Saigon - Berlin Thriller
Zentimeter lang.
»Das dürfte die beste Waffe für dich sein, wenn du dich verteidigen musst. Messer sind für Journalisten nicht verboten und Klingen schwer zu handhaben. Auch zum Dosenöffnen dieses amerikanischen Corned-Beef-Fraßes geeignet. Aber der Dorn ... den nimmt keiner richtig wahr, bis er ihn im Bauch hat. Außerdem bleibt er nicht zwischen den Rippen stecken wie eine flache Klinge, die nicht richtig geführt wird. Musst nur kraftvoll zustechen.«
Zustechen. Wir schwitzten. Es war eine leidenschaftliche und heftige Stunde gewesen. Ich hatte mich mit diesem Mordwerkzeug für Dosen und Bauchhöhlen vertraut gemacht. Wer mehr von uns schwitzte, war nicht festzustellen. Das Bett triefte. Kleiner Drache lag wieder auf meinem Flugdeck und atmete sanft und gleichmäßig.
»Woher hast du das Geld?«, flüsterte ich.
»Von dir«, kam es schläfrig zurück.« Tiefes Durchatmen. »Ich habe die vier beklaut, die dich beklauen wollten. Dabei kamen mehr als 1000 Dollar zusammen. Bist du jetzt zufrieden?«
Oberst Nguen war übelster Laune. Ich auch. Der Peugeot blies seine Abgase nur noch durch den Krümmer. Der Rest lag in irgendeinem Bombenkrater.
Nur Ali schien zufrieden zu sein.
»Ihr Geheimdienstler geht mir auf die Nerven«, polterte Nguen. Zündete sich eine Zigarette an. Die vorherige kokelte im Aschenbecher vor sich hin.
»Immer wenn ihr ein Problem habt, dann taucht ihr aus der Versenkung auf und wir können es ausbaden. Wissen Sie, Colonel Sharif, wie viele Verluste ich pro Tag habe?«
Colonel Sharif? Etwas musste mir entgangen sein. Ali hatte Oberst Nguen nur ein Dokument übergeben. Woraufhin der wütend geworden war.
»Mir fehlen inzwischen jeden Tag mehr als fünfzig Leute. Und da soll ich eine Hubschrauberstaffel opfern, nur um eure beiden Idioten zu finden und zu befreien? Was wollten die überhaupt in Kambodscha?«
Ali lächelte süffisant.
»Geheime Kommandosache, Oberst Nguen. Sie sehen, dass es um wichtige Leute geht. Wann kann ich über die Truppe verfügen?«
Nguen spielte mit einem Messer. Wippte mit seinem Stuhl. Dachte nach. Griff zum Sprechfunkgerät und bellte Befehle ins Mikrofon. Ein Unteroffizier stand wie eine Salzsäule neben der Tür der Baracke und wartete auf weitere Befehle.
»Na geht doch«, meinte Ali grinsend. »Diese Typen brauchen nur Druck und das nötige Schreiben.«
Ich trabte in meiner neuen Kampfuniform, den neuen Stiefeln und mit meinen Kameras neben ihm her.
»Kannst du mir mal sagen, was wir hier wollen und warum der Oberst so sauer ist? Und wieso nennt er dich Colonel? Das ist auch ein Oberst. Ich denke du bist bei Le Monde?«
»Nichts ist, wie es aussieht. Verlass dich lieber auf deine Fotos. Die sind ehrlicher.« Ali steuerte eine Baracke an, die sich mit einem kleinen Schild als Einsatzzentrale auswies.
»Was macht dein süßer weißer Arsch?«, empfing uns Leutnant Oliver. Er strahlte. Seine Wunde war noch verpflastert wie meine am anderen Ende.
»Die schwarze Schwester schwärmt richtig von dir. Seither halte ich meinen Hintern auch nicht mehr in die Sonne. Vielleicht finde ich auf diese Weise mal eine vernünftige Frau.« Er lachte. Ali besprach sich mit einem Major in ... Viet.
Was für ein Spiel trieb er? Englisch war ihm zu anstrengend. Wir unterhielten uns auf Französisch. Nun war er auch noch Colonel und sprach die Landessprache. Die Visitenkarte dieses Eugene Guibaud, Directeur, geisterte durch meinen Kopf. Die unpassende Aufforderung auf Französisch von Kleiner Drache, dass sie Hunger hatte. Meine noch unpassendere Antwort, die mich als Kenner der Sprache entlarvt hatte. Alis wütende Reaktion darauf.
Oliver schob mich zur Tür hinaus. Wir suchten uns einen schattigen Platz. Es war schwül. Ein Gewitter und Milliarden von Mücken lagen in der Luft.
»Kannst du mir mal sagen, was wir hier tun?«
Wir rauchten meine Zigarillos, die Kleiner Drache wohl wieder irgendwo gestohlen hatte. Hubschrauber starteten und landeten.
»Gegenfrage«, hob Oliver an. »Was machst du überhaupt hier? Du scheinst von nichts eine Ahnung zu haben.«
»Habe ich auch nicht«, antwortete ich, ohne lügen zu müssen.
»Und so etwas schimpft sich Journalist«, knurrte Oliver.
»Vor drei Tagen habe ich Colonel Brian Eppstein und so einen fiesen französischen Journalisten mit seinem Kamerateam nach Kambodscha geflogen. Sie hatten eine Spur, wo sie den Sohn von Colonel Eppstein finden könnten. Wir hatten acht Stunden ausgemacht, bis ich sie an
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