Sailer und Schatz 01 - Das ist mein Blut
Gespräch. Ergab das alles irgendwo einen Sinn? Und was hatte Kronauer für Elisabeth Baarer-Weiher herausfinden sollen? Er musste mehr über die Geschichtswissenschaftlerin erfahren.
»Sie sagten, sie wären Frau Baarer-Weiher begegnet? Was für eine Person ist sie?«, wandte er sich wieder an seine Gesprächspartnerin.
An dieser Stelle lachte Klara zum ersten Mal, und ihre Augen verloren für einen Augenblick den dunklen, besorgten Ausdruck. »Sie wissen doch, wie das ist«, meinte sie. »Ich war ja nicht mehr mit Dietmar zusammen, aber man fragt sich trotzdem immer – was findet er denn an der?« Wieder das leichte Schulterzucken. »Natürlich war das einfach seine Art. Er mochte alle möglichen Sorten von Frauen.«
»Wie sagt man neudeutsch? Ein Womanizer?«
»Keine Ahnung«, lachte Klara. »Ich dachte immer, das sei ein neumodischer Cocktail.« Rainer fand es plötzlich lästig, sich auf den Fall konzentrieren zu müssen, riss sich aber am Riemen. »Okay, also das ist das … sonst noch etwas zu Frau Baarer-Weiher?« Das war definitiv kein lehrbuchmäßiger Fragestil.
»Sie ist wahnsinnig elegant«, erklärte Klara. »Die Art von Frau, die immer passend angezogen ist und immer das Passende sagt und tut und wahrscheinlich sogar denkt. Na ja. Jedenfalls hat er sie am Montag angerufen. Und später hat er dann noch ein längeres Gespräch geführt, da waren wir am Ufer, und er ist dazu weggegangen.«
»Könnte er noch mal mit ihr gesprochen haben?«
Sie schüttelte den Kopf. »Glaub ich nicht. Er hat einen Zettel herausgesucht, auf dem er sich Notizen gemacht hat, und er musste die Nummer von dem Blatt ablesen. Das war niemand, den er gut kannte. Aber Sie können die Nummer gerne notieren und nachsehen.« Sie zog ihr Handy aus der Jackentasche. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis Rainer verstand. »Er hat Ihr Handy benutzt?«
»Seins war leer, da habe ich ihm meins gegeben. Hier – das müsste der Anruf sein …« Sie hatte die Liste abgehender Telefonate aufgerufen und deutete auf eine Nummer. »Ein längeres Gespräch, sagten Sie?« Die Anrufzeit war mit 14.13 angegeben, aber über die Dauer des Telefonats sagte das Anrufprotokoll nichts. Als Klara nickte, seufzte Rainer: »Kronauer hat es uns nicht eben leicht gemacht, seinen Tod aufzuklären. Zur Tatzeit hatte er sein Telefon nicht einmal dabei, und dann führt er auch noch Gespräche von anderen Handys aus …«
Dietmar Kronauers ehemalige Geliebte lächelte, und es lag etwas wie ein Rest Zärtlichkeit für den Toten in ihrer Stimme, als sie antwortete: »Das glaube ich, dass er es Ihnen nicht leicht gemacht hat. Ich denke, das hätte seiner Lebensphilosophie widersprochen. Das wäre ihm genauso zuwider gewesen wie gerade parken und auf dem Weg bleiben, wenn man auch querfeldein gehen kann.« Sie trank ihren Tee aus und schaute unauffällig auf ihre Armbanduhr. Rainer tauchte aus seinen Gedanken auf, die sich gerade nicht so sehr um den Fall gedreht hatten. »Sie wollen sicher gehen und Ihre Tochter abholen. Danke für Ihre Hilfe. Ich habe die Nummer notiert, und – na ja, falls Sie sich noch an irgendetwas erinnern sollten, rufen Sie an, ja?«
Er sah ihr nach, wie sie das Café verließ, ehe er sich etwas widerstrebend erneut an die Arbeit machte. Er bestellte noch einen Kaffee und tippte dann die Nummer ein, die Kronauer am Montag angerufen hatte. Er zählte sechs Freizeichen und wollte schon aufgeben, als schließlich doch jemand den Anruf annahm. »Surfschule Windsbraut , Bernd Kahlert am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
Na bravo, dachte Rainer, von wegen heiße Spur. Wahrscheinlich wollte Kronauer bloß Surfen lernen. Trotzdem erklärte er höflich, dass er in dem Todesfall ermittle, von dem sein Gegenüber sicher gelesen habe, und fragte ob sich Herr Kahlert oder einer seiner Mitarbeiter erinnern könne, am Montag ein längeres Gespräch mit einem Mann namens Dietmar Kronauer geführt zu haben. Der Mann zögerte eine Weile, dann sagte er unsicher: »Ich … doch, ich glaube, schon. Er hat sich für einen Segelkurs interessiert, sagte er. Ich glaube – Kronauer, sagten Sie? – ich glaube, das war der Name. Warten Sie, ich habe seinen Namen und seine Telefonnummer notiert – das machen wir bei potentiellen Kunden, wissen Sie … ja, hier ist es, Kronauer, aus Nürnberg, und die Telefonnummer. Soll ich sie Ihnen geben?«
»Danke, wir haben seine Nummer«, seufzte Rainer enttäuscht, erinnerte sich dann aber daran, dass man bei
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