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Sailer und Schatz 01 - Das ist mein Blut

Sailer und Schatz 01 - Das ist mein Blut

Titel: Sailer und Schatz 01 - Das ist mein Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Arenz
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Biegung zu schnell genommen hatte und auf die linke Spur geraten war, hatte das Steuer herumreißen müssen und war dabei ins Schleudern geraten. Schließlich war er, mit einem Rad über dem Straßengraben hängend, liegen geblieben.
    Der Rest war einfach, wenn auch etwas verwirrend. Denn die Fahrerin des anderen Wagens war aus ihrem Auto ausgestiegen und beteuerte entsetzt und händeringend gegenüber den beiden mittlerweile dazugestoßenen Verfolgern, dass der Mann einfach auf die Straße herausgeschossen sei und sie nichts habe tun können, um es zu verhindern, aber sie würde sofort die Polizei anrufen. »Großartig«, stimmte Rainer zu und lief zu dem Fluchtauto hinüber. »Vorsicht«, warnte sein Begleiter und hielt ihn zurück. »Erst mal sehen, ob er was zum Kämpfen gefunden hat.«
    Aber ein Blick durch die schlammbespritzte Frontscheibe des Geländewagens zeigte, dass Bernd Kahlerts wahnsinnige Energie mit dieser letzten Flucht erschöpft war. Er blutete ein wenig an der Stirn und antwortete nicht, als Rainer ihm mitteilte, dass er vorläufig festgenommen sei, dass er nichts zu sagen brauche und dass ein Krankenwagen unterwegs sei. Er schien am Ende zu sein, sein Gesicht unter der kleinen Platzwunde an der Stirn war totenblass, und die braunen Augen wirkten kraftlos, waren aber durch den Schock weit aufgerissen. Er hätte Rainer leid getan, wenn er nicht den Anblick des toten Kronauer vor Augen gehabt hätte, mit der klaffenden Stichwunde am Hals und dem ausgeflossenen Blut, das sich auf dem Geröll mit dem Regen mischte. Außerdem war er durchgefroren, seine Kleider trieften vor Nässe und sein Auto war hinüber; da blieb für Mitgefühl nicht mehr viel Raum.
    »Was für eine Nacht, Kollege Sailer«, bemerkte Gollwitzer, als sie zwanzig Minuten später in einem geheizten Polizeiauto saßen, jeder einen dampfenden Kaffeebecher in der Hand.
    »Kannst gerne du sagen. Ich bin der Rainer.«
    »Bernd«, erwiderte Gollwitzer und streckte ihm die Hand hin. Rainer sah den uniformierten Polizisten einen Augenblick lang irritiert an, dann schlug er ein. »So lang’s nicht Bernd Kahlert ist, soll es mir recht sein«, sagte er lächelnd.

 
    43
    Margarete Hofmann hatte sich ihrer Verhaftung auf andere und endgültigere Weise entzogen. Wenige Minuten, nachdem Eva die Einsatzkräfte informiert hatte, dass Kahlert ans Igelbachseeufer zurückgekehrt und mit ihrem Polizeiwagen geflüchtet war, wurden sie und Herwig Römer von einigen Kollegen in Uniform aufgenommen. Fünf Minuten später erreichte sie die Meldung, dass Bernd Kahlerts Flucht zu Ende war. »Sie haben ihn«, seufzte Eva erleichtert. »Die Schuhe hat er natürlich im See versenkt … Egal, wir haben hoffentlich genug, um ihn zum Reden zu bringen.«
    Wieder ein paar Minuten später erfuhren sie, dass Bernd Kahlerts Frau voller Sorge bei der Polizei angerufen hatte, weil in Margarete Hofmanns Wohnung niemand auf ihr Klingeln reagiert hatte. Ihr Mann, der sonst nach der alten Frau schaute, war noch nicht zurückgekommen, und auch die Besorgnis darüber war ihr anzuhören gewesen.
    Eva ließ die Kollegen sofort zum Windhof aufbrechen und bestellte einen Krankenwagen dazu, aber sie kamen zu spät. Die kunstvollen Wandteppiche hatte sie alle abgenommen und mit den Bildern nach unten auf den Boden gelegt – als habe sie sie in den letzten Minuten nicht anschauen wollen. Oder als habe sie diesen ihren Schätzen den Anblick ihrer letzten Minuten ersparen wollen. Auf dem Beistelltisch, der Rainer vor drei Tagen zuerst hatte stutzig werden lassen, standen fein säuberlich die leeren Medikamentenschachteln aufgereiht. Margarete Hofmann war in ihrem Bett gestorben, und trotz allem, was sie von ihr wusste, hoffte Eva, dass ihr Tod nicht zu qualvoll gewesen war. Das wächserne, leblose Gesicht gab nichts preis. Herwig Römer trat einen Schritt vor und zeichnete ihr mit der rechten Hand ein Kreuz auf die Stirn. Dann murmelte er etwas, und Eva, die einen Psalm oder ein Gebet erwartet hatte, schauderte, als sie seine Worte verstand: »Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert.« Er sagte es leise, als ob er mehr für sich spräche als für jemand anderen.
    Eva betrachtete sich als Atheistin oder zumindest als Agnostikerin, aber diese Worte in dieser Situation schockierten sie aus irgendeinem Grund. »Herwig«, flüsterte sie scharf.
    Der Pfarrer sah sie an, Überraschung spiegelte sich in seiner todernsten Miene. Er schaute wieder auf die Tote

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