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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Anwesenheit besteht?«
    Oliver verzog das Gesicht und hob kurz die Schultern.
    »Das ist geheime Kommandosache. Darf ich dir nicht sagen. Nur so viel, dass das Oberkommando einen von den Vermissten für den Maulwurf hält, der unsere Operationen an die Gegenseite verrät.«
    Meine Synapsen, leicht vom Alkohol umspült, fuhren wieder hoch.
    »Das heißt, ihr wollt die da gar nicht herausholen. Ihr legt sie beide um. Tötet sie, ohne festzustellen, ob es überhaupt jemand von den beiden ist?«
    Oliver erhob sich. »Das ist deine Version. Gute Nacht. Drei Uhr bei Hangar eins. Und überlege es dir. Ich würde nicht mitmachen, wenn das nicht mein Job wäre.«
    Jack rief durch den ansteigenden Lärm der Piloten noch etwas, das klang wie: » ... und wer unterschreibt mir das alles hier?«
    Das Gewitter nahm apokalyptische Ausmaße an. Windböen fegten über das Gelände. Peitschten Wassermassen vor sich her, die wie die knöchernen Finger des Todes milliardenfach an die Baracken hämmerten. Der elektrische Strom fiel teilweise aus. Die Notaggregate sprangen an. Leere Kanister kullerten über die Fläche. Blieben irgendwo hängen, um von der nächsten Sturmfront in Baumhöhe katapultiert zu werden. Irgendwo gingen sie dann scheppernd zu Boden.
    »Da können Sie momentan nicht hinaus. Würden Sie für Colonel Eppstein unterschreiben?«
    Jack rollte treuherzig mit den Augen. Ich versuchte Eppsteins Unterschrift nachzumachen, so gut es ging. Auch ein betrunkener Colonol, Major oder was er nun wirklich war, änderte von Bar-Zustand zu Bar-Zustand seine Signatur. Wer würde das kontrollieren? Hauptsache es war irgendwo einer Vorschrift Genüge getan.
 
    Micky sortierte beim Licht einer nackten Glühbirne Verbandspäckchen auf einem Behandlungstisch. Sie fluchte. Ich verstand es nicht. Es war Südstaatendialekt. Ein Gemisch aus Englisch, Französisch und Mexikanisch.
    »Weiß-Arsch, kannst gleich darauf schlafen, wenn ich hier fertig bin.« Sie fluchte weiter und drehte sich kurz um. »Du musst lebensmüde sein, bei diesem Einsatz mitzumachen. Das ist als Selbstmordkommando angelegt. Da kommt keiner zurück.«
    Sie sortierte weiter und hakte Listen ab. »Du bist nass. Zieh die Klamotten und die Stiefel aus. Hast du wenigstens noch ein trockenes Zigarillo? Whiskey habe ich selbst hier«, murmelte sie beiläufig und sortierte und sortierte. Stopfte Päckchen für Päckchen in Gürtel, die etwas breiter und dicker als ein Militärkoppel waren. Ich zählte fünfundzwanzig, die über die Behandlungsliege hingen.
    Ich zog mich aus. Alles klebte an mir. Das Wasser war in die Stiefel gedrungen. Die Socken konnte ich wegwerfen. Was war noch Regen, was Schweiß? Nach dem Gewitter hatte es nicht abgekühlt. Es war nur noch feuchter geworden.
    »Gibt es ein Handtuch?«
    Micky schüttelte den Kopf. »Besser, du gewöhnst dich gleich daran, im Einsatz nicht mehr trocken zu werden. Irgendwann beginnt alles Leder zu schimmeln. Du glaubst, am eigenen Körper zu verfaulen. Pinkel in deine Stiefel. Die sind zu neu und überstehen keine zehn Meilen. Aber vorher sind deine Füße so geschwollen, dass du nur noch mit einer Amputation da rauskommst. Also mach schon. Ich weiß, wie dein Piepmatz aussieht.« Sie rauchte. Nahm einen Schluck nach dem anderen aus der Whiskeyflasche und sortierte weiter.
    Selbstmordkommando? Erste-Hilfe-Gürtel? In meine eigenen Stiefel pinkeln? Was war abschreckender?
    Dass ich in Gefahr kommen könnte, das hatte mir schon die Ausfallquote meiner Kollegen mehr als deutlich gemacht. Aber im eigenen Urin herumzulaufen? Das hatte mir bisher noch niemand geraten.
    »Und, was soll das, wenn ich da reinpinkle?« Ich hielt die nassen Stiefel hoch.
    Micky seufzte. »Du bist wirklich ein Greenhorn. Durch deinen Schweiß verhärtet sich das Leder und schabt dir mit jedem Schritt das bisschen Fleisch von den Füßen. Bis auf die Knochen. Irgendwann betest du vor Schmerzen darum, dass dir jemand die Kugel gibt. Der Urin gerbt das Leder nachträglich. Hält es geschmeidig. Ich werde die Stiefel nachher noch mit einem Pulver ausreiben. Das beugt Ekzemen vor. Also piss endlich. Ich bin sofort fertig mit diesem Schwachsinn.«
    Ich tat wie gewünscht. Oder war es befohlen? In die eigenen Schuhe zu urinieren widerstrebte mir.
    »Den ganzen Inhalt?«, versuchte ich ein Maß zu erfahren. Das würde niemals mehr trocken.
    »Je mehr, desto besser.« Sie beschäftigte sich mit Papieren.
    Wie viel Liter fasste eine männliche Blase?
    »Was heißt

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