinen Tripper. Entweder Whiskey oder keine Behandlung mehr. Dann muss ich Meldung machen.«
    Ihr Gesicht verwandelte sich in einen einzigen süffisant lächelnden Schokoladenpudding.
    »Miststück, verdammtes. Ich kann nur hoffen, dass noch ein Offizier kommt, der das bestätigt, was ich hier aufschreibe«, fluchte der Barmann.
    »Deinen tropfenden Wasserkran kann und muss ich dir bestätigen. Also mach hier keinen Zirkus.«
    Der Barmann polierte Gläser. Er war in seiner männlichen Ehre gekränkt und schmollte.
    »Tut mir leid, Sir. Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Ihre Krankenakte kenne ich.« Sie goss sich das Glas randvoll. Zündete eine neue Zigarette an.
    »Ich bin Sergeant Major des Lazaretts hier. In meinem Pass steht Michelle Bloomberg, aber alle nennen mich Micky ... nicht Mouse.« Sie lachte herzhaft. »Dritte Generation eines alten Handelshauses in Missouri. Abtrünnige Tochter mit einem abgebrochenen Medizinstudium, die nie Lust hatte, Kauffrau zu werden. Und da suchte die Army entsprechende Fachkräfte für Auslandseinsätze. Und siehe da, wo bin ich gelandet? Hier. Ist das nicht eine Karriere? Von einem behüteten Elternhaus in diesen Sumpf? Das ist doch ein Scheißjob, hier jeden Tag diese Krieg spielenden Kinder zusammenzuflicken. Cheers.«
    Ich sah mich zwischen zwei Welten. Hier mein kleiner Kampfdrache, der sich bis an die Zähne bewaffnete und nicht die geringsten Skrupel zu kennen schien, seinen Kopf durchzusetzen. Und wenn es mit Mord und Diebstahl war. Dort eine Schwarze aus dem geächteten Süden Amerikas, die es immerhin zu einem Posten in der Armee gebracht hatte und sich redlich darum bemühte, Einsatztruppen wieder zusammenzuflicken. Zwei völlig verschiedene Charaktere. Wenn Micky zwanzig bis dreißig Kilo weniger hätte, ich wüsste nicht, für wen ich mich entscheiden sollte. Ihre deftig herzliche Art lag mir mehr. Wenn ich ehrlich war. Aber wollte ich das? Ich brauchte einen Auftrag und keine Frau.
    Nein. Micky war einfach nur lieb. Zu lieb. Dass sie mich wieder mit Begeisterung zusammenflicken würde, dessen war ich mir sicher. Aber sonst? Sonst war sie mir doch zu ungewohnt. Ich war auf Angriff aus. Und dieser Einstellung kam Kleiner Drache näher.
 
    »Hier steckt ihr.« Leutnant Oliver zog sich einen Stuhl heran und bestellte.
    Micky grinste. »Geht nicht, Leutnant. Ihr Konto

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